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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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und nebenbei – immer mal wieder zur Sprache gebracht, ob wir nicht zusammen zum ersten Ehemaligentreffen unseres Colleges fahren sollten, aber Alex war,
höchst untypisch für ihn, sehr vage geblieben und wollte sich auf nichts festlegen. Es war zwar wirklich noch reichlich früh für irgendwelche Planungen, aber die Hotels und Restaurants in Providence waren immer schon Monate im Voraus ausgebucht. Ich hatte das Thema schließlich vor ein paar Wochen fallen gelassen und mir gedacht, irgendwas würde sich schon finden, irgendwo würden wir schon unterkommen. Er aber hatte natürlich sehr wohl mitbekommen, wie schrecklich gern ich mit ihm hinfahren wollte, und alles arrangiert.
    »Ja, die Sache ist geritzt. Wir haben ein Mietauto – und zwar einen Jeep – und ich habe ein Zimmer im Biltmore reserviert.«
    »Im Biltmore? Machst du Witze? Da hast du ein Zimmer gekriegt? Das gibt’s doch gar nicht.«
    »Na ja, du hast immer gesagt, du würdest gern da absteigen, also dachte ich mir, versuchen wir’s einfach. Ich hab sogar noch einen Tisch für zehn Personen zum Brunch am Sonntag im Al Forno bestellt. Das heißt, wir könnten beide unsere Leute zusammentrommeln und da ein großes Treffen veranstalten.«
    »Ich pack’s nicht. Und das hast du alles schon erledigt?«
    »Klar. Ich hatte mich eben so darauf gefreut, dir davon zu erzählen und zu hören, wie du komplett ausflippst. Aber offensichtlich warst du zu beschäftigt, um zurückzurufen.«
    »Alex, ich bin ganz aus dem Häuschen. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Es ist der Wahnsinn, ich kann’s einfach nicht fassen, dass du schon alles geregelt hast. Tut mir wirklich Leid wegen vorhin, aber ich freue mich schon tierisch auf Oktober. Wir werden ein tolles Wochenende haben, und das ist nur dir zu verdanken.«
    Wir redeten noch ein paar Minuten weiter, und als ich auflegte, wirkte er nicht mehr ganz so vergrätzt. Dafür konnte ich kaum noch ein Glied rühren. Die Anstrengung, ihn versöhnlich zu stimmen und ihn mit genau den richtigen Worten einesteils davon zu überzeugen, dass ich ihn nicht aus Geringschätzung vergessen hatte, ihm aber auch zu versichern, wie dankbar und
begeistert ich war, hatten mir das letzte Restchen Mark aus den Knochen gesogen. Keine Ahnung, wie ich es bis zum Auto und nach Hause schaffen sollte und ob ich noch ein freundliches Wort für Mr. Fisher, meinen Galliano-Portier, übrig hatte. Ich war völlig erschöpft – so restlos und total, dass es sich fast schon wieder gut anfühlte – und spürte daneben nur noch Erleichterung, dass Lilys Tür zu war und kein Licht mehr unter dem Spalt durchschien. Ich überlegte, ob ich mir noch etwas zu essen bestellen sollte, aber allein bei dem Gedanken an die Anstrengung, irgendwo eine Speisekarte und ein Telefon aufzutreiben, machte ich schon schlapp. Wieder eine Mahlzeit, die ohne mich stattfand.
    Stattdessen setzte ich mich auf die bröckelige Pracht meines unmöblierten Betonbalkons und rauchte genüsslich eine Zigarette. Meine Energie reichte nicht mehr aus, um den Rauch auszupusten – ich ließ ihn einfach aus dem Mund entweichen und in der stillen Nacht vor sich hin schweben. Irgendwann ging die Tür auf, und Lily schlurfte durch den Flur. Ich machte schnell das Licht aus und blieb leise im Dunkeln sitzen. 15 Stunden Reden am Stück – für heute war es genug.

13
    »Sie hat den Job«, verfügte Miranda nach ihrem Gespräch mit Annabelle – meiner zwölften Interviewpartnerin und einer von insgesamt zweien, die ich überhaupt für würdig befunden hatte, vor Miranda zu treten. Annabelle war gebürtige Französin (und sprach als solche wiederum so wenig Englisch, dass die Zwillinge ihre Antworten für mich übersetzen mussten), konnte einen Abschluss an der Sorbonne, einen hochgewachsenen, sehnigen Körper und wundervolles braunes Haar vorweisen. Außerdem hatte sie Stil. Offensichtlich schreckten sie weder Mirandas brüskes Auftreten noch die Forderung, in Stilettos zur Arbeit zu erscheinen. Sie wirkte selbst ziemlich cool und brüsk, mied tunlichst jeden direkten Blickkontakt, tat immer eine Spur gelangweilt und uninteressiert und war zutiefst von sich überzeugt. Ich war heilfroh, dass Miranda sie haben wollte – zum einen, weil ich nun nicht noch wochenlang weitere Bewerberinnen auf ihre Kindermädchentauglichkeit testen musste, und zum anderen, weil ich es als winzigkleines Zeichen dafür nahm, dass ich den Dreh allmählich raus hatte.
    Welchen Dreh genau, wusste auch ich

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