Der Teufel vom Schefflerhof
Ordnung. Was hast denn, Madl?"
Mit bitterem Lachen um die zusammengepressten Lippen schaute sie ihn an. "Madl?", wiederholte sie freudlos. "Ich bin schon lang kein Madl mehr."
"Für mich schon", antwortete er und hielt sie am Arm fest. In sei nem markanten Gesicht, das bereits einige Kummerfalten um den Mund herum aufwies, standen viele Fragen. "Du schaust aus wie ein junges Madl, nur die Trauer in deinen Augen passt nicht dazu."
"Geh, Martin, was redest du denn daher? Ich bin vierundvierzig Jahre alt und hab eine erwachsene Tochter."
"... die dir wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Zum Glück hat Paola nichts vom Vater", fügte er Stirne runzelnd hinzu. Man konnte ihm ansehen, dass er Karl Scheffler, einen der reichsten Bauern dieser Gegend, nicht unbedingt zu seinen Freunden zählte.
"Woher willst du das denn wissen?" Nur zu gern ließ sie sich von ihrem Kummer ablenken. "Du kennst ihren Vater doch gar nicht."
"Ich kenne ihn viel zu gut, bin schon einige Male mit ihm z usammengerasselt. Lieber würde ich ihm nicht mehr begegnen. Du warst sehr jung, als du ihn geheiratet hast. Aber..." Er hob abwehrend beide Hände. "Es steht mir nicht zu, dich oder ihn zu kritisieren. Es ist nur..." Er brach ab.
"Ja?" Hoffnung glomm in ihrem Blick auf.
"Nichts." Er wandte sich hastig um und ging zur Theke zurück. Er griff nach dem Putztuch und wischte hastig über das dunkle glänzende Holz. "Ich hätte nichts sagen sollen", murmelte er vor sich hin. "Es ist nicht meine Sache..."
"So red e doch, Martin."
" Nichts." Er drehte sich nicht einmal mehr zu ihr um, denn er wollte nicht, dass sie die Sehnsucht in seinen Augen lesen konnte, die Sehnsucht nach der Frau, die für ihn unerreichbar war. Sie hatte schon einen Mann, und alle Kritik dieser Welt an ihm machten diese eine Entscheidung von damals nicht ungeschehen. Das musste er, Martin, akzeptieren, auch wenn es ihm unendlich schwer fiel.
3. Kapitel
Florian Pinzner wusste am Abend nicht mehr, wie oft er auf die Armbanduhr gesehen hatte, weil er es kaum mehr erwarten konnte, Karl Scheffler gegen überzustehen. Im Gasthof Ochsen hatte er ein hübsches Zimmer bezogen, doch er hoffte ja, dass er die Arbeit auf dem Schefflerhof bekommen würde und dann dieses Zimmer wieder aufgeben konnte.
Nun stand er erneut auf dem Hof und blickte zu den Fen stern. Es war noch immer hell, obwohl es längst Abend geworden war. Wie von liebevoller Hand inmitten eines wunderschönen Fleckchens Erde eingesetzt stand das schmucke Bauernhaus da. Die letzten Sonnenstrahlen streichelten die tiefrot blühenden Geranien, und die kleinen Wölkchen, die ruhig über den blauen Himmel zogen, unterstrichen das Bild unendlichen Friedens nur noch.
Einen Moment lang zögerte Florian, doch dann gab er sich e inen Ruck. Entschlossen trat er auf die Türe zu und klopfte. "Hallo..."
Florian brauchte nicht lange zu warten, dann wurde die Hau stüre hastig von innen aufgemacht, als würde er bereits sehnlich erwartet. Erschrocken wich er einen Schritt zurück, doch dann entspannte sich sein Körper wieder. "Sie sind es, Paola? Ich dachte schon..."
"Mein Vater erwartet Sie." Ein freudiges Lächeln lag auf dem bildhübschen Gesicht der jungen Frau. "Kommen Sie rein, Herr..."
"Florian", antwortete der Mann sofort und folgte ihrer Aufforderung. "Kann er eine Hilfe gebrauchen?"
"Ich denk e schon. Er wollte nämlich ins Wirtshaus, aber als er hörte, dass Sie kommen, da hat er sich mit seiner Pfeife ins Wohnzimmer gesetzt, um zu warten."
"Auf mich zu warte n?" Erfreut lächelte Florian zurück. "Das schaut ja besser aus als ich gedacht hab. Dann will ich ihn nicht warten lassen." Sein Herz machte einige heftige Schläge gegen die Rippen. Gleich würde er ihm gegenüberstehen, ihm ins Gesicht sehen können, dem Mann, über den er sich in der letzten Zeit ziemlich oft den Kopf zerbrochen hatte.
"Kommen Sie, Florian."
Bereitwillig folgte er der jungen Frau ins Haus. Er beobachtete fasziniert ihre schlanken Beine, die von einem bunten Rock umspielt wurden, und ihren schlanken Körper, der zwar schon fraulich war aber noch kaum etwas von seiner mädchenhaften Zartheit verloren hatte.
"Ich geh voraus." Paola schien ebenso aufgeregt zu sein wie Florian. Ihre Hand zitterte ein wenig, als sie nach der Türkli nke griff. "Viel Glück." Sie öffnete und schaute zum Sofa. "Herr Pinzner ist da, Vater",
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