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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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er zur Antwort.
    »Danke«, brüllte Schwemmer ihm nach und ging weiter –
und lernte so, dass es ein Fehler war, hier einfach weiterzugehen, ohne vorher
nach oben zu gucken.
    Schafmann hinter ihm verstand Wortfetzen wie »Zefix«,
»Glump varreckts« und »am Oasch«, bis Schwemmer mit den Worten »Kopf gestoßen« weiterging.
    Der Weg ging ständig auf und ab, und entsprechend
stieg und fiel das Wasser darauf. An einigen Stellen war es trocken, an anderen
lief es ihnen, wie der Kollege am Eingang angekündigt hatte, in die
Gummistiefel.
    »Na servus«, sagte Schafmann.
    Sie kamen aus einem Stollen und fanden sich hinter
einem veritablen Wasserfall, dessen Gischt noch den letzten trockenen Faden
ihrer Kleidung fand und durchnässte.
    Sie patschten weiter.
    Endlich erreichten sie die Stelle. Auf dem schmalen
Weg drängte sich eine Menge Leute. Es war nicht auszumachen, wie viele es genau
waren, auf jeden Fall war der gesamte Dauerdienst da. Schwemmer entdeckte
Dräger vom Erkennungsdienst. Er presste gerade sein Funkgerät an ein Ohr und
einen Finger in den Gehörgang des anderen. Dann sagte er etwas hinein und
schaltete es mit resigniertem Kopfschütteln aus.
    Schwemmer stieß ihn an, um auf sich aufmerksam zu
machen. Er hatte den Eindruck, der junge Kommissar fühlte sich von ihm
ernsthaft bei der Arbeit gestört.
    »Und?«, schrie Schwemmer.
    »Alles Scheiße!«, brüllte Dräger zurück. Er wies über
den Fluss, der an dieser Stelle etwa sieben Meter breit war. Etliche Stablampen
waren auf eine bestimmte Stelle gerichtet, auch Schwemmer leuchtete hin.
    Die gegenüberliegende Wand war halbkreisförmig
eingebuchtet. Hier bildete die Strömung einen Strudel, und in diesem Strudel
trieb ein menschlicher Körper.
    Er wurde hinuntergesogen und wieder ausgespien, ein
ums andere Mal, dabei vollführte er wilde Tanzbewegungen, immer wieder im
Kreis, in einer rasenden Geschwindigkeit.
    Die vielen beweglichen Lichtstrahlen warfen unruhige
Schatten und machten es unmöglich, etwas Genaues zu erkennen. Schwemmer war
sich sicher, einen Arm gesehen zu haben, aber als er meinte, den Kopf
auftauchen zu sehen, konnte er nichts erkennen, was wie ein Gesicht aussah.
    Die Kälte kroch aus seinen nassen Stiefeln den Körper
empor, und er merkte, dass die Hand mit der Lampe zu zittern begonnen hatte.
    Er ließ den Strahl die Felswand hochklettern. Ein paar
Meter über ihnen verengte sich die Klamm und entwand sich immer schmaler
werdend dem Licht.
    Drägers Blick folgte dem seinen.
    »Hab ich auch schon überlegt«, schrie er. »Einer von
der Bergwacht ist hierher unterwegs. Der wird sich bedanken! Scheißjob!«
    Schwemmer nickte zur Antwort.
    »Was ist mit Tauchern?«, brüllte Schafmann, und wie
als Kommentar schoss ein Baumstamm an ihnen vorbei durch die Klamm. Schwemmer
sah Schafmann an, der hob entschuldigend die Hände. Er sagte etwas, was sich
für Schwemmer durch den Lärm wie »War halt ‘ne Idee« anhörte.
    Er winkte Dräger zu sich heran. »Mehr Licht«, sagte er
ihm ins Ohr.
    Dräger wies klammabwärts. »Kollege ist unterwegs.
Batterieleuchten.«
    Schwemmer sah wieder zu dem tanzenden Körper. Es waren
nicht mehr als vielleicht fünf Meter, die der Tote an der nahen Seite des
Strudels von ihnen entfernt war.
    Ein Mann in durchnässter roter Bergjacke kam aus dem
Stollen auf sie zu. Er schüttelte Schwemmer kurz die Hand, dann richtete er
seine Stablampe auf den Strudel und die Wand hinauf. Er zuckte die Schultern
und beugte sich zu Schwemmers Ohr.
    »Wir werden einen Mann vom Rand aus abseilen«, sagte
er.
    »Hubschrauber?«, brüllte Schwemmer zurück.
    »Geht hier nicht. Wollen Sie ‘nen Tipp?«
    Schwemmer antwortete mit einer auffordernden Geste.
    »Warten Sie einfach ein bisschen. Über kurz oder lang
kommt er aus dem Strudel frei, dann können Sie ihn unten am Kraftwerk einfach
rausklauben.«
    Schwemmer verzog das Gesicht. Diesen Gedanken
versuchte er schon seit seiner Ankunft zu verdrängen.
    »Aber wir können ihn auch rausholen, wenn Sie wollen.«
    Schwemmer nickte. »Bereiten Sie es vor. In aller
Ruhe.«
    * * *
    Magdalena saß müde hinter dem Empfangstresen und war
noch immer mit ihrer Buchhaltung beschäftigt.
    Die Bar war seit Stunden leer, der Kölner hatte sich
schlecht gelaunt ins Garmischer Nachtleben verabschiedet, nachdem seine Frau
mit Kopfschmerzen in der Suite verschwunden war.
    Herr Kant hatte sich nicht mehr blicken lassen.
    Es ging auf elf in der Nacht zu, als Andi Weidinger
hereinkam.

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