Der Teufel wird dich kuessen
jedoch nicht behaupten, dass mir dieser Gedanke besonders angenehm ist. Im Gegenteil«, fügte sie unsicher hinzu. »Zu gern wüßte ich, auf welche Weise dieses Bild in die Hände eines Trödlers gelangt ist. An das zerstörte Cottage konnte ich von Anfang an nicht so recht glauben. Vielleicht hing es wirklich bis vor einiger Zeit an der Stelle, an der lan es aufgehängt hat. Warum wurde es abgenommen, und welchen Weg legte es zurück, bis es an seinen Ursprungsort zurückkehrte?«
»Fragen über Fragen«, gestand Anthony leise, »und keine davon werden wir jemals beantworten können.« Er senkte den Kopf. Es entsprach nicht seinem Charakter, so einfach aufzugeben. In diesem Fall jedoch lag keine Aussicht auf eine Erklärung vor.
»Ich werde dahinterkommen, was es mit dem Bild auf sich hat«, begann er, und seine Schultern strafften sich. »Das verspreche ich dir.« Er lächelte kaum merklich. »Dieser Unheimliche wird nicht meine erste Niederlage in diesem Leben bedeuten.«
»Eines Tages ergibt sich die Erklärung vielleicht ganz von allein«, überlegte Laura, und die Teetasse in ihrer Hand zitterte ein wenig. »Diesen Tag fürchte ich jetzt schon.« Sie schob ihren Teller zurück. Aller Appetit war ihr vergangen. »Du darfst mich nie allein lassen, Darling, hörst du«, bat sie eindringlich.
»Es wird sich nicht ganz vermeiden lassen, Liebes«, gestand Anthony. »Ich wollte es dir eigentlich erst morgen sagen, Am Freitag muß ich mit lan nach Glasgow fahren. Es läßt sich wirklich nicht länger aufschieben. Wir haben einige dringende Geschäfte zu erledigen, die keinen Aufschub mehr dulden.«
»Das ist nicht dein Ernst. Bitte nicht jetzt, Anthony. Du... Ich verstehe lan nicht. Andreas schwere Stunde steht unmittelbar bevor, und er wagt es, sie allein zu lassen?«
»Es geht wirklich nicht anders, Darling«, versuchte der Mann sie zu besänftigen. »Wir werden am Vormittag aufbrechen und eine Nacht bleiben. Am nächsten Morgen fahren wir zeitig zurück. Vielleicht könnten wir Sam oder Thomas bitten, diese eine Nacht bei uns zu wohnen. Du hast deine Verwandten schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen?«
Laura verneinte. »Die beiden haben selbst genug zu tun mit ihren Ehen. Du weißt ja, dass Audrey, Sams Frau, ebenfalls ein Kind erwartet. Sie braucht ihren Mann jetzt mehr denn je, zumal sie noch immer Schwierigkeiten haben in ihrer Beziehung. Wir werden es schon schaffen. Ich... habe lediglich etwas überreagiert, das ist alles. Mach dir bitte keine Sorgen.«
»Welch eine wundervolle Frau habe ich geheiratet.« Anthony ergriff ihre Hand und führte sie an seine Lippen. »Odile wußte schon, was sie tat, als sie uns zusammenführte.« Mit leiser Wehmut im Herzen dachte Anthony an seine erste Frau, die vor einigen Jahren gestorben war. »Ich werde Matthew bitten, dass er eine Nacht in meinem Arbeitszimmer verbringt. Du weißt, dass du dich hundertprozentig auf ihn verlassen kannst.«
Laura nickte zustimmend. Sie mochte den alten Pferdeknecht sehr, der sein ganzes Leben auf Maverick Castle verbracht hatte, von Herzen gern. Er war ruhig, besonnen und ernsthaft. Auf ihn war absoluter Verlass. »Wir werden es schon schaffen, Darling. Du mußt dir wirklich keine Sorgen machen.« Sie erhob sich, trat neben ihren Mann und legte einen Arm um seine Schulter. Dann beugte sie sich zu ihm herab und küßte ihn zärtlich.
Der Freitag kam schneller, als Laura gedacht hatte. Die Stunde des Abschieds war bereits vorüber, und noch immer hallten die wehmütigen Gefühle in ihrem Herzen nach, die sie beim Abschied von ihrem geliebten Mann empfunden hatte. Nur einige Stunden der Trennung, eine einzige Nacht, lagen zwischen ihnen, dennoch fürchtete sich Laura davor.
Andrea erging es nicht anders. Gespielt fröhlich hatte sie lan nachgewinkt und anschließend mit Laura abgemacht, dass sie in einer halben Stunde zusammen Tee trinken würden. Auch sie wollte an diesem Tag nicht mehr allein bleiben, um keine Zeit zum Nachdenken zu haben.
Jetzt befand sich Laura Maverick auf dem Weg in die oberen Räume. Immer wieder blieb sie irritiert stehen, weil sie sich gegen ein unangenehmes Gefühl wehren mußte.
Am Ende des Ganges, nur wenige Meter von der Zimmertür zu Andreas Schlafgemach entfernt, hing das mysteriöse Bild des großen Unbekannten. Wenn sie zu Andrea wollte, mußte sie nicht an ihm vorbei, ihn auch nicht ansehen. Dennoch wusste sie jetzt schon, dass sie es tun würde, obwohl sich alles in ihr dagegen
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