Der Teufel vom Schefflerhof
und dass er danach tatsächlich links abbiegen musste. Dann hatte die Mutter sich also geirrt, was nach so langer Zeit nicht verwunderlich war. Florian bedankte sich höflich und wollte zum Auto zurück.
"Ich warne Sie aber, Herr Pinzner", rief der Mann ihm nach. "Leicht werden Sie es nicht haben beim Scheffler. Er ist... sagen wir mal, ein ziemlicher Haudegen, mit dem es sich nur schwer auskommen lässt, gelinde ausgedrückt."
"Ach so, deshalb also der dauernde Wechsel. Ich werde es mir merken, danke, Herr..."
"Adam", antwortete der Mann. "Ich heiße Paul Adam. Leider hab ich keinen Hof, sonst könnten Sie gleich bei mir bleiben." In seinen Augen blitzte es schelmisch auf. "Sie gefallen mir, junger Mann. Vielleicht machen Sie ja mal einen Besuch bei mir. Seit vor zwei Jahren meine Amalie gestorben ist, fühle ich mich ziemlich einsam hier. Ich bin nämlich ein Zugereister, wie man so schön sagt. Das Schicksal hat mich nur wegen Amalie nach hier verschlagen. Sie wollte ihre Heimat nicht verlassen. Ich komme aus München, das inzwischen auch nicht mehr Heimat ist für mich."
"Wi e lang leben Sie denn schon in St. Augustin?" Florians Interesse war geweckt.
"Seit über achtundzwanzig Jahren. Da erlebt man einiges, und auch wenn man von den Leuten hier nicht akzeptiert wird, so bekommt man doch mehr mit als alle ahnen." Er nickte bedächtig vor sich hin. "Viel Glück beim Scheffler", fügte er noch hinzu, dann widmete er sich wieder seinen reich blühenden Hibiskusbüschen.
Etwas verwirrt stieg Florian wieder in sein Auto. Dieses Mal fand er pro blemlos den Abzweig. Der schmale Weg, der sich ein ganzes Stück den Berg hinauf wand, war auf beiden Seiten eingesäumt von dichten Schlehenbüschen. Die Straße, soweit man diesen geschotterten Weg überhaupt so nennen konnte, endete schließlich an einem Zaun, der nur unterbrochen war von einem breiten Holztor, das jetzt weit offen stand.
Hier wurde der Weg noch schlechter, doch Florian fuhr entschlossen weiter, denn es waren nur noch wenige Meter bis zu dem schmucken Bauer nhaus. Er wurde kräftig durchgeschüttelt, denn es gab keine Möglichkeit, den einzelnen Schlaglöchern auszuweichen. Auch hier blühte es üppig auf dem Holzbalkon, der sich über die ganze Hausfront zog.
Florian schaltete den Motor aus und blieb einen Moment lang sitzen. Plötzlich bekam er Angst vor se inem eigenen Mut, der ihn mit einem Mal verlassen zu haben schien. Noch war Zeit umzukehren und noch einmal von vorne anzufangen.
Plötzlich entdeckte er ein junges Mädchen, das au ffallend langes kastanienbraunes Haar hatte. Ein blaues Band hielt es im Nacken zusammen. Es hatte eine bunte Bluse an und trug kurze schwarze Hosen, die die langen Beine besonders zur Geltung brachten.
Jetzt hatte Florian sich entschieden. Er stieg aus und ging zu dem Mädchen. "Entschuld igen Sie bitte, ich suche Arbeit", begann er verlegen. "Herr Adam hat gesagt, dass hier vielleicht ein Knecht gebraucht wird."
Das Mädchen blickte ihn forschend an. "Herr Adam?", meinte es dann zögernd. "Woher will der denn wissen, ob wir einen Knecht brauchen oder nicht? Der kümmert sich doch sonst um keine Menschenseele."
"Gibt es hier Arbeit für mich?"
"Das kann ich nicht sagen. Solche Fragen beantwortet der Vater selbst, und der ist erst am Abend wieder da. Wie heißen Sie denn?"
"Ich bin Florian Pinzner." Der Mann biss sich auf die Li ppen. "Und Sie? Ihr Nachname ist Scheffler, hab ich Recht?" Er grinste schelmisch.
"Das ist wohl nicht schwer zu erraten." Das Mädchen erwiderte sein Lachen. "Ich bin Paola Scheffler, bin die Tochter des Bauern und hab keine weiteren Geschwister." Abwartend schaute sie ihn an.
"Dann werde ich am Abend wiederkommen und nachfragen." Flor ian reichte ihr die Hand. "Ich würde mich freuen, wenn ich hier arbeiten könnte." Er suchte irgendein vertrautes Zeichen in ihrem Gesicht, doch er fand keines. "Sie... sind sehr sympathisch." Er versuchte, ihren Blick festzuhalten, wollte in ihren Augen lesen. Im nächsten Moment jedoch wurde ihm klar, dass er das nicht hätte sagen dürfen, nicht auf diese Weise.
"Sie auch, Florian Pinzner", antwortete Paola sofort mit einem sanften Lächeln und errötete ein wenig. "Ich werde dem Vater von Ihnen erzählen." Sie ergriff seine Hand und spürte sofort ein großes Vertrauen zu dem Fremden. "Bis heute Abend." Abrupt machte sie sich von ihm los, griff nach dem leeren
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