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Der teuflische Lord (German Edition)

Der teuflische Lord (German Edition)

Titel: Der teuflische Lord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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niemand einen Einwand vorbringen. Gegen die Natur zu gewinnen hatte bisher schließlich noch niemand auf Dauer geschafft. Warum also sollte er damit anfangen? Er suchte sich seine Gegner lieber in einer etwas realeren Form. Gegner mit seinem Schwert außer Gefecht zu setzen oder mit seinem messerscharfen Verstand auszuschalten, das alles war mehr nach seinem Geschmack.
    Was sein untrügliches Auge betraf, so musste Waldo sich eingestehen, dass ihm dieses offensichtlich schon einen Streich spielte. Denn die schneeverwehte Landschaft vor ihm schien sich zu bewegen. Wie eine Welle, die im Wind auf einem See ans Ufer wogte, lief etwas Weißes auf den Horizont zu. Doch dieses weiße Etwas war kein Schnee. Da es sich vor ihm her bewegte, suchte der Lord nach der Gefahr, die es vorantrieb. Eine Gefahr konnte er jedoch auch nach gründlicher Inspektion der Gegend nicht erkennen.
    Waldo kannte kein Tier, das groß genug war, um diesem Etwas nahezukommen. Er kannte auch kein Tier, dessen Fährte so eine Schleifspur hinterließ wie die, die in der Schneelandschaft kaum zu erkennen war. Doch da er für diese Erscheinung keinen Namen hatte und auch nicht bereit war, sich oder seine Burg einer unbekannten Gefahr auszusetzen, würde er diesem Phänomen lieber auf den Grund gehen.
    Es stand zwar nicht auf seinem heutigen Programm, ein abnormales Wesen zu jagen, aber wenn es hier ein Problem geben sollte, dann würde er es lieber gleich aus der Welt schaffen. Wenn man sich einer Sache nicht sofort annahm, konnte sie sich schnell zu einer Katastrophe entwickeln. Etwas, was der Lord bei diesem Wetter absolut nicht gebrauchen konnte.
    Die Verfolgung aufzunehmen war darum der logische Schluss, der seinen Überlegungen folgen musste. Für sein weiteres Vorgehen in dieser Sache verließ er sich auf seinen Jagdinstinkt. Da er ein potentiell wildes Tier nicht erschrecken wollte, versuchte Waldo im Windschatten zu bleiben, ohne das Wesen aus den Augen zu verlieren. Sein Pferd war gut abgerichtet und würde auch nicht scheuen, wenn es einen beunruhigenden Geruch wahrnehmen würde, sobald sie nahe genug heran gekommen waren, um das Tier zu erlegen.
    Durch den weichen Schnee gedämpft konnte Waldo sein Pferd nah an das flüchtende Geschöpf heranführen. Als er mit einem gezückten Messer in der Hand auf das große Fellbündel hechtete, gab dieses ein ersticktes Stöhnen von sich. Nur seiner schnellen Reaktionsfähigkeit war es zu verdanken, dass ihn seine Hand mit der scharfen Klinge nicht zum Mörder machte.
* * *
    Angst war ein mächtiges Gefühl, das einen Menschen dazu bringen konnte, über sich hinauszuwachsen. Anouk wusste das, aber sie wusste auch, wann sie verloren hatte, wann sie sich der Übermacht eines anderen ergeben musste. Ihre Flucht war vorbei, ihre Angst nicht. Ihr war klar, dass das, was sie verbergen wollte, jetzt offensichtlich zu Tage kommen würde. Doch es war zu früh, viel zu früh, jetzt schon Farbe bekennen zu müssen. Denn das, was sie zu schützen suchte, konnte den Zufluchtsort noch gar nicht erreicht haben. Dafür hatte die Zeit ganz gewiss nicht ausgereicht.
    Anouk hatte Angst davor, dass sie etwas verraten könnte, wenn man sie folterte, um ihr Wissen aus ihr herauszupressen. Sie wollte niemanden auf die Spur führen, die sie so sorgsam verwischt hatte. Und so war es nicht überraschend, dass sie betete. Dafür, dass sie diese Welt verlassen möge, ohne die Schuld eines Verrats auf sich zu laden.
    Wenn sie ihre Häscher dazu brachte, sie hier und jetzt niederzustechen, dann wäre der Teil der Mission erfüllt, den sie zu deren Erfolg beitragen konnte. Sie fürchtete sich nicht davor, so ihr Ende zu finden. Nur die Schmerzen, die sie bis zu diesem Ende würde ertragen müssen, bereiteten ihr ein wenig Sorgen.
* * *
    ,Hölle und Verdammnis!‘, fluchte Waldo Danber lautlos vor sich hin, als ihm klar wurde, was er da gerade anrichtete. Denn eine Dame zu Boden zu ringen wie ein wildes Tier, das wies ihn nicht gerade als Edelmann aus. Als er merkte, dass er noch dazu den Worten eines Gebetes, das der heiligen Muttergottes galt, lauschte, wurde ihm sein Fehler nur noch deutlicher bewusst.
    Seine Jagd auf ein wildes, unbekanntes Tier würde die Lachnummer der ganzen Grafschaft werden, wenn jemand herausfand, dass er fast eine Lady erlegt hätte. Niemand würde auf den Gedanken kommen, sich danach zu erkundigen, wie es zu so einer folgenschweren Verwechslung kommen konnte. Schließlich sollte auch ein Blinder den

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