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Der Teufel vom Waiga-See

Der Teufel vom Waiga-See

Titel: Der Teufel vom Waiga-See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Goschendorf
tauchte auf.
    Wenig später fand er die
Abzweigung und entdeckte das Bauernhaus in der Senke.
    Es wirkte verwahrlost und
baufällig.
    War niemand hier?
    Werden wir gleich sehen, dachte
Maulwurf-Paul und fuhr darauf zu.
    Seine bullige Gestalt lehnte
sich gegen das Lenkrad. Er hatte ein rotes Gesicht mit hellblauen Froschaugen.
Am linken Ohrläppchen steckte ein kleiner, goldener Ring. Trotz der Froschaugen
— die Gesichtszüge erinnerten irgendwie an einen Maulwurf. Daher rührte der
Spitzname.
    „Durst!“ japste Stehgeiger-Josef
auf dem Rücksitz. „Ich komme um vor Durst.“
    „Du hast Fieber.“
    „Und Durst!“
    „Du hast Durst wegen des
Fiebers.“
    „Ist mir doch egal, weshalb.
Ich will was zu trinken.“
    Als Maulwurf-Paul den Wagen vor
dem Bauernhaus stoppte, bemerkte er die geblümten Gardinen. Sie hingen hinter
den Fenstern vom Obergeschoß.
    Also doch bewohnt?
    Im selben Moment trat ein alter
Mann vor die Tür. Sein Gesicht war stoppelbärtig und zerfurcht.
    „Habe die Ehre!“ Maulwurf-Paul
war ausgestiegen, ließ aber die Jacke geschlossen, damit der Alte die Pistole
im Gürtel nicht sah. „Ich bin Gendarmerie-Offizier Handrischek. Wir verfolgen
einen Raubmörder, der meinen Kollegen Mützberger verwundet hat. Ich brauche
Unterstützung. Ein paar Männer, die mir helfen. Sind welche im Haus?“
    Der Alte starrte mit leerem
Blick, begriff langsam und schüttelte dann den Kopf. „Ich bin hier allein, und
ich kann Ihnen nicht helfen.“
    „Name!“
    „Dagobert Schelldorn.“ Er
grinste dümmlich. „Die Leute nennen mich Fetzenschädel und denken, ich wüßte
das nicht. Aber ich weiß es. Dieses Pack!“
    Maulwurf-Paul zog seine Pistole
und richtete sie auf den Alten.
    „Wir quartieren uns bei dir
ein, Fetzenschädel. Kapiert?“

    „Ja, aber...“
    „Du bringst jetzt meinen Kumpel
ins Haus, bringst ihn in dein Bett. Damit er sich ausruhen kann. Los, los!“
    In Schelldorns Augen trat
Glanz. Eine graue Zungenspitze fuhr über die Runzellippen.
    „Ihr... ihr seid keine
Gendarmerie-Offiziere.“
    „Was du nicht sagst,
Fetzenschädel!“
    „Ihr seid Schlawiner (Halunken).“
    „Wir sind schwere Jungs. Und
wenn du nicht spurst, Opa, machen wir kurzen Prozeß mit dir.“
    Maulwurf-Paul führte Aufsicht,
half aber nicht.
    Der Alte mußte sich allein
bemühen mit dem verwundeten Stehgeiger-Josef.
    Dem schwanden schon wieder die
Sinne. Jedenfalls hing er wie ein nasses Badelaken in den hinteren Polstern.
    Dagobert Schelldorn hatte sich
in den Wagen gebeugt, um den Mann herauszuziehen — und dabei erlebte er einen
Alptraum.
    Dieses Gesicht!
    Schelldorn erinnerte sich. Ja,
auch damals waren sie zu zweit gekommen. Vor vielen Jahren. Und zu dem einen
gehörte dieses Gesicht. Nie würde er das vergessen. Die breite Stirn mit den
wulstigen Jochbögen, die eingedrückte Nase, die Narbe, die den Mundwinkel
spaltete.
    Der Mann ist zurückgekommen,
dachte Schelldorn. Aber er erkennt mich nicht. Kein Wunder! Ich bin ja jetzt
alt. Aber immer noch auf dem Quivive (scharf aufpassen ), hihihihih!

11. Spannungen in der Luft
     
    Nach dem Essen sauste Klößchen
ins Drei-Bett-Gästezimmer der Jungs, um sich eine halbe Tafel Schokolade als
Notproviant einzustecken.
    Thea und der Rest der
TKKG-Bande warteten unterdessen vor dem Herrenhaus.
    Nicht übel, dachte Tim und
meinte die Spannungen, die in der Luft lagen.
    Verhieß das doch, daß
Langeweile vermutlich nicht aufkommen würde.
    Erstens, zählte er in Gedanken
an den Fingern ab, ist da der sogenannte Teufel, der Brandbomben wirft und den
Zerstörungstick hat. Zweitens belebt ein waffenhandelnder Oberganove die Szene
und schielt nach den gräflichen Gemälden. Drittens scheint Oldo zur Heimtücke
zu neigen. Denn wie der mich wegen Alensky verpetzte — von wegen Prügelei oder
so — , das war kein Scherz. Viertens würde ich von Thea gern wissen, ob die
Mama Eugenie tatsächlich noch ein Foto besitzt — von Poldgar Prüffe, dem
Grand-Hotel-Täter. Fünftens betrifft wieder Oldo, und das frage ich am besten
gleich.
    „Thea, mir ist aufgefallen, daß
Oldo beim Mittagessen zwar noch dasselbe Hemd anhatte, das verschwitzte, aber
er trug eine andere Uhr. Richtig?“
    Das Mädchen nickte. „Ist ein
Tick von ihm. Er sammelt Armbanduhren. Billige und kostbare. Er hat mindestens
20. Neue kommen dazu. Und er trägt sie auch alle. Am liebsten würde er sie
gleichzeitig umbinden. Armbanduhren und Stiefel. Die Stiefel sind gleichzeitig
seine

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