Der Teufel trägt Prada
entrüstet von mir weisen, aber es ging nicht. Stattdessen musste ich laut lachen. Der Typ ließ sich echt nichts vormachen. »Könnte ich vielleicht schnell zur Sache kommen? Ich fliege nämlich gleich nach Washington, und die Wachleute hier
am Flughafen sind nicht besonders begeistert, dass ich mit dem Handy durch ihre Sicherheitskontrollen marschiere. Also: kurze Frage, kurze Antwort. Haben Sie Samstagabend schon etwas vor?«
Es gab kaum eine Frage, die ich noch weniger leiden konnte. Was sollte man darauf antworten? Man hatte ja keine Ahnung, worauf man sich unter Umständen einließ. Vielleicht suchte er für seine Freundin irgendeinen Deppen mit Helfersyndrom, der ihr zur Hand ging, und ich war die ideale Kandidatin für den Job? Oder brauchte er jemanden, der mit seinem Hund Gassi ging, während er mal wieder ein Interview gab? Ich dachte noch über eine möglichst unverfängliche Antwort nach, als er weitersprach: »Ich habe nämlich um neun einen Tisch im Babbo reserviert. Ein paar Freunde und Bekannte werden auch da sein, Leute aus der Zeitschriftenbranche, ziemlich interessante Typen. Ein Redakteur von The Buzz zum Beispiel und ein paar Mitarbeiter vom New Yorker . Ein nettes Völkchen. Hätten Sie Lust?«
Sollte das etwa ein Date werden? Doch, das hörte sich nach einem echten Date an. Er wollte mit mir ausgehen! Christian Collinsworth wollte mit mir ausgehen, an einem Samstagabend. Und nicht nur das: Er wollte mit mir ins Babbo, wo er zufällig für sich und mich und eine Gruppe kluger und hochinteressanter Leute einen Tisch reserviert hatte, Leute wie er. Von New-Yorker -Mitarbeitern ganz zu schweigen! Hatte ich etwa auf der Party erwähnt, dass das Babbo das Restaurant meiner Träume war und dass ich alles dafür geben würde, dort zu essen? Ich hatte sogar einmal versucht, für Alex und mich einen Tisch zu bekommen, aber es war für die nächsten fünf Monate komplett ausgebucht gewesen. Und seit drei Jahren hatte mich keiner mehr zu einem Date eingeladen, keiner außer Alex.
»Ich, äh, hm, tja, also. Ich, äh, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.« Mein Gott, war ich das, die da so stammelte? »Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll.« Das hat er inzwischen sicher schon kapiert. Sieh zu, dass du zu Potte kommst. »Ich würde sehr
gern mitkommen, aber ich kann nicht. Ich habe schon etwas anderes vor.« Insgesamt keine üble Antwort, dachte ich. Obwohl ich ein bisschen brüllen musste, um mich über das Heulen einer Polizeisirene hinweg verständlich zu machen, war sie halbwegs würdevoll ausgefallen. Weder hatte ich zugegeben, dass ich für einen Samstagabend noch nichts geplant hatte, noch, dass ich einen Freund hatte. Was ging diesen Menschen schließlich mein Privatleben an?
»Haben Sie wirklich schon etwas vor, Andrea, oder befürchten Sie, Ihr Freund könnte etwas dagegen haben, dass Sie mit einem anderen Mann ausgehen?«, klopfte er auf den Busch.
»Das hat Sie gar nichts zu kümmern«, sagte ich altjüngferlich. Mein Gott, war ich das? Ganz in Gedanken ging ich bei Rot über die Ampel und wurde fast von einem Lieferwagen umgenietet.
»Okay, wie Sie meinen. Aber das war nicht meine letzte Einladung. Und ich glaube, nächstes Mal sagen Sie ja.«
»Ach ja? Und wie kommen Sie darauf?« Sein Selbstbewusstsein klang mir immer mehr nach Arroganz. Was ihn aber leider auch nicht weniger sexy machte.
»Es ist nur so eine Ahnung, Andrea, mehr nicht. Zerbrechen Sie sich bloß nicht Ihr süßes Köpfchen. Es war lediglich eine Einladung zu einem guten Essen in anregender Gesellschaft. Vielleicht hätte er auch Lust mitzukommen, Ihr Freund? Er muss ein netter Kerl sein. Ich würde ihn gern kennen lernen!«
»Nein!« Was für ein Gedanke, Christian und Alex an einem Tisch, zwei tolle Typen, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie Christian auf den ewigen Weltverbesserer Alex reagieren würde. Er hätte ihn als kreuzbraves, naives Landei abgetan. Andersherum wäre das Urteil wohl ebenso vernichtend – und für mich noch peinlicher ausgefallen. Alex würde nicht das Geringste anfangen können mit den hässlichen Eigenschaften, die ich an Christian so unglaublich anziehend fand: die Eleganz, die Dreistigkeit, das
freche Mundwerk und die Selbstsicherheit, an der jede Beleidigung wie von einem Panzer abprallte.
»Nein«, lachte ich gezwungen, um meinem ersten, geradezu entsetzten Nein ein wenig die Spitze zu nehmen. »Das wäre wohl keine
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