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Der Teufel vom Waiga-See

Der Teufel vom Waiga-See

Titel: Der Teufel vom Waiga-See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Eitelkeit.“
    „Verstehe!“ rief Tim. „Er
könnte Ihnen Profis schicken, die hier alles stehlen oder rauben. Aber
vorzeigen dürfte Alensky Ihre Gemälde nie — weil sie einmalig sind und
jedermann sofort wüßte, woher sie stammen. Alensky müßte die Kunstwerke
verstecken. Doch das kriegt er nicht fertig. Kunstgenuß im stillen Kämmerlein
ist nicht sein Bier.“
    „Denkst du immer so schnell?“
fragte Bachti verblüfft.

    „Die Schlußfolgerung war
leicht“, wehrte Tim ab. „Gaby, Karl und Willi haben im selben Moment das
gleiche gedacht. Ich bin nur immer mit dem Schnabel vorndran — und spreche aus,
was die grauen Zellen mir zuflüstern.“
    Thea kicherte.
    Die Gräfin löffelte ihre Suppe
tröpfchenweise und hatte noch viel auf dem Teller.
    Eine Weile dachten alle nach,
und nur ein leises Geschirrklirren war zu hören.
    „Ist Alensky von hier?“ fragte
Tim.
    Der Graf nickte. „Er hat sein
Landhaus auf der anderen Seite von Goschendorf. Seine vierte Frau hat sich
kürzlich von ihm getrennt. Ilona, seine Tochter, stammt aus der ersten Ehe. Das
Mädchen ist 17 und — na ja, es gibt hübschere.“
    „Aber, Graf Durstilitsch!“
sagte Gagy. „Sie wissen doch bestimmt noch andere Kriterien (Merkmale), nach denen man ein Mädchen beurteilen kann, sollte, müßte. Unmöglich, daß die
meisten Männer immer nur auf das Äußere achten.“
    „Bravo, Gaby!“ lobte Gräfin
Eugenie.
    „Du hast gut lachen, Gaby“,
meinte Bachti. „Wer so hübsch ist wie du, kann es sich leisten, andere Werte zu
betonen.“ Gaby wurde rot, und das war ihr peinlich.
    Und Tim konnte sich die Bemerkung
nicht verkneifen: „Pfote, das war ein Kompliment. Ein echtes.“
    „Du bist auch so einer“,
blitzte sie ihn an.
    Der Graf schmunzelte. „Thea,
deine neuen Freunde sind — glaube ich — erheblich reifer als die hiesige
Jugend.“
    „Sie haben großstädtisches
Format“, nickte Thea, „im besten Sinne.“

10. Maulwurf und Stehgeiger
     
    Er war zwar nicht verblutet an
der Schußwunde, aber er hatte jetzt Fieber. Zeitweilig verlor er das
Bewußtsein.
    Daß Josef Mützberger, genannt Stehgeiger,
seit zwei Tagen durchhielt, grenzte an ein Wunder.
    Seit zwei Tagen! Solange schon
waren sie auf der Flucht. Paul Handrischek, der in der Unterwelt ,Maulwurf
hieß, fuhr den Wagen, einen alten Mercedes mit Wiener Kennzeichen.
    Paul, ein bulliger Typ, war
jetzt am Ende seiner Kraft.
    Lohnt sich das alles für
lumpige 212 000 Schilling?
    Sie hatten eine Bank
überfallen, weil sie Geld brauchten. Zusammen mit ihrem Kumpel Poldgar Prüffe,
der ziemlich tief im Schlamassel steckte, wollten sie sich absetzen — in die
Türkei, weiter nach Ägypten und später sonstwohin.
    Aber der Überfall war beinahe
fehlgeschlagen, das Entkommen ganz knapp.
    Polizei tauchte auf.
Schießerei. Und den Stehgeiger erwischte es. Er hieß so, weil er früher
tatsächlich als Stehgeiger gespielt hatte. Jetzt steckte die polizeiliche
Pistolenkugel tief in seiner rechten Gesäßbacke, und die Wunde war scheußlich.
    Seit 48 Stunden rollten sie nun
kreuz und quer durch Österreich, immer auf Nebenstraßen, denn die Gendarmerie
kannte den Wagen und fahndete nach Kräften.
    Es war Mittag, als der Mercedes
über die staubige Landstraße kroch und Maulwurf-Paul das Hinweisschild sah.
„Waiga-See. Hörst du? Wir sind da.“
    Josefs Stimme klang matt. „Ich denke,
wir treffen ihn irgendwo in... wie heißt der Ort? Weinfurth?“
    „Ja, in Weinfurth. Wir treffen
ihn in Weinfurth. Morgen mittag um 13.33 Uhr vor dem Postamt. Wie verabredet.“
    „Weshalb jubelst du dann?“
    „Weinfurth liegt am Waiga-See.
Fast — jedenfalls.“
    „Kenne ich.“
    „Was?“
    „Den See kenne ich. War mal
hier. Vor Jahren. Damals noch als Stehgeiger.“
    „Und?“ Maulwurf-Paul war
nervös.
    „Nichts und.“
    Stehgeiger-Josef murrte und
preßte die Hand an den Verband rechts hinter sich.
    „Du hast doch an irgendwas
gedacht?“ bohrte Maulwurf-Paul.
    „Wenn du in Richtung
Goschendorf fährst und links abbiegst — also, früher war da ein einsamer
Bauernhof.“
    „Einsam?“
    „Damals ja.“
    „Ist es das, was wir suchen?
Ein Versteck? Wir brauchen bis morgen ein Versteck. Nein, länger. Mit deinem
Hintern — ich meine, mit der Wunde kannst du nicht auf Fernreise gehen.“
    „Mir... mir wird schon wieder
so übel.“
    „Reiß dich zusammen!“
    Maulwurf-Paul fuhr weiter,
ständig auf der Hut vor einem Streifenwagen der Gendarmerie.
    Das Hinweisschild

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