Der teuflische Lord (German Edition)
Wälder zum Kloster führen sollte.
Der Weg dem sie folgen musste war nicht mehr zu finden, egal in welche Richtung sie sich wandte. Mit jedem Versuch zurückzufinden, verirrte sie sich mehr zwischen den Bäumen. Sie musste einsehen, dass ihre Bemühungen sie nicht weiterbrachten. Kreuz und quer zu laufen brachte sie nicht dorthin, wo sie hinwollte. So blieb ihr nur die eine Möglichkeit, sich dorthin zu wenden, wo ihr der Wald nicht ganz so dicht vorkam. Vielleicht fand sie ja eine freie Fläche, die ihr einen Anhaltspunkt über ihren Standort geben konnte.
Nachdem sie sich durch ihre eigene Panik in eine so ausweglose Situation gebracht hatte, kamen bei Melisande ernsthafte Zweifel darüber auf, ob ihr Vorhaben überhaupt Aussicht auf Erfolg haben konnte. Würde sie ihren Weg noch finden oder würde sie hier draußen ganz alleine erfrieren? Diese Möglichkeit war keine wirkliche Alternative zu dem, wovor sie zu fliehen versuchte.
Als sie sich dazu entschlossen hatte, der Vermählung mit einem Unbekannten zu entgehen, hatte sie sich eine bessere Zukunft erhofft als den Tod zu finden. Vielleicht war es vermessen, darauf zu vertrauen, dass ihr der Himmel beistand, um sich dem Teufel zu entziehen. Aber was wusste sie schon davon, wie sich eine höhere Macht für einen Menschen einsetzte. Wenn sie schon auf ein Schicksal hoffte, das sie retten sollte, dann war der Tod vielleicht auch eine Lösung.
2
Nikolas Thorn wollte nur eines, sich dort verkriechen, wo ihn die Schatten der Vergangenheit nicht quälten. Er wollte vergessen, er wollte die grausamen Bilder aus seinem Gedächtnis streichen, die sein Leben so grundlegend geändert hatten. Er wollte vergessen, wozu ihn das Schicksal verdammt hatte und was aus ihm geworden war, ein unbeugsamer, harter Mann, ein Zyniker und Rächer. Jemand, dessen Namen man dazu benutzte, Kinder zu erschrecken und Menschen einzuschüchtern.
Gleichzeitig hielt dieser Ruft ihm Gesindel vom Hals, und das war wenigstens ein angenehmer Aspekt bei der ganzen Sache. Aber es wurde ihm dadurch auch fast unmöglich, mit einem anderen Menschen ein Gespräch auf Augenhöhe zu führen. Niemand wagte es, ihm gegenüber eine ehrliche Meinung zu äußern. Jeder Versuch seinerseits, offen auf seine Mitmenschen zuzugehen, wurde von der besonderen Vorsicht, mit der man ihm begegnete, zunichte gemacht.
Nikolas war es leid behandelt zu werden wie ein wildes Tier, das sich unvermutet auf sein nächstes Opfer stürzen könnte. Da war es doch besser, die Gesellschaft der Menschen zu meiden, die seine Handlungen so verurteilten. Und das war auch der Grund, warum er sich immer wieder in die kleine Jagdhütte tief im Wald zurückzog, wo er alleine war.
Hier konnte er sich von dem erholen, was er für andere repräsentierte. Hier konnte er auch ein Stück weit vergessen. Und hier würde ihn auch keiner dabei stören, wenn er sich seinem Schmerz hingab.
Sein Pech bestand nur darin, dass sich seine Vorstellungen in dieser Hinsicht nicht verwirklichen lassen würden. Gerade heute, wo die eiskalte Winterluft ihn dazu zwang, in der Hütte Schutz zu suchen, hatte sich dort schon ein anderer niedergelassen. Ein verdammtes Pech oder besser gesagt ein Zustand, der ihm seinen ganzen Frust noch deutlicher vor Augen führte. Den Schutzsuchenden hinauszuwerfen, das konnte er wegen der Wetterverhältnisse nicht verantworten. Dennoch scheute er die Auseinandersetzung mit der unbegründeten Angst des ungebetenen Gastes.
Der Einbruch der Nacht stand kurz bevor, und es war eisig kalt. Deshalb konnte Nikolas nicht einfach den Rückweg antreten. Sowohl er als auch sein Pferd mussten sich erst erholen und aufwärmen, nachdem sie den ganzen Nachmittag durch den Wald gestreift waren. Somit würde er sich diesem unerwünschten Besucher wohl anschließen müssen. Sich an das bereits entzündete Feuer zu setzen war zumindest ein Vorteil an dieser unwillkommenen Situation. Aber damit erschöpfte sich in Nikolas‘ Augen auch schon das Positive an der ganzen Sache.
Eine Nacht in der Gesellschaft eines Menschen zu verbringen, der sich womöglich davor fürchtete, dass er, Nikolas, ihm die Kehle aufschlitzte, war keine angenehme Aussicht. Das war mit ein Grund, warum er sich dabei Zeit ließ, sein Reittier in dem kleinen angebauten Stall zu versorgen, ehe er sich dem Unbekannten als Mitbewohner vorstellen wollte. Der Kerl würde ihm sowieso den letzten Nerv rauben, ehe der Morgen graute.
Nikolas hatte nicht vor, an seiner eigenen
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