Der teuflische Lord (German Edition)
ich niemanden, der meine Erinnerungen mit solchen Phrasen besudelt. Das Abschlachten von Menschen, die man geliebt hat, als Tragödie zu bezeichnen ist schlimmer als eine Todsünde!“
Melisande stand unter Schock. Durch die grobe Behandlung des Mannes und noch mehr durch seine Worte. Vor allem aber durch die eine Erkenntnis, die diese hasserfüllte Äußerung ihr brachte.
„Der Teufel von Thorn hat Eure Familie niedergemetzelt?“
3
Sie hatten ihn eiskalt erwischt, und das lag nicht daran, dass sich der Winter mit aller Macht eingestellt hatte. Nein, die ganze Sache hatte etwas mit seinem Sohn zu tun und nicht mit den Wetterverhältnissen. Aaron hatte ihn mit voller Absicht auflaufen lassen und nicht einmal eine Andeutung gemacht. Dabei hätte eine kleine Vorankündigung, ein kleiner Hinweis schon ausgereicht, um ihn nicht so vollkommen zu überrumpeln.
Der Junge hatte sich in den Monaten, seit er sich Lady Rebekka zur Frau genommen hatte, ganz und gar zu einem echten Danber gemausert. Und ein echter Danber machte keine Ankündigungen oder gab Erklärungen ab, ein echter Danber schuf ganz einfach Tatsachen.
Aarons Vorgehensweise würde ihn in naher Zukunft zum Großvater machen. Was nur bedeuten konnte, dass sein Sohn seinem Rat schneller gefolgt war als er ihm zugetraut hatte. Mach dem Mädchen ein Kind, wenn du sie behalten willst , war immer noch die Methode, die den durchschlagendsten Erfolg bei der Werbung um eine Frau brachte.
Nicht dass sich Aaron dieser Vorgehensweise bedient hätte, als er die Lady für sich gewinnen wollte. Sie zu verführen, um sie dann zu einer Ehe zu überreden, hatte damals noch nicht zu seinem Verhaltensmuster gehört. Ganz offensichtlich hatte er es auch so geschafft, das Mädchen von sich zu überzeugen. Er wusste zwar nicht, wie der Junge das im Einzelnen angestellt hatte, aber da sie jetzt bereits schwanger war, musste sie ihm doch relativ schnell in die Arme gefallen sein.
Die Entführung war das Ausschlaggebende, vermutete Waldo Danber. Mit so viel leidenschaftlichem Einsatz musste man eine Frau einfach überwältigen, vor allem wenn man sich dabei den Zorn zweier Väter zuzog. Da war es nur zu verständlich, dass der Junge seiner Eroberung auch einen Stempel aufdrücken wollte und ihr ein Kind gemacht hatte.
Waldo Danber war über die Kühnheit seines Sohnes in dieser Angelegenheit mehr als stolz. Er hatte gehofft, dass die abenteuerlustige Maid, die sein Sohn ihm vor wenigen Monaten vorgestellt hatte, Aaron aus der Reserve locken würde. Dabei hatte sie noch mehr getan. Sie hatte ihn dazu gebracht, all seine guten Manieren, seinen Anstand und seine Ritterlichkeit beiseitezuschieben, um auf Danber–Art eine Frau zu erobern.
Das Ergebnis hatten sie ihm an diesem Tag schonungslos vorgeführt. Warum sonst hatte ihn keiner vorgewarnt, dass sich die Frau seines Sohnes in gesegneten Umständen befand? Das nächste Mal wenn er seinen Jungen unangemeldet auf dessen kleinen Burg besuchen würde, sollte er sich für so etwas wappnen. Aber gut, jetzt konnte er sich erst einmal zurücklehnen und abwarten. Denn eine Steigerung des Zustandes schwanger gab es zum Glück nicht.
Das Problem, das er jetzt aktuell hatte, war, dass ihm bewusst wurde, dass er wohl langsam aber sicher alt wurde. Natürlich hatte er darauf gehofft, vielleicht sogar ungebührlich darauf gedrängt, dass sich sein Sohn eine Gemahlin nehmen und Kinder zeugen sollte. Allerdings hatte ihn das Zweite der beiden Ereignisse dann doch überrumpelt. Sich diese Dinge nur vorzustellen war etwas anderes als mit den Tatsachen direkt konfrontiert zu werden.
Er würde also irgendwann im Frühsommer Großvater werden. Nur etwa ein Jahr nachdem ihm Aaron Lady Rebekka vorgestellt hatte. Ein erhebendes, aber auch erschreckendes Gefühl. Erschreckend aus dem Grund, weil es ihm sein Alter vor Augen führte.
Nun ja, er hatte sich selbst sehr jung vermählt und war auch fast ebenso jung Witwer geworden. Dass er noch in der Blüte seiner Manneskraft stand, kaum fünfzig Lenze zählte, würde dennoch nichts daran ändern, dass ihn so ein kleiner Wicht bald Großvater nennen würde.
Er brauchte deshalb allerdings keine großen Bedenken zu haben. So ein Ereignis war vor allem ein Grund zur Freude. Er würde mit Sicherheit noch erleben, wie dieses Kind damit kämpfte, sich die richtige Maid - oder was beunruhigender wäre - den richtigen Ritter für eine Vermählung auszusuchen.
Für sich selbst sah Waldo dagegen die
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