Der Teufel und die Lady
Zoll ihres Körpers war von Stoff bedeckt, so wie sein eigener von seiner Rüstung. Perlmuttknöpfe schimmerten auf ihren Ärmeln wie winzige Schutzschilde. Sie versuchte nicht, sich seinem Griff zu entziehen, rückte aber auch nicht näher an ihn heran, als sie unbedingt musste. Ihre Knochen fühlten sich unter seiner Hand zerbrechlich an, aber gleichzeitig strahlte sie eine ungeheure Willenskraft aus.
Ja, diese Hochzeit war wie eine Schlacht, und es würde nur gerecht sein, wenn er sich diese Frau gefügig machte. König Edward hatte diese Verbindung angeordnet, um Frieden in dieses aufrührerische Gebiet zu bringen, und James wollte den Anfang damit machen, dass er seine eigene Gemahlin eroberte.
Während Pater Peter die Hochzeitspredigt herunterleierte, kochte Brenna vor Wut, weil ihr angehender Gemahl sie wie ein Stück Vieh vor den Altar geschleift hatte. Der Steinfußboden fühlte sich kalt an unter ihrem nackten Fuß – und sie fror. Verdammter Barbar!
Verstohlen sah sie ihn von der Seite her an. Er war tatsächlich der größte Mann, den sie je gesehen hatte – über sechs Fuß groß musste er sein, mit Schultern so breit wie die eines Stiers. Riesig. Gewaltig. Überaus verstörend. Er erinnerte sie an einen der Furcht einflößenden Krieger auf ihren Gemälden, nur dass er vollständig mit einer Rüstung bekleidet und nicht nackt war wie die meisten Gestalten auf ihren Bildern.
Er roch nach Leder, Blut und Moschus. Genau in Augenhöhe entdeckte sie ein paar Blutspritzer auf seinem blauen Umhang.
Sie atmete erleichtert auf, dass er nicht zusammenzuckte, als Pater Peter aus Versehen ihren richtigen Namen nannte. Gott sei Dank merkte er nicht, dass man ihn überlistet hatte und er die falsche Schwester heiratete. Diese Ehe war von dem verfluchten König Edward arrangiert worden, daher kannte er vielleicht nicht einmal den Namen seiner zukünftigen Gemahlin. Oder er hörte einfach nur schlecht wegen des Helms.
„Mit meinem Körper ehre ich dich“, stieß sie hervor, als sie dazu aufgefordert wurde, und wünschte, sie hätte den in ihrem Mieder verborgenen Dolch berühren können, um ihre Nerven zu beruhigen. Sie fühlte sich winzig, wie sie so neben ihm vor dem Altar stand, sogar noch kleiner als sonst.
Sie wandte den Blick von den Blutflecken auf seinem Umhang ab und legte den Kopf in den Nacken. Wenn sie doch nur unter den glänzenden silbernen Helm hätte blicken können, der seine Züge verbarg! Sie schluckte, als sie daran dachte, wie ihre Schwester sein narbiges Gesicht beschrieben hatte. Großer Gott. Gab es denn nichts an dem Mann, was nicht abschreckend war? Kein Wunder, dass Kinder vor ihm wegliefen.
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, intonierte sie insgeheim und wusste nicht so recht, ob sie einfach nur betete oder sich schon auf ihr Ende vorbereitete. Gwyneth hatte erwähnt, dass er seine letzte Frau ermordet hatte …
Sie hatte mit ihrer Waffe nur eine einzige Chance. Gott allein wusste, welche Strafe sie erwartete, wenn sie versagte. Mit viel Glück würde er sie hängen lassen, doch der Vollstrecker stand nicht gerade in dem Ruf, diejenigen, die sich ihm entgegenstellten, einfach nur baumeln zu lassen.
Sie unterdrückte ein Erschauern. Vielleicht war er abstoßend und bedrohlich, aber nach einem Stich ihres Dolchs würde er bluten wie jedes andere Tier auch.
„Küsst Eure Braut“, sagte Pater Peter und schielte nach oben zu dem verdeckten Gesicht des Mannes. Dann rieb er sich die tränenden Augen und warf Brenna einen mitfühlenden Blick zu.
„Mylady?“, forderte ihr neuer Gemahl sie spöttisch auf. Seine Stimme klang gedämpft durch den Helm.
Brennas Herz klopfte zum Zerspringen, und sie bekam eine Gänsehaut. Mit äußerster Beherrschung blieb sie stocksteif vor dem Altar stehen, anstatt ihrem Bedürfnis zu fliehen nachzugeben. Nein, dieses Ungeheuer würde sie nicht küssen. „Das ist keine Liebesheirat“, zischte sie. „Wir brauchen uns nicht zu küssen.“
Der Krieger legte seine Hand auf ihre. Sie fühlte sich rau und groß an. Fordernd. „Dieser Kuss besiegelt unsere Abmachung.“
Brennas Magen zog sich zusammen. Während der ganzen Trauung hatte er ihr Handgelenk umfasst gehalten. Jetzt sah sie nach unten und war einen Moment lang überrascht, dass er tatsächlich Männerhände hatte und keine Bärenpranken. Seine Finger waren kräftig, lang und voller Schwielen. Er war Freibeuter, also waren seine Hände bestimmt durch das Ziehen der Schiffstaue so rau
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