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Der Teufel vom Waiga-See

Der Teufel vom Waiga-See

Titel: Der Teufel vom Waiga-See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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den Durstilitsches ein großes Stück Land. Dort stand auch — nahe am
Ufer — das Blockhaus.
    Gebacht Graf Durstilitsch hatte
vor acht Jahren für die Errichtung dieses Blockhauses gesorgt, benutzte es aber
selten, fast nie.
    24 Stunden waren nun vergangen
seit Theas Heimkehr.
    Kommissar Glockner hatte der
Ausreißerin gütig, aber nachdrücklich zugeredet und sie dann in den Zug gesetzt
nach Goschendorf am Waiga-See.
    Mit schlechtem Gewissen — und
einer Portion Trotz — verließ Thea hier den Zug. Zu ihrem Erstaunen schloß
Eugenie, die Mutter, ihr einziges Kind in die Arme, und die Vorhaltungen fielen
sehr mild aus. Auch der Graf, der sonst zur Strenge neigte, meinte, man müsse
mehr miteinander reden, damit es nicht ständig zu Mißverständnissen komme.
    Thea staunte über diesen
Empfang. Sie ahnte, daß Kommissar Glockner mit ihren Eltern telefoniert hatte —
was tatsächlich so war. Freilich — an dem Problem, unter dem Thea litt, änderte
das wenig.
    Ihre Eltern vertrugen sich
nicht. Ihre Ehe bestand aus versteckten und offenen Bosheiten. Null Liebe. Und
das bißchen Zuneigung erkaltete mehr und mehr. Das war es, was Thea verzweifeln
ließ. Sollte es zur Trennung zwischen ihnen kommen, wußte sie nicht, wem sie
sich zuwenden sollte. Sie hing an beiden.
    Jetzt, es war später Vormittag,
trat sie in den blauen Salon, wo Eugenie, ihre Mutter — Genie genannt — das
Fernseh-Programm durchsah. Meistens entschied sie schon vormittags, was sie
sich abends ansehen wollte.
    „Mami...!“
    „Ja, Thea?“
    Die Gräfin war schlank und Ende
dreißig. Sie wechselte oft die Frisur, wozu sich ihr langes, braunes Haar gut
eignete. Das Feuer in ihren violetten Augen war noch nicht ganz erloschen —
trotz der enttäuschenden Ehe. Thea entsann sich nicht, ihre Mutter jemals
gesehen zu haben ohne sorgfältiges Make-up.
    „Mami, es ist... ich habe eine
Bitte.“
    „Ja?“
    „Was ich dir von Tim und seinen
Freunden erzählt habe, trifft zu. Die sind Spitze.“
    „Wie nennen sie sich?“
    „TKKG — nach den
Anfangsbuchstaben.“
    Genie nickte, klappte die
Programm-Zeitschrift zu, ließ aber den Finger zwischen den Seiten.
    „Sie sind Spitze“, wiederholte
Thea, „ich wünschte, ich wäre deren Klassenkameradin. Oder — noch besser: Ich
gehörte in ihre Bande.“
    „Hm, ja.“
    „Du ahnst, worauf ich hinaus
will?“
    „Keine Ahnung, Thea.“
    „Ich habe mich lange mit ihnen
unterhalten. Sie haben jetzt bald Ferien.“
    Genie schlug die Zeitschrift
wieder auf, zeigte aber noch keine Ungeduld.
    „Mami, ich würde sie gern
einladen.“
    „Hierher?“
    „Wir haben doch 24 Gästezimmer.
Und wie selten wird eins benutzt.“
    „Das ist richtig. Vater...
eh... liebt seine Ruhe.“
    „Ich darf sie einladen, ja?“
    „Wenn Vater einverstanden ist.“
    „Ich frage ihn gleich. Vor
allem möchte ich, daß Gaby, Tim, Karl und Willi es hier richtig nett haben. Daß
man sie willkommen heißt.“
    „Ich freue mich über jede Abwechslung,
wie du weißt. Immer nur Fernsehen! Wie komme ich eigentlich dazu, mein Leben
vor der Glotze zu verbringen. Wir kommen viel zu selten nach Wien.“
    „Also, ich darf?“
    „Von mir aus - ja.“
    „Die Ferien fangen dort in den
nächsten Tagen an. Am besten, meine neuen Freunde kommen gleich am Anfang.“
    „Und wenn sie schon was anderes
vorhaben?“
    „Glaube ich nicht.“
    „TKKG — sagst du. Wieso heißt
denn der eine Willi? TKWG müßte es heißen.“
    „Er wird Klößchen genannt. Das,
was bei uns ein Semmelknödel ist.“
    „Sieht er so aus?“
    Thea lachte. „Beinahe.“
    Dann war Gräfin Genie wieder
allein.
    Sie hörte, wie Thea über die
Dielen rannte. Irgendwo im Herrenhaus wurde eine Tür zugeschlagen. Vermutlich
war das Oldo oder die neue Köchin, das Trampel.
    Unter der Programm-Zeitschrift
zog Genie ein Foto hervor. Es war 15 Jahre alt und zeigte sie als junge Frau —
zusammen mit einem feschen Typ, den sie damals angehimmelt hatte. Auch wenn er
ein Schlawiner, ein Tunichtgut, war.
    Poldgar Prüffe. Ihre
Jugendliebe.
    Jetzt wurde nach ihm gefahndet.
Es stand in der Zeitung. Das Telefon klingelte.
    Genie schrak zusammen.
    Himmel, dachte sie. Wenn er es
wäre. Wenn er jetzt anriefe. Wiedersehen — ja, wiedersehen würde ich ihn gern.
Er hat viel auf dem Kerbholz. Aber fesch war er schon. Sicherlich hat die böse
Umwelt ihn verführt, den armen schwachen Kerl.
    Wieder klingelte der Apparat.
    „Ja?“ meldete sie sich.
    Für einen langen Atemzug
herrschte

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