Der Teufel wird dich kuessen
um. Der Raum war leer. Wie ein Geist schwebte sie durch die Mauer und verließ das Cottage wieder. Jetzt entdeckte sie, was der Laird ihr zeigen wollte. Sie erblickte zwei Männer, die heftig miteinander kämpften. Im ersten Moment konnte sie nicht sehen, um wen es sich handelte, doch als sie näherkam, erkannte sie Anthony, der seine Hände um den Hals seine Gegners gelegt hatte.
»Anthony!« Zu ihrer Überraschung hörte sie selbst ihren gellenden Schrei. Also war sie keine Schattengestalt. Anthony dagegen drehte nicht einmal den Kopf nach ihr. Er schien sie überhaupt nicht bemerkt zu haben.
»Da bist du ja, mein Täubchen.« Lord Matthew knirschte mit den Zähnen. Der Blick seiner eisgrauen Augen schien sie durchbohren zu wollen. Im nächsten Moment jedoch hatte ihn Anthony wieder gepackt und herumgerissen. Der Laird holte zum Schlag aus und...
»Nein, ich will es nicht sehen!« schrie Laura und drehte sich um. Zwei Arme hielten sie umfangen, um sie vor einem Sturz zu bewahren. »Nicht, ich will nicht«, jammerte sie und wagte kaum, die Augen zu öffnen.
»Laura, komm zu dir! Was ist denn? Du träumst, du bildest dir alles nur ein.« Andreas besorgte Stimme holte sie in die Wirklichkeit zurück.
Laura öffnete die Augen. »Was ist passiert?« stammelte sie. »Ich war...« Sie fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Eben war ich noch in dem Cottage. Der Laird und Anthony haben miteinander gekämpft. Es sah so aus, als würde Anthony den Kampf verlieren. Andrea, ich werde... ich werde Anthony nie mehr wiedersehen«, schluchzte sie, »Laird Matthew wird ihn umbringen. Vielleicht hat er es schon getan.«
»Anthony ist stark. Er wird Laird Matthew besiegen«, versuchte Andrea, die Schwägerin zu beruhigen. »Du mußt Vertrauen haben, Laura. Der Laird ist nur ein Schatten. Er kommt aus der Vergangenheit. Er wird keine Macht haben über Anthony.«
»Anthony ist in seine Zeit gegangen. Es ist ein Kampf auf Leben und Tod, davon bin ich fest überzeugt. Ich muß zu ihm, Andrea, ich muß zu Anthony. Ohne ihn ist mein Leben sinnlos. Ich muß ihm helfen.«
»Überleg dir das gut, Laura. Immerhin erwartest du sein Kind, und hast auch diesem ungeborenen Wesen gegenüber eine große Verpflichtung. Du darfst dein Leben nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Denk lieber noch einmal darüber nach. Wir werden morgen in aller Ruhe besprechen, was wir tun können. Erlaubst du, dass ich lan alles erzähle?«
Laura nickte. »Es wird schon seine Richtigkeit haben«, sagte sie leise und ging mit gesenktem Kopf davon. Sie wußte, was sie zu tun hatte, und sie würde es auf jeden Fall allein tun.
Der Zeiger der Uhr rückte nur langsam vorwärts. Endlich schlug die Kirchturmuhr zur Mitternacht. Nur schwach war der Ton zu hören, der zitternd in der Nachtluft verhallte.
Laura erhob sich aus ihrem Sessel und ging zur Tür. Jetzt war der Augenblick gekommen, auf den sie den ganzen Abend gewartet hatte. Wenn ihre Hoffnungen sich erfüllten, würde sie Anthony bald wiedersehen.
An der Treppe brannten vereinzelte kleine Lämpchen, die die Umgebung in ein mattes Licht tauchten. Es reichte gerade aus, dass sie die einzelnen Stufen erkennen konnte und nicht stolperte.
Vorsichtig, um nur keine unnötigen Geräusche zu verursachen und damit womöglich auch noch die Hausbewohner zu wecken, schlich Laura ins obere Stockwerk. Endlich hatte sie die Galerie erreicht. Sie spürte die Schwäche in ihren Beinen und die Angst in ihrem Herzen.
Sie wußte, dass sie stark sein mußte, stark für Anthony. Dann stand sie wieder vor dem Bild des grimmigen Laird. Ganz fest versuchte sie, sich auf sein Gesicht zu konzentrieren und darauf, ihm jetzt gleich gegenüber zu stehen.
Als nichts geschah, trat sie näher und legte beide Hände auf die Leinwand. »Was soll das, Laird Matthew?« flüsterte sie. »Hast du dein Ziel etwa schon erreicht? Ich will zu Anthony, hörst du mich? Ich will sofort...« Erschrocken zuckte sie zurück.
Plötzlich hatte sie das Gefühl gehabt, sich ihre Handflächen an dem Gesicht zu verbrennen. Sie starrte ihn irritiert an. »Du willst mich nicht. Du hast Dana bekommen, nicht wahr?« Angst schnürte ihr die Kehle zu.
Was war mit Anthony geschehen? Lebte er überhaupt noch, oder war er schon...? Diesen Gedanken mochte sie gar nicht zu Ende führen. Eine ganze Weile stand sie noch versunken vor dem Bild und versuchte, in die andere Zeit zu gelangen.
Nichts geschah.
Enttäuscht wandte sie sich ab. Plötzlich zögerte sie,
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