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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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trotzdem unsere Arbeit schaffen konnten.«
    Raaben wandte sich an Anna. »Da muss man doch kein Psychologe sein, um eine gewisse unterschwellige Aggressivität herauszuhören, oder?«
    Anna kam nicht dazu, etwas zu sagen, denn Haller ergriff nun das Wort. Ein Machtwort. »Lassen Sie alle nach einem Kerl Ausschau halten, der als Schwarzer Tod oder Pestdoktor herumläuft. Ich will mir nicht nachsagen lassen, dass ich irgendeinen Hinweis nicht verfolgt hätte. Und was die Anzeige gegen Herrn Schmitt angeht, so leite ich Ihren Bericht und Ihre Anzeige gerne an den Staatsanwalt weiter, falls Sie von Amts wegen Anzeige erstatten wollen.«
    »Was ist mit meinem Schwert?«, fragte Branagorn.
    Anna beobachtete schon eine ganze Weile, wie der bleiche Mann mit gesenktem Blick dastand, so als würde er intensiv den Boden absuchen. Sein Alter war schwer zu schätzen, fand Anna. Er konnte Ende zwanzig sein, aber manches an ihm wirkte seltsam greisenhaft, und die pergamentartige, durchscheinende Haut trug ebenfalls zu diesem Eindruck bei. Außerdem war er sehr hager, was auch in seinem Gesicht die Knochen hervorstehen ließ. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass in seinen Unterlagen ein Geburtsdatum stand, das ihn als gerade Dreißigjährigen auswies, so hätte Anna auch ein Alter von fünfzig oder mehr ohne Verwunderung akzeptiert. Er selbst behauptete allerdings, bereits jahrtausendelang zu leben – in dieser und anderen Welten. Elbenkrieger waren schließlich nahezu unsterblich.
    »Ich brauche mein Schwert«, stellte Branagorn jetzt fest, machte einen Schritt auf die Leiche zu und schien dabei einen weiteren Quadratmeter grasbewachsenes Bodenareal der Telgter Planwiese systematisch mit den Augen abzusuchen. Es war eine unmissverständliche Forderung, die mit solchem Nachdruck über die Lippen gebracht wurde, dass Haller und Raaben aufhorchten. Ternieden machte hingegen nur eine wegwerfende Handbewegung, griff zum Walkie-Talkie und gab an die Kollegen eine kurze Beschreibung des Pestdoktors durch.
    »Ihr Schwert bleibt erst mal konfisziert«, erklärte Haller an Branagorn gerichtet.
    »Mit welchem Recht?«, fragte Branagorn, ohne dabei den Blick vom Boden zu lösen.
    »Was heißt hier, mit welchem Recht?«
    »Ein Schwert zählt juristisch nicht als Waffe«, erklärte Branagorn. »Rechtlich gesehen handelt es sich um ein stehendes Messer, und für deren Besitz gibt es keinerlei Einschränkungen oder Meldepflichten, im Gegensatz zu Springmessern mit verdeckter Klinge, für die ab einer Klingenlänge von zehn Zentimetern gesonderte Bestimmungen gelten.«
    »Sie rasseln das ja regelrecht herunter.«
    »Ich habe mich informiert.«
    »Hatten Sie schon mal Ärger wegen Ihres Schwertes – oder weshalb haben Sie das alles auf Abruf parat?«
    Branagorn blickte jetzt auf. Er musterte Haller auf eine so intensive Weise, dass dies dem Kriminalhauptkommissar sichtlich unangenehm war. »Wollt Ihr Euch nun an die Gesetze halten und mir mein Eigentum zurückgeben?«
    »Nein.«
    »Ihr wollt das Gesetz vertreten und haltet Euch selbst nicht daran. Was für eine verderbte Welt! Was ein schändliches Verhalten! Aber anstatt dass Ihr das Böse sucht und findet, das in die Gestalt des Schwarzen Todes gefahren ist, quält Ihr jemanden, der reinen Herzens ist und so rechtschaffen, dass sich das Eure schmutzige Phantasie vermutlich gar nicht vorzustellen vermag.«
    Raaben kicherte. »’tschuldigung, aber Sie haben wirklich eine seltsame Weise, sich auszudrücken.« Er wandte sich an Haller. »Aber in der Sache hat er recht.«
    »Das Schwert bekommt er nicht wieder«, stellte Haller fest. »Und was das Juristische angeht, Herr Schmitt …«
    »Bitte Branagorn«, bat der bleiche Mann. »Und im Übrigen beschwöre ich Euch: Bleibt bei den Buchstaben des Rechts, Herr, und überlasst mich nicht einer unkalkulierbaren Willkür. Denn wenn ich dem Traumhenker das nächste Mal begegne, so will ich es gut gerüstet tun.«
    »Wie auch immer. Bei Großveranstaltungen ist es möglich, den Waffenbegriff etwas weiter auszulegen. Vor Fußballspielen sammeln wir auch alles Mögliche ein, was man ansonsten ohne Meldepflicht oder Genehmigung besitzen darf.«
    »Und dieser Winkelzug soll rechtfertigen, dass Ihr mich um mein Eigentum bringt?«, brauste Branagorn auf, und sein Gesichtsausdruck bekam eine Art wilder Entschlossenheit.
    »Das ist kein Winkelzug, sondern unsere Gesetzeslage.«
    »Ihr wollt das Entwenden eines Schwertes damit rechtfertigen, dass hier eine

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