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Der Teufel mit den blonden Haaren

Der Teufel mit den blonden Haaren

Titel: Der Teufel mit den blonden Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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die Geliebte dieses Einbrechers und deckt ihn jetzt. Wenn du für deinen Vater etwas tun willst, dann erfinde einen Grund, vom Essen wegzubleiben und laufe wie ein Jagdhund so lange ums Haus, bis Walther fort ist. Wenn er Gaby bei uns erwischt, sind wir geliefert. Er würde Paps und uns alle hochgehen lassen.“
    „Sabine!“
    Toni fühlte die Verzweiflung seiner Schwester. Er legte einen Arm um ihren Hals.
    „Binchen, nimm es nicht so. tragisch. Du wärst mit diesem Burschen doch nicht glücklich geworden, ich bin froh, daß du wieder ganz zu uns gehörst. Soll ich ihm sagen, daß du krank bist? Ich schicke ihn glatt weg, ich mochte ihn ja noch nie besonders...“
    Sie schrie ihn an.
    „Sei endlich still! Laßt mich doch alle in Ruhe! Und wenn du nicht aufpaßt, wird ihm Gaby noch genau in die Arme laufen... Himmel, ich kann euch alle nicht mehr sehen! So verschwinde doch endlich!“
    „No, no“, machte Toni verdutzt. Murmelnd verließ er das Zimmer seiner Schwester. Dann kam ihm die Gefahr zum Bewußtsein, in der sie alle schwebten, solange Walther Scheurich noch im Hause war.
    „Telefon“ rief er ins Wohnzimmer hinein, wo er seine Mutter und Walther zusammen stehen sah. „Mutti, Telefon für dich.“
    Frau Ingrid kam heraus.
    „Für mich — ist es Papa? Ich weiß gar nicht, er wollte doch gleich wieder herauskommen. Wer ist es denn...“
    Toni nahm sie beiseite.
    „Mutti, sei vorsichtig, Sabine hat herausgebracht, daß Walther uns verpetzen würde, wenn er von Gaby etwas wüßte! Du mußt sehr vorsichtig sein, kein falsches Wort, kapiert? Sonst kann Vati einpacken. Ich gehe hinaus und werde Gaby abfangen, falls sie ausgerechnet jetzt... los, ‘rein zu Walther, erzähl ihm irgendwas. Und dann schau mal nach Bine, ich glaube, sie hat Fieber.“
    Er zog seinen Mantel an, setzte die Pelzmütze auf und verließ das Haus.
    Frau Ingrid überlegte eine Weile. Plötzlich erkannte sie, daß sie gebraucht wurde, zum ersten Mal in ihrer Ehe wurde etwas von ihr erwartet und gefordert, es lag jetzt in ihrer Hand, mit Walther unbefangen zu sprechen, alles in Ordnung zu bringen, was offenbar so gefährlich in Unordnung gekommen war.
    Sehr selbstsicher und fast heiter kehrte sie ins Zimmer zurück.

    *

    „Du mußt heute mit mir allein vorlieb nehmen, Walther“, sagte sie. „Wir beide müssen uns mächtig anstrengen, um mit dem Abendessen halbwegs fertig zu werden.“
    Walther hob überrascht den Kopf.
    „Ist Sabine...“
    „Sie hat Fieber, wahrscheinlich eine Grippe, sie brütet schon seit Tagen dran herum. Sie will nichts essen, aber bei Fieber schadet ein wenig Hungern ja nicht. Ich habe ihr zwei Tabletten gegeben, sie wird versuchen zu schlafen. Sie läßt dich grüßen und wird dich anrufen. — Wenn du mich noch einen Augenblick entschuldigst, ich bringe gleich das Essen.“
    Der junge Kriminalist fühlte, daß irgend etwas geschehen sein mußte.
    „Toni?“ fragte er, während Frau Ingrid schon unter der Tür stand.
    „Mußte noch rasch weg“, sagte Ingrid und wunderte sich darüber, wie leicht ihr die Lügen plötzlich von den Lippen kamen. „Am nächsten Sonntag ist Wettschießen in Tölz, Toni fungiert als Preisrichter, sie haben noch eine wichtige Besprechung.“
    „Ach so. Und Papa ist auch nicht hier?“
    Frau Ingrid tat erstaunt.
    „Sagte ich das nicht schon vorhin? Ein ehemaliger Studienkollege von ihm ist auf der Durchreise in München. Papa fuhr in die Stadt, um ihn zu treffen. Er wußte noch nicht genau, wann er heimkommt.“
    „So“, sagte Walther nur.
    Frau Ingrid hantierte rasch und zielsicher in der Küche. Auch sie spürte, daß etwas in der Luft lag, etwas merkwürdig Aufregendes, etwas Unbekanntes, und sie hatte keine Ahnung was gespielt wurde. Aber es mußte um das Mädchen Gabriele gehen, und diese Tatsache genügte ihr. Endlich einmal wurde nicht nur entschieden, über das Haus, über die Kinder, über sie selbst: jetzt hatte sie selbst ein paar Fäden in der Hand und war froh darüber.
    „So“, sagte sie, „laß es dir schmecken, Walther.“
    Es schien ihm nicht zu schmecken, er stocherte nur herum und kaute auf jedem Bissen. Ingrid plauderte über belanglose Dinge, ihre Heiterkeit war nicht einmal gespielt.
    Plötzlich fragte Walther:
    „Sag mal, Mutti — sagt dir zufällig der Name ,Gabriele Urban’ etwas?“
    Frau Ingrid zögerte nicht den Bruchteil einer Sekunde.
    „Gabriele Urban?“ fragte sie. „Sagt mir eigentlich nichts. Wer ist das?“
    „Mutti, es hängt

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