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Der Teufel von Garmisch

Der Teufel von Garmisch

Titel: Der Teufel von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Familie
Schedlbauer –«
    » Was geht Sie das an?«, fiel Magdalena
ihm heftig ins Wort, und das kölnisch-russische Paar drehte die Köpfe. In
freudiger Neugier starrten die beiden herüber und hofften auf einen
unterhaltsamen Streit, aber Magdalena lächelte sie in Grund und Boden, bis der
Mann anfing, seiner Frau den nächsten Witz zu erzählen, den Magdalena auch
schon kannte.
    »Verzeihen Sie bitte«, sagte Magdalena leise zu Kant.
»Aber ich trenne gern Privates und Berufliches.«
    » Ich muss mich entschuldigen«, sagte er. »Das
war rücksichtslos und unhöflich von mir. Darf ich Sie zu etwas einladen, als
Zeichen des guten Willens?«
    Magdalena wollte schon ablehnen, doch dann sagte sie:
»Na schön. Ich hatte auch einen misslungenen Tag.«
    Sie schenkte zwei Fernet-Branca ein.
    »Vielleicht können wir uns ja einmal woanders
unterhalten«, sagte er. »Zum Beispiel in dem Sterne-Restaurant in
Oberammergau.«
    Er nahm sein Glas und stieß es gegen ihres. »Cheerio,
Miss Sophie«, sagte er so leise, dass der Kölner es nicht hörte, und Magdalena
musste tatsächlich lachen.
    Sie tranken.
    »Wie wär’s mit morgen Abend?«, fragte Kant.
    Magdalena begann, die Gläser zu spülen, um seinem
Blick auszuweichen. Er ist ein Gast, du blöde Kuh!, dachte sie.
    »Tut mir leid. Ich muss morgen arbeiten.« Sie sah ihn
nicht an.
    »Wie schade«, sagte Kant und nahm einen Schluck von
seinem Weißbier.
    Sie wurde aus dem Mann nicht schlau, und sie bekam den
Verdacht, dass er nicht zufällig im »Lenas« abgestiegen war.
    Was wollte er?
    Zugleich musste sie sich eingestehen, dass er sie
anzog. Weit mehr, als Männer das gemeinhin taten. Oder gar Gäste.
    »Ja«, sagte sie. »Wirklich schade.«
    Kant stellte das Glas ab, in dem sich noch ein
erheblicher Rest befand, und stand auf.
    »Ich darf mich empfehlen«, sagte er freundlich und
ging hinaus. Ihr Blick folgte ihm. Kant ging nicht auf sein Zimmer. Er verließ
das Hotel.
    * * *
    »Was macht dein Magen?«, fragte Schwemmer.
    »Kohletabletten«, sagte Schafmann nur.
    Der Abendhimmel war sternenübersät, und der Wind trug
den Duft des Frühlings von Süden heran.
    Schwemmer zog die Gummistiefel an und streifte die
lange Öljacke über. Einen blöderen Fundort konnte er sich für diese Jahreszeit
kaum denken. Und eine blödere Uhrzeit.
    »Warum können Leichen nicht mal tagsüber auftauchen?
Früher Nachmittag, das wär doch mal was«, maulte er. »Aber nein! Dunkel muss es
sein. Und irgendwas vor sollte man haben.«
    »Zum Beispiel seinen Sohn von der Soloprobe abholen«,
sagte Schafmann. »Jetzt muss Bärbel das machen, und die Kleine muss im
Kindersitz schlafen.«
    »Warum tut ihr euch das bloß an?«, fragte Schwemmer.
    Schafmann brummte irgendwas, das sich wie »Auch mal
Opfer bringen« anhörte. Schwemmer fragte nicht nach.
    »Wie weit müssen wir rein?«
    »Bis in die Mitte.« Schafmann reichte ihm eine große
Stablampe. »Einer von der Gemeindeverwaltung hat ihn gefunden. Sie
kontrollieren kurz vor Sonnenuntergang noch mal die Stollen, da hat er ihn
entdeckt.«
    Sie stapften auf den Eingang der Klamm zu. Die
Partnach tobte neben ihnen, das Ufer und der Pfad waren bis zur Pitznerhütte
hin überschwemmt. Ein Kollege wies ihnen den Weg über den Hang darüber.
    »Die Gummistiefel sind nett gemeint«, sagte er, »aber
bis zu den Knien geht’s schon rein.«
    »Na toll«, sagte Schafmann.
    Sie erreichten den Stollen und schalteten die
Stablampen ein. Schafmann konnte aufrecht gehen, aber Schwemmer musste ständig
darauf achten, sich nicht den Kopf an dem rohen Fels aufzuschlagen. Das Wasser
stand knöchelhoch. Die Kälte drang durch das Gummi der Stiefel, aber Schwemmer
beschloss, sich nichts daraus zu machen.
    Am Ende des ersten Stollens ließ er den Strahl seiner
Lampe über den tosenden Fluss und die Felswände gleiten. Überall tropfte und
strömte Wasser, Gischtvorhänge und fassdicke Wasserfälle stürzten frei von
oben, rauschten und rannen die Wände herab, quollen aus Felsspalten. Sie gingen
durch ständigen intensiven Nieselregen. Schwemmer verknotete die Bändel seiner
Kapuze, aber das feine Wasser drang in jede noch so winzige Spalte. Schon bald
begann der nächste Stollenabschnitt. Ihre Stiefel tauchten bis zur Wade ein.
Ein Lichtschein kam ihnen entgegen.
    »’tschuldigung«, brüllte jemand gegen das Getöse des
Wassers an. Ein Uniformierter drängte sich an ihnen vorbei.
    »Wie weit ist es noch?«, schrie Schwemmer.
    »Schon noch ein Stück«, erhielt

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