Der Teufel trägt Prada
erfolgte prompt: Weil ich dachte, am Ende feuert sie dich noch, und ich habe absolut keinen Bock, schon wieder eine Neue einzuarbeiten. Also begab ich mich auf die Jagd nach dem einzig wahren Eisbecher und rief Lily vom Handy aus an, sobald der Aufzug unten war.
»Es tut mir Leid, echt. Es ist bloß so, dass -«
»Hör mal, für so was ist mir meine Zeit zu schade«, sagte Lily tonlos. »Findest du nicht auch, dass du ein kleines bisschen überreagierst, wenn du am Telefon nicht mal mehr ja oder nein sagen kannst?«
»Ich kann das schlecht erklären, Lil, es ist bloß -«
»Vergiss es. Ich muss los. Ich rufe dich an, wenn wir die Bude kriegen. Wobei’s dir vermutlich so oder so egal ist.«
Ich wollte protestieren, doch sie hatte schon abgeschaltet. Verdammt! Wie sollte Lily aber auch verstehen, was ich selbst vor kaum vier Monaten noch für vollkommen lächerlich gehalten hätte. Es war wahrhaftig nicht fair, sie auf der Suche nach einer Wohnung für uns beide kreuz und quer durch Manhattan zu hetzen und dann nicht mal auf ihre Anrufe zu reagieren, aber was hatte ich für eine Wahl?
Kurz nach Mitternacht erwischte ich sie endlich wieder am Telefon und hörte, dass wir die Wohnung hatten.
»Ich glaub’s nicht, Lil. Wie kann ich dir bloß danken. Dafür hast du aber was bei mir gut – versprochen!« Und dann kam mir ein Gedanke. Sei spontan! Ruf dir einen Wagen, fahr nach Harlem und bedank dich persönlich bei deiner besten Freundin. »Lil, bist du zu Hause? Ich komme vorbei, und wir feiern, okay?«
Der erwartete Freudenschrei blieb aus. »Bemüh dich nicht«, sagte sie ruhig. »Ich hab hier eine Flasche Southern Comfort stehen, und Mr. Zungenring ist da. Mehr brauche ich im Moment nicht.«
Der Hieb saß, doch ich wusste Bescheid. Es kam nur alle Jubeljahre vor, dass Lily richtig sauer wurde, aber wenn es so weit war, musste man sie einfach in Ruhe lassen, bis sie von selbst wieder aus ihrem Schneckenhaus herauskam. Ich hörte Flüssigkeit in ein Glas gluckern und Eiswürfel klimpern. Sie nahm einen langen, kräftigen Schluck.
»Okay. Aber ruf mich an, wenn du was brauchst, ja?«
»Wozu? Damit du stumm wie ein Fisch am Hörer hängst? Nein danke.«
»Lil -«
»Mach dir keine Sorgen. Mir geht’s prima.« Noch ein Schluck. »Ich ruf dich wieder an. Ach ja, und Glückwunsch uns beiden.«
»Ja, Glückwunsch uns beiden«, echote ich, aber da hatte sie schon wieder aufgelegt.
Ich rief Alex auf dem Handy an und fragte, ob ich noch vorbeikommen sollte, aber auch er klang nicht so begeistert, wie ich mir das erhofft hatte.
»Andy, ich würde dich wirklich gern sehen, das weißt du ja, aber ich bin gerade mit Max und den anderen unterwegs. Nachdem du unter der Woche irgendwie nie mehr Zeit hast, habe ich für heute Abend was mit ihnen ausgemacht.«
»Ach so, und wo seid ihr? In Brooklyn oder irgendwo hier in der Gegend? Vielleicht könnte ich dazustoßen?« Wahrscheinlich waren sie irgendwo ganz in der Nähe, denn die restliche Bande wohnte ebenfalls auf der Upper East Side.
»Hör zu, sonst liebend gern, aber heute ist ganz einfach ein Männerabend angesagt.«
»Na klar. Okay. Ich wollte eigentlich mit Lily die neue Wohnung feiern, aber irgendwie haben wir uns in die Haare gekriegt.
Sie kapiert nicht, wieso ich im Büro nicht richtig telefonieren kann.«
»Na ja, Andy, ich muss dir sagen, dass ich das streckenweise auch nicht so ganz verstehe. Ich weiß schon, dass diese Miranda eine harte Nuss ist – glaub mir, ich weiß es wirklich -, aber irgendwie habe ich den Eindruck, als würdest du alles, was mit ihr zu tun hat, fast übertrieben ernst nehmen?!« Er gab sich hörbar Mühe, nicht einen auf Konfrontationskurs zu machen.
»Vielleicht tue ich das ja tatsächlich!«, schoss ich zurück. Ich war stinkig, weil er mich nicht auf Knien anflehte, heute Abend mit von der Partie zu sein, und weil er Lilys Partei ergriff, wobei sie ja im Grunde Recht hatte und er auch. »Es geht um mein Leben, verstehst du? Um meine Karriere, meine Zukunft . Was soll ich denn machen, verdammt noch mal? Das Ganze als Witz betrachten?«
»Andy, du drehst mir das Wort im Mund herum. Du weißt ganz genau, dass ich es so nicht gemeint habe.«
Zu spät, ich war schon auf 180. Erst Lily und jetzt auch noch Alex? Zusätzlich zu Miranda, tagaus, tagein? Es war einfach zuviel; am liebsten hätte ich geheult, stattdessen brüllte ich los.
»Ein einziger mieser Witz, was? Das denkt ihr doch von meinem Job! O Andy, du bist in der
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