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Der Teufel mit den blonden Haaren

Der Teufel mit den blonden Haaren

Titel: Der Teufel mit den blonden Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Anhaltspunkt finden konnte: in Sabines Schule. Sie hatte in München die Schule besucht, man brauchte nur die alten Klassenbücher einzusehen, vielleicht gab es wirklich eine Freundin, die Gabriele Urban hieß...
    Dieser Gedanke regte ihn so auf, daß er am Straßenrand hielt und sich eine Zigarette anzündete. Plötzlich schüttelte er den Kopf und sagte laut: „Mensch, du bist ein Rindvieh. Wenn du schon nichts weißt — dann sei doch froh und wühle nicht noch erst recht drin ‘rum —“
    Er fuhr weiter, und je länger er fuhr, desto klarer arbeitete sein Hirn. Wenn Sabine ihn angelogen hatte, wenn alle dort draußen logen — dann war das keine Familie, in die man als Kriminalbeamter einheiraten durfte.
    Als er seinen Wagen vor seiner Wohnung in München parkte, war er entschlossen, doch gleich morgen früh die Schullisten zu prüfen. Nur aus Interesse, redete er sich ein, um sein Gewissen zu beruhigen, nur aus Neugier, nicht um der Familie Mercker zu schaden...

XII

    „Hier ist es“, sagte Gabriele, „komischerweise sind sonntags nur wenige Leute hier.“
    Dr. Mercker fuhr auf den Parkplatz vor dem kleinen Hotel, das im Wald südöstlich von München versteckt lag, und das auch als intimes Restaurant bei Feinschmeckern einen Namen hatte.
    „Warst du schon oft hier?“ fragte er.
    Gabriele schüttelte den Kopf.
    „Nur einmal, vor Jahren.“
    Er stellte den Motor ab und schaltete die Scheinwerfer aus. Sie saßen im Dunkel, nur von den beiden geschmiedeten Lampen am Eingang des Hotels drang ein Lichtschimmer hierher.
    „Ich weiß nicht, ob ich dich liebe“, sagte er.
    Sie legte ihren Kopf an seine Schulter.
    „Natürlich liebst du mich nicht, Harald. Du liebst deine Frau, deine Familie, deinen Beruf und dein ganzes anständiges Leben. Aber du brauchst mich, und dafür bin ich dir dankbar.“
    „Du... du bist großartig, Gaby.“
    „Unsinn, ich bin egoistisch. Ich bewundere dich, ich mag dich gern, ich habe eine Schwäche für reife Männer, die Erfolg haben, das ist alles. Und ich werde dir niemals eine Szene machen, wenn du genug von mir hast.“
    Er zog die Fahrhandschuhe aus und streichelte ihr Gesicht.
    „Ich habe nicht gewußt, Gaby, daß es so etwas wirklich gibt. Ich schäme mich.“
    „Weißt du auch, wovor?“
    „Vor... vor mir selbst, vielleicht.“
    „Nein, vor deinen Prinzipien. Du erkennst plötzlich, daß sie nicht stimmen. Du hast danach gelebt, danach geurteilt und verurteilt, und jetzt entdeckst du auf einmal, daß alles falsch ist. Oder meinst du wirklich, daß wir einen Ehebruch begehen? Wird dadurch etwa deine Ehe gebrochen?“
    „Nein. Ich weiß nicht, ich weiß es jetzt plötzlich nicht mehr, warum man eine erblühte Blume stehen lassen muß, damit sie ein anderer pflückt. Und wenn man draußen am Waldrand eine Blume pflückt, hat man damit doch nicht seinen Garten zu Hause zerstört.“
    Gaby lachte leise.
    „Siehst du, Liebster, wie klug du sein kannst! Aber eins mußt du dir noch gründlich abgewöhnen.“
    „Und das wäre?“
    „Dein Urteil immer zu begründen. Im Gerichtssaal mag das nötig sein, im Privatleben nicht.“ Sie drängte sich noch enger an ihn, zitternd vor Vergnügen über ihren völligen Sieg. „Harald?“
    „Ja?“
    „Ich will dich nicht nur so, ich will mehr von dir. Ich will, daß du mir hilfst, wieder ein anständiges Mädchen zu werden. Es soll keinen Freddy Conega mehr in meinem Leben geben. Willst du?“
    „Ja, ich will. Ich werde für dich sorgen, ich werde eine Stellung für dich finden, die deiner würdig ist, ich werde ..
    Sie hielt ihm ihren Finger auf die heißen Lippen.
    „Versprich nicht zuviel auf einmal, Liebster.“ Und dann öffnete sie die Wagentür und sagte in einem völlig veränderten, sachlich kühlen Ton: „Und jetzt mußt du deine Frau anrufen, sonst macht sie sich Sorgen, und das will ich nicht. Sie ist so schrecklich nett zu mir.
    „Ja“, murmelte er, „ja, ich werde sie anrufen.“
    Er stieg aus, verschloß den Wagen, ging mit Gaby ins Hotel und sagte, ohne mit der Wimper zu zucken:
    „Bitte zwei Einzelzimmer mit Bad.“

    *

    „Noch einen Doppelten“, sagte Walther Scheurich und lehnte sich breit auf die Bartheke. „Es darf auch etwas mehr sein, Betty.“
    Das blonde Mädchen hinter der Theke schüttelte den Kopf.
    „So kenne ich dich ja gar nicht. Du hast doch schon sechs Doppelte und...“
    „Noch einen“, sagte Walther. „Und du kennst mich überhaupt nicht. Kein Mensch kennt mich. Auch Sabine kennt

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