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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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Serviette einen Tobsuchtsanfall bekommen würde, auch wenn sie von einem Origami-Großmeister zum Hut oder zum Stöckelschuh gefaltet worden wäre. Gerade wollte ich den Rückweg antreten, als mein Handy klingelte.
    Sebastian sah mich erwartungsvoll an. Er hoffte, ja er betete, dass die Stimme am anderen Ende seiner Göttin gehörte, seinem Existenzgrund. Und er wurde nicht enttäuscht.
    »Emily? Sind Sie das, Emily? Ich kann Sie kaum verstehen!« Ja, es war Mirandas liebliches Organ, ratternd wie ein Maschinengewehr und genauso tödlich.
    »Hallo, Miranda. Jawohl, Andrea hier.« Als ich ihren Namen in den Mund nahm, war Sebastian einer Ohnmacht nahe.
    »Bereiten Sie meinen Lunch persönlich zu, Andrea? Nach meiner Uhr habe ich Sie vor genau 35 Minuten losgeschickt. Ich sehe keinen Grund, warum das Essen nicht längst vor mir stehen sollte. Sie vielleicht?«
    Sie hatte mich mit dem richtigen Namen angesprochen! Was für ein Triumph. Leider blieb mir keine Zeit, ihn zu feiern.
    »Bitte entschuldigen Sie die Verzögerung, aber es gab einige Probleme wegen...«

    »Ersparen Sie mir die Einzelheiten. Sie wissen, solche Trivialitäten interessieren mich nicht.«
    »Ja, natürlich. Ich verstehe. Es kann jetzt auch nicht mehr lange …«
    »Ich rufe Sie an, um Ihnen zu sagen, dass ich mein Essen will. Das lässt nicht viel Interpretationsspielraum, Emily! Ich. Will. Mein. Essen. Sofort!« Klick. Gespräch beendet. Ich zitterte so heftig, dass mir das Handy aus der Hand fiel.
    Der arme Sebastian, der richtiggehend unter Schock stand, ermannte sich und hob es auf.
    »Ist sie wütend auf uns, Andrea? Wir haben Sie doch hoffentlich nicht verärgert?« Auf seiner Stirn pochte eine Ader. Ich wäre fast in die Luft gegangen, aber im Grunde tat er mir Leid. Warum lag diesem unscheinbaren Mann so viel an einer Miranda Priestly? Warum überschlug er sich fast, ihr zu Diensten zu sein, ihr seine Ergebenheit zu beweisen, sie zu beeindrucken? Er wäre genau der Richtige für meinen Job, dachte ich. Er konnte schon mal ein Bewerbungsschreiben aufsetzen, denn ich würde ihr die Brocken vor die Füße schmeißen. Mein Entschluss stand fest, ich würde auf der Stelle ins Büro zurückgehen und kündigen. Ich hatte die Schnauze voll. Gestrichen voll. Was gab ihr das Recht, so mit mir zu reden? Ihre Stellung? Ihre Macht? Ihr Prestige? Gott? Prada? Ich hatte es nicht nötig, mich so behandeln zu lassen.
    Die übliche Lunchrechnung über 95 Dollar lag auf der Theke. Ich krakelte in Windeseile eine unleserliche Unterschrift darunter. Ob es meine oder Mirandas oder Mahatma Gandhis war, scherte mich einen feuchten Dreck, so geladen war ich. Ich stampfte nach draußen und stürzte mich so schnell auf das nächste Taxi, dass ich um ein Haar einen älteren Herrn über den Haufen gerannt hätte. Sorry, aber ich musste weiter. Ich hatte schließlich einen Job zu kündigen. Trotz des starken Mittagsverkehrs schafften wir die Strecke in zehn Minuten, und ich drückte dem Fahrer einen 20er in die Hand. Von mir aus hätte
es gern auch noch ein bisschen mehr sein dürfen, aber ich hatte leider keinen 50er dabei. Während er noch das Wechselgeld abzählte, knallte ich schon die Wagentür hinter mir zu. Er würde schon wissen, was er mit so einem saftigen Trinkgeld anfangen sollte. Seinem Töchterchen etwas schenken oder einen kaputten Wasserboiler reparieren lassen. Von mir aus konnte er es auch nach Feierabend in gepflegter Kollegenrunde versaufen. Was auch immer er damit anstellte, die Kohle war bei ihm auf jeden Fall besser angelegt als bei Elias-Clark.
    Vor selbstgerechtem Zorn kochend, stürmte ich in das Gebäude, alles andere als damenhaft, wie mich die kritischen Blicke der Klapperschnepfen sogleich wissen ließen.
    Doch ich hatte keine Zeit zu verlieren. Hastig zog ich meinen Ausweis durch das Lesegerät und warf mich gegen das Drehkreuz. Verdammt! Ich war mit dem Hüftknochen voll gegen die Stange geknallt. Toll, das würde einen wunderschönen blauen Fleck geben. Ich hob den Kopf. Vor mir stand Eduardo, strahlend wie ein Honigkuchenpferd. Das durfte doch wohl nicht sein Ernst sein!
    Ich schoss ihm meinen Killerblick zu, mit dem ich mir schon öfter den Weg freigeschossen hatte, aber heute verpuffte er wirkungslos. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, wirbelte ich zum nächsten Drehkreuz herum, zog den Ausweis durch und warf mich gegen die Stange. Zu spät, Eduardo war schneller gewesen. Während ich wie ein Depp vor der Sperre stand und mir die

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