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Der Teufel vom Waiga-See

Der Teufel vom Waiga-See

Titel: Der Teufel vom Waiga-See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Bauch
liegen, ja?“
    Die Stimme des Alten klang ein bißchen
gehässig.
    Maulwurf-Paul antwortete nicht.
    Er hatte Hunger und Durst, war
müde und ratlos.
    „Du machst mir was zu essen,
Schelldorn. Klar?“
    Der Alte nickte.
    Morgen um 13.33Uhr, dachte
Maulwurf-Paul, kriege ich Verstärkung. Dann treffe ich Poldgar. Solange muß ich
durchhalten und aufpassen auf diese Mumie.
    Sie gingen die Treppe hinunter
in die große Wohnküche.
    Maulwurf-Paul sah sich um.
    Über der gepolsterten Eckbank
hing ein großes Foto an der Wand.
    Es zeigte einen jungen Mann von
knapp 20 Jahren.
    Auf dem Holzpodest unter dem
Bild stand ein kleiner Blumenstrauß.
    „Ist das dein Junge,
Schelldorn?“
    Der Alte nickte.
    „Wieso ist er nicht hier?“
    „Siegfried ist tot.“
    „Tatsächlich? Tut mir leid.“
    „Er wurde ermordet. Ist schon
lange her. Jahre. Er war erst 19 und mein einziger Sohn.“
    Unter der Vase, in der die
Blumen standen, lag ein Zeitungsausschnitt.
    Maulwurf-Paul griff danach,
ohne zu fragen, und las.
    Das Papier war vergilbt, die
Meldung nur kurz.
    „Ermordet? sagst du. Wie kommst
du darauf, Alter? Hier steht, der 19jährige Siegfried Schelldorn sei bei einem
Unfall umgekommen.“
    Der Alte lächelte, und wieder
war dieser glitzernde Glanz in seinen Augen.
    „Das wurde damals vom
Gendarmerie-Hauptmann Höbl so gedreht.“
    „Was? Verstehe ich nicht.“
    „Siegfried wurde überfahren.
Absichtlich. Das Auto war die Mordwaffe. Es sollte aussehen wie ein Unfall. Um
den Täter in Sicherheit zu wiegen, war zunächst von einem Unfall die Rede.“
    „Aha. Und?“
    „Es hat nichts genützt.“
    „Wieso nicht?“
    „Der Mörder konnte entkommen. Ich
weiß, wie er aussieht. Ich weiß auch, warum er meinen Sohn umgebracht hat. Und
die Polizei nahm die Fahndung auf. Aber diese Bestie wurde bis heute nicht
gefaßt.“
    Maulwurf-Paul zuckte wieder mal
mit den Achseln. Eigentlich interessierte ihn das nicht.
    „Ich habe das Gesicht von
diesem Kerl nicht vergessen“, murmelte der Alte.
    „Vielleicht triffst du ihn
noch.“ Maulwurf-Paul gähnte.
    „O ja, ich treffe ihn“, nickte
Schelldorn.
    „Aber jetzt bring was zu essen.
Und Bier, wenn du hast.“ Der Bankräuber setzte sich an den Tisch.
     
    „Ich habe einen Kirschgeist.
Selbst gebrannt.“
    „Wunderbar! Den kann ich
gebrauchen.“
    Schelldorn trat in die
Speisekammer, die sich neben der Wohnküche befand.
    Gläser standen in einem Regal —
und ein großer, verschließbarer Krug.
    In einem Karton lagen die
Pillen und Tropfen, ohne die Dagobert Schelldorn die seelische Düsternis seiner
Tage und Nächte nicht mehr überstand.
    Seit Jahren fand er keinen
ruhigen Schlaf.
    Nur mit schwersten Mitteln kam
Schelldorn zur Ruhe, die aber nie länger als drei Stunden in der Nacht
vorhielten.
    Er wählte ein großes
Wasserglas, schraubte das Fläschchen mit dem betäubenden Schlafmittel auf und
träufelte 20 Tropfen. Diese Dosis hätte einen Gaul umgeworfen.
    Aus dem Schnapskrug füllte er
das Glas zu zwei Drittel auf.
    Bekanntlich wird die Wirkung
eines Schlaf- oder Beruhigungsmittels durch Alkohol vervielfacht.
    Maulwurf-Paul
schnupperte an dem Glas, das der Alte vor ihn hinstellte.
    „Phantastisch! Wieviel Prozent
hat der?“

    „Keine Ahnung! Er ist stark.“
    „Hau mir fünf Eier in die
Pfanne. Und Speck dazu. Klar?“ Der Alte nickte.
    Maulwurf-Paul trank.
    Wie Feuer rann ihm der
Selbstgebrannte durch die Kehle. Ah, tat das gut!
    Aber dann begann der Ganove zu
schielen.
    Er sah den Alten plötzlich
doppelt, und die Möbel schwankten. Auf der Zunge lag ein Zentnergewicht.
    „Der... hat’s... wirklich...
in...sich“, lallte die schwere Zunge.
    „Sage ich doch. Noch einen?“
    „Lieber Eier... und... Speck.“
    Im selben Moment kippte
Maulwurf-Paul nach vorn.
    Seine Stirn schlug hart auf den
Holztisch.
    Das Glas wurde vom Ohr
gestreift und fiel um.
    In Maulwurf-Pauls Schädel waren
die Lichter erloschen. Tiefe Bewußtlosigkeit breitete sich aus bis in die
Haarspitzen.
    Der Ganove merkte nicht, wie er
von dem Alten gepackt wurde — von hinten unter den Armen.
    „Ziemlich stark, was? Du
Dreckskerl!“
    Schelldorn schleifte ihn zur
Kellertreppe.
    Der Kopf des Bewußtlosen
pendelte.
    Die Fersen ratschten über die
Dielen.
    Dann ging’s die Kellertreppe
hinab in einen feuchten, verließartigen Raum mit vergittertem Fenster und
schwerer Tür, die sich von außen verriegeln ließ.
    Der Bewußtlose plumpste auf den
Boden.
    Keuchend stieg der Alte die
Treppe

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