Der Teufel trägt Prada
schmerzende Hüfte rieb, ließ er sechs Klapperschnepfen hintereinander durch das erste Drehkreuz. Ich war so frustriert, dass ich fast losgeheult hätte. Doch Eduardo ließ sich nicht erweichen
»Nun ziehen Sie doch nicht so ein Gesicht. Das ist hier keine Folter, das ist ein kleines Späßchen. Und jetzt bitte aufpassen. I think we’re alone now. There doesn’t seem to be anyone a-rou-ound. I think we’re alone now. The beating of our hearts is the only sou-ound. «
»Eduardo, ich bitte Sie. Dazu fällt mir jetzt wirklich nichts ein. Ich hab keine Zeit für solche Scherze!«
»Okay, okay. Dann erlasse ich Ihnen ausnahmsweise die Schauspielerei, sie brauchen bloß zu singen. Erst ich, dann Sie. Children, behave! That’s what they say when we’re together. And watch how you play! They don’t understand, and so we’re ...«
Wahrscheinlich konnte ich mir die Kündigung sparen, wenn ich es irgendwann tatsächlich bis nach oben schaffte, weil Miranda mich bis dahin längst gefeuert haben würde. Also dann, jetzt war sowieso schon alles egal. Da konnte ich genauso gut einem anderen Menschen eine Freude machen »… running as fast as we can «, setzte ich ein, ohne auch nur einen Takt zu verpassen. » Holdin’ on to one another’s hand. Tryin’ to get away into the night, and then you put your arms around me and we tumble to the ground and then you say ...«
Eduardos Kollege Mikey, der Unsympath von meinem ersten Arbeitstag, spitzte neugierig die Ohren. Ich beugte mich näher an Eduardo heran. Er sang die letzten Zeilen: »I think we’re alone now. There doesn’t seem to be anyone a-rou-ound. I think we’re alone now. The beating of our hearts is the only sou-ound. « Er lachte laut und riss die Hand hoch. Ich klatschte ihn ab, high five! Und die Sperre tat sich auf.
»Einen schönen Tag noch, Andy«, rief er mir lachend nach.
»Ihnen auch, Eduardo, Ihnen auch.«
Im Fahrstuhl kam ich allmählich wieder zu mir. Aber richtig bei Sinnen war ich eigentlich erst wieder vor dem Vorzimmer, wo ich beschloss, doch nicht zu kündigen. Abgesehen von dem nächstliegenden Grund, dass ich viel zu viel Schiss hatte, ihr mit diesem Ansinnen unvorbereitet gegenüberzutreten, weil sie mich vermutlich doch nur kalt lächelnd abservieren würde. »Nein, ich verbiete Ihnen zu kündigen.« Und was sollte ich dann sagen? -, musste ich daran denken, dass es nur um ein Jahr meines Lebens ging. Ein einziges Jahr, das mir viele Türen öffnen würde. Ein Jahr = 12 Monate = 52 Wochen = 365 Tage. Länger musste ich es in
diesem Irrenhaus nicht aushalten. Dann war ich frei und konnte das tun, was ich wirklich wollte. Außerdem war ich viel zu ausgepowert, um auch nur daran zu denken, mir einen anderen Job zu suchen.
Emily sah vom Schreibtisch hoch, als ich hereinkam. »Sie ist gleich wieder da. Sie musste nur kurz zu Mr. Ravitz rauf. Wirklich, Andrea. Wo bist du so lange gewesen? Du weißt doch, dass sie ihre Wut an mir auslässt, wenn du sie warten lässt. Und was soll ich ihr dann sagen? Dass du lieber eine Zigarette rauchst, statt den Kaffee zu holen, dass du mit deinem Freund telefonierst, statt dich um ihren Lunch zu kümmern? Nein, das ist einfach nicht fair.« Frustriert wandte sie sich wieder ihrem Computer zu.
Da konnte ich ihr nicht widersprechen. Es war nicht fair. Mir gegenüber, ihr gegenüber, jedem halbwegs zivilisierten Menschen gegenüber. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie unter meinen ausgedehnten Verschnaufpausen leiden musste, und schwor mir, mich zu bessern.
»Du hast vollkommen Recht, Em. Es tut mir Leid. Soll nicht wieder vorkommen.«
Ihre Miene hellte sich deutlich auf. »Dafür wäre ich dir wirklich dankbar, Andrea. Ich habe deine Arbeit selbst lange genug gemacht. Ich weiß, was man dir zumutet. An manchen Tagen musste ich fünf-, sechs-, siebenmal raus zum Kaffeeholen, da konnte es regnen, stürmen oder schneien. Und ich war so hundemüde, dass ich kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Ich weiß, wie das ist! Manchmal war ich noch nicht mal unten auf der Straße, da hat sie schon hinter mir her telefoniert, wo denn der Kaffee bleibt, der Lunch oder die Zahncreme für besonders empfindliche Zähne – immerhin ein Trost, dass sie wenigstens ein bisschen Gefühl in den Zähnen hat. Aber so ist sie nun mal, Andy. So ist das Leben hier. Damit musst du dich abfinden, sonst schaffst du es nie. Sie meint es nicht böse, wirklich nicht. Das ist eben ihre Art.«
Ich nickte, auch
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