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Der Teufelskeiler

Der Teufelskeiler

Titel: Der Teufelskeiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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eine Ohrfeige verpasst hat, und in seinen Augen steht die blanke Mordlust. Dem ist nichts lieber, als wenn er Leute auseinandernehmen kann, und er macht das, als wärt ihr nur ein alter vergammelter Katalog von Sears & Roebuck. Seine Hauer sind wie die schärfsten Messer, die es überhaupt gibt. Also, ihr rückt ihm auf den Pelz, und die Hunde segeln durch die Gegend wie Maishülsen, und er geht auf euch los, ja?«
Wir nickten.
»Er trampelt alles nieder, was sich ihm in den Wege stellt, und wenn ihr ihn nicht in dem einen Augenblick, den ihr überhaupt bekommt, erlegt, dann bearbeitet er euch, bis nichts mehr von euch übrig bleibt als ein paar blutige Fetzen auf euerm Rücken.«
Er versuchte, uns solche Angst einzujagen, dass wir einen Rückzieher machten, soviel war klar. Mir war aber auch klar, dass er nicht log. Und die Wahrheit war, die Jagd auf Old Satan verlor jede Sekunde mehr von ihrem Reiz. Doch wenn ich dann wieder an die Hunde und an Mama dachte, kehrte meine alte Entschlossenheit zurück.
»Das heißt, ihr müsst euch verteilen. Auf die Art kriegt er euch wenigstens nicht gleichzeitig. Ihr greift ihn von verschiedenen Seiten aus an, aber stellt euch nicht so hin, dass ihr euch gegenseitig das Hirn wegschießt. Habt ihr verstanden?«
Wir nickten.
»Er sucht sich einen von euch aus, und dann geht er auf ihn los, so schnell, dass ihr nicht mehr als einen undeutlichen Schatten seht. Und wenn ihr in der Nacht auf ihn trefft, dann gnade euch Gott. Dann könnt ihr nur hoffen, dass eure Laternen genügend Licht werfen und ihr nicht nachtblind seid. Nachts ist er in seinem Element. Er kommt aus der Dunkelheit, bevor ihr überhaupt wisst, dass da was ist.
Wenn der alte Keiler auf euch losstürmt, dann senkt er seinen Kopf, und ihr werdet auf diesen Kopf schießen wollen, weil der, wenn er so läuft, am leichtesten zu treffen ist. Aber macht das nicht. Sein Fell ist härter als die Wand hier.« Mit diesen Worten ballte Onkel Pharao seine knotigen Finger zur Faust und drosch gegen die Wand der Räucherkammer. Als er seine Hand wieder in den Schoß legte, blutete sie, doch er nahm davon keine Notiz, und wir sagten kein Wort. »Nein, die Wand ist nicht so hart. Da würde 'ne Kugel glatt durchgehen. Durch den Schädel des alten Keilers kaum. Sein Fell ist rundum so hart, dass 'ne .22er bloß abprallen würde, und bei 'nem größeren Kaliber kann es gut genauso sein. Und dieser Eber ist alt und sogar noch zäher als andere.«
»Und das war der Grund, warum Papas Flinte ihn nicht aufgehalten hat?«, fragte Abraham.
»Das war Vogelschrot, kleiner Mann«, sagte Onkel Pharao, »und bei einem Fell wie dem von Old Satan hättest du ihm genauso gut 'ne Hand voll Kies nachwerfen können.«
»Wenn man nicht auf seinen Kopf zielen soll, worauf dann?«, fragte ich. »Seine Brust?«
»Seine Brust wird von seiner langen Schnauze geschützt, und seine Schulterknochen sind so hart wie ein
Stahlpflug. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit. Ziel in die Mitte der Schnauze und schieß. Dann geht die Kugel durch die weiche Schnauze durch und mitten ins Herz. Wenn du ein guter Schütze bist und Glück hast. Der andere kriegt vielleicht auch noch die Gelegenheit zum Schuss, und wenn ihr seitlich von ihm steht, zielt aufs Auge.«
»Und dann?«
»Dann? Dann ist alles vorbei, kleiner Mann. Für einen von euch ist die Sache gelaufen. Für 'nen zweiten Schuss bleibt keine Zeit, außer der andere schafft's noch. Und wenn ihr nicht das Herz trefft, selbst wenn es ein guter Treffer war, und er ist verletzt und stirbt später, besteht immer die Möglichkeit, dass er euch vorher noch in Stücke reißt. Am besten lasst ihr einfach das Gewehr fallen und klettert wie ein altes Opossum auf den nächsten Baum. Wenn kein Baum da ist, werft euch auf den Boden. Legt eure Füße aneinander und die Hände übern Kopf und macht es wie diese Raupen, die sich in die Erde eingraben. Wenn ihr Glück habt, kommt ihr vielleicht mit dem Leben davon. Ich hab's genauso gemacht, allerdings haben meine Beine dran glauben müssen.«
»Hast du ihn denn nicht richtig getroffen?«, fragte ich.
Onkel Pharao zeigte wieder sein zahnloses Lächeln. »Na, was glaubst du wohl, kleiner weißer Junge? Wenn ich ihn richtig getroffen hätte, würde ich keine Krücken brauchen.« Das Lächeln erlosch und er beugte sich vor. Das Licht der Laterne hüpfte auf seinem glänzenden schwarzen Gesicht herum. »Ich sag's euch, wie's ist, Jungs. Als ich geschossen hab - und ich bin ein guter

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