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Der Teufel trägt Prada

Der Teufel trägt Prada

Titel: Der Teufel trägt Prada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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revanchierte sich Eduardo, indem er auf sein Knöpfchen drückte und mich durch die Sperre ließ.
    »Und nicht vergessen: der 16. Juli!«, rief er mir noch nach.
    »Alles klar, der 16. Juli...«, rief ich zurück. Irgendwie hatte er herausbekommen, dass wir am gleichen Tag Geburtstag hatten, eine Tatsache, die seitdem zum festen Bestandteil unseres allmorgendlichen Begrüßungsrituals geworden war.
    Die Elias-Clark-Seite des Gebäudes hatte acht Fahrstühle, die
eine Hälfte für die Etagen 1 bis 17, die andere für alles, was darüber lag. Wirklich wichtig waren eigentlich nur die ersten vier, da die Redaktionen der renommiertesten Zeitschriften alle in den unteren 17 Stockwerken residierten. Über den Fahrstuhltüren prangten große beleuchtete Schilder, die auf die einzelnen Büros hinwiesen. Im ersten Stock lag ein topmodernes Fitnessstudio, das die Angestellten kostenlos benutzen durften und das mit allen Schikanen ausgerüstet war: Nautilusmaschinen, mindestens 100 Stairmaster-Geräte, Laufbänder und Ergometer. Außerdem gab es Saunen, japanische Badezuber und Dampfbäder und neben den Umkleideräumen einen Schönheitssalon, wo man sich im Notfall schnell eine Maniküre, Pediküre oder Gesichtspackung machen lassen konnte. Angeblich brauchte man noch nicht mal eigene Handtücher mitzubringen, was ich allerdings nur vom Hörensagen wusste. Zum einen fehlte mir die Zeit, und zum anderen war das Studio zwischen sechs Uhr morgens und zehn Uhr abends immer so rappelvoll, dass man kaum zwischen den Fitnessfreaks hindurchkam. Ob Autor, Redakteur oder Vertriebsassistent – jeder musste sich drei Tage im Voraus zu seiner Kickbox- oder Yogastunde anmelden, und selbst dann verlor er seinen Platz wieder, wenn er nicht eine Viertelstunde vor Unterrichtsbeginn antanzte. Wie bei fast allem, was im Elias-Clark-Building dazu gedacht war, den Mitarbeitern das Leben angenehmer zu gestalten, empfand ich den Gedanken, dort herumzuhampeln, bloß als stressig.
    Ich hatte auch läuten hören, dass es im Tiefgeschoss eine Kindertagesstätte geben sollte, aber da mir bis jetzt noch keine Kollegin über den Weg gelaufen war, die tatsächlich Kinder hatte, konnte ich den Wahrheitsgehalt dieses Gerüchts nicht überprüfen. Wirklich interessant wurde es erst im zweiten Stock, wo die Cafeteria lag. Miranda setzte nie einen Fuß dort hinein, es sei denn, sie war zum Lunch mit Irv Ravitz verabredet, dem Verlagsleiter von Elias-Clark. Der mischte sich zum Essen gern unter das arbeitende Volk, um zu beweisen, dass wir alle eine große Familie waren.

    Hoch und immer höher ging es hinauf, vorbei an all den berühmten Titeln. Die meisten mussten sich eine Etage teilen, durch den Empfang getrennt wie durch eine Grenze. Im 17. Stock stieg ich aus. Da ich natürlich mal wieder meine Plastikkarte vergessen hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als in unseren Bürotrakt einzubrechen. Sophy fing erst um neun an, ich war also auf mich allein gestellt. Ich bückte mich unter ihre Empfangstheke, drückte den Entriegelungsknopf und setzte zum Sprint an, um durch den Spalt zu schlüpfen, bevor sich die Glastür automatisch wieder schloss. An manchen Tagen brauchte ich für diese sportliche Disziplin drei oder vier Versuche, heute genügten zwei.
    Ich nahm denselben Weg wie jeden Morgen durch den um diese Uhrzeit noch dunklen Korridor. Links von mir lag die Werbeabteilung, deren Assistentinnen am liebsten in Chloé-T-Shirts und hochhackigen Stiefeln herumliefen und Visitenkarten verteilten, auf denen in Riesenlettern das Wort Runway prangte. Sie lebten beziehungsweise arbeiteten in ihrer eigenen Welt, die nicht das Geringste mit dem zu tun hatte, was auf der Redaktionsseite des Korridors vor sich ging. Die Redaktion suchte die Kleider für die Modeseiten aus, warb um die Gunst der besten Autoren, stimmte die Accessoires auf die Outfits ab, führte die Auswahlgespräche mit den Models, bearbeitete die Artikel, entwarf die Layouts und beauftragte die Fotografen. Redakteure reisten zu Foto-Shootings in die interessantesten Ecken der Welt, heimsten bei den Designern Geschenke und Rabatte ein, spürten den neuesten Trends nach und besuchten die angesagtesten Events, weil sie wissen mussten, »wer was trug.«
    Dann gab es noch die Akquise-Abteilung, deren Aufgabe es war, Anzeigenraum zu verkaufen. Manchmal schmissen sie eine Party, aber da bei ihnen noch nie ein Promi eingelaufen war, ließ sich dort kein New Yorker blicken, der sich für »hip« hielt. Ich

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