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Der Teufelskeiler

Der Teufelskeiler

Titel: Der Teufelskeiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Schütze, oder war es, als meine Augen noch nicht so trübe waren da war ich fest überzeugt, ich hätte genau ins Schwarze getroffen, aber er muss sich irgendwie rumgeworfen haben, und ich hab ihn bloß an der Schulter erwischt. Bis ich merkte, dass er nicht umfiel, war er fast schon in meiner Hosentasche. Versteht ihr, was ich euch damit sagen will? Ihr schießt und klettert sofort los. Steht nicht lange rum und schaut, ob ihr ihn getroffen habt. Er kann euch immer noch in Stücke reißen, bevor er umfällt, und eure Mamas wollen keine kleinen Jungs, die in Stücke gerissen sind. Schießt und klettert, verstanden?«
»Ja, Sir«, sagten wir gleichzeitig.
»Wollt ihr immer noch auf die Jagd nach Old Satan?«, fragte er.
Die Antwort dauerte diesmal etwas länger, kam dann aber fast wie aus einem Mund. »Ja, Sir.«
Onkel Pharao schüttelte den Kopf. »Wenn ihr so darauf versessen seid, werdet ihr es wohl tun, außer ich sperr euch in die Räucherkammer ein, bis euch die Lust vergangen ist.«
Ich war mir nicht sicher, ob das ein Scherz war. Jedenfalls sagte ich: »Du kannst mich einsperren, bis ich jeden Schinken hier drin aufgegessen habe. Aber wenn du dann die Tür aufmachst, werde ich mir Old Satan immer noch kaufen.«
Onkel Pharao starrte mich eine volle Minute lang an; dann verzog sich sein Mund zu einem Grinsen, das aussah wie ein Schlitz in altem Leder. »Ich kann euch sagen, ihr Jungs seid sturer, als ich in eurem Alter war. Fast.«
Dann klingelte auch schon die Essensglocke, und Mama Wilson rief: »Kommt rein, das Essen ist fertig.«

VIER

    Ich hatte fest damit gerechnet, dass Onkel Pharao Mrs. Wilson von unseren Plänen erzählen und uns so einen Dämpfer versetzen würde, aber er sagte kein Sterbenswörtchen. Er saß einfach am Tisch, aß, reichte die Augenbohnen und das Maisbrot weiter und blickte nicht einmal auf.
    Als wir mit Essen fertig waren, sagte er: »Kommt mit raus, Jungs, ich muss mit euch über ein paar Dinge reden.«
    Wir gingen wieder in die Räucherkammer, aber diesmal sagte Onkel Pharao nur, wir sollten kurz warten. Als er auf seinen Krücken zurückkam, hatte er ein langes, in einen Jutesack eingewickeltes Ding unterm Arm. Es war eine Winchester, eine bessere als meine und so sorgfältig gepflegt, dass sie aussah wie neu, abgesehen von einer langen Kerbe am Ende des Schafts. Er zeigte auf die Kerbe und sagte: »Die hat Old Satan reingehauen an dem Tag, als er mich zum Krüppel gemacht hat. Seine Hauer sind fast durchgegangen. Aber deswegen schießt sie nicht schlechter.« Er reichte sie Abraham. »Und was ist mit dir?«, fragte er mich und ließ den Jutesack fallen.
    »Ich habe eine alte Winchester«, antwortete ich. »Die ist draußen versteckt.«
    »In Ordnung. Dann suchen wir für euch jetzt noch ein paar Sachen zusammen, und dann holt ihr am besten die Hunde und macht euch auf den Weg, bevor es zu spät wird.«
    »Oder bevor Papa nach Hause kommt«, sagte Abraham.
    »Oder das.«
    »Und was willst du ihm dann sagen?«, fragte Abraham.
    »Na, die Wahrheit selbstverständlich - dass ich nicht weiß, wo ihr seid oder wo die Hunde hin sind.«
    Wir lächelten ihn beide an.
    »Jungs, holt euch Old Satan. Für euch, für mich und für Jesse. Aber seht zu, dass ihr in einem Stück wiederkommt. Und wenn ihr Angst kriegt, wenn ihr zu dem Schluss kommt, ihr seid noch nicht bereit für ein Treffen mit Old Satan, dann kommt einfach nach Hause, und kein Mensch wird darüber ein Wort verlieren. Außer mir weiß es eh keiner. Ihr könnt den Leuten ja erzählen, ihr wart auf Waschbärenjagd.«
    »Du brauchst dir um uns keine Sorgen zu machen«, sagte ich.
    »Doch, muss ich schon«, widersprach Onkel Pharao, »aber ich weiß auch, wann jemand mal 'nen festen Entschluss gefasst hat. Und ihr werdet nie Männer, wenn ich für euch die Entscheidungen treffe. Ihr seid fast erwachsen. Als ich in eurem Alter war, war ich es jedenfalls.«
    Onkel Pharao half uns, das zusammenzupacken, was er »ein paar Sachen« genannt hatte, also einen Beutel mit Lebensmitteln und ein paar Dinge, die wir zum Über-nachten brauchten. Wir wickelten alles in Decken ein und banden sie uns auf den Rücken. Dann gingen wir zu den Hundezwingern. Als Onkel Pharao sich sicher war, dass uns niemand beobachtete, ließ er die Hunde raus. Sie hatten sofort Old Satans Gestank gewittert und waren schon unterwegs zum Fluss und in die Auen.
    »Vergesst ja nicht, was ich euch gesagt hab, Jungs. Die Hunde laufen eine Zeit lang rum wie die Irren, bis

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