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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Soweit ich weiß, berät er sich einzig und allein mit seinem Onkel Jasper. Er zieht sonst niemanden ins Vertrauen; Richard spielt nie auf Informationen an, die über geheime Quellen aus der Bretagne kommen. Jeder weiß, dass sie Schiffe ausrüsten und zurückkommen, sobald sie können. Aber ihr Misserfolg im letzten Jahr verzögert das Unterfangen. Sie haben ihren Unterstützer um ein kleines Vermögen erleichtert; vielleicht will er keine weitere Flotte an sie verlieren. Die meisten denken, der Herzog der Bretagne wird sie fallenlassen und an Frankreich überstellen. Wenn sie einmal in der Gewalt des französischen Königs sind, könnten sie verloren sein. Mehr weiß Richard nicht.»
    Ich nicke.
    «Hast du gehört, dass Thomas Grey, Elizabeth Woodvilles Sohn, den Hof deines Sohnes verlassen und versucht hat, nach England überzusetzen?»
    «Nein! Warum sollte er Henry verlassen wollen?»
    Mein Gemahl lächelt mich über sein Weinglas hinweg an. «Wie es scheint, hat seine Mutter ihm befohlen, nach Hause zu kommen und, wie sie und die Mädchen, mit Richard Frieden zu schließen. Es sieht nicht danach aus, als glaubte sie, dass Richard die Jungen getötet hat, nicht wahr? Und auch nicht danach, als glaubte sie, Henry sei ein Pferd, auf das zu setzen sich lohnte. Warum sollte sie sonst auf eine Versöhnung mit dem König hoffen? Ich glaube, sie will ihre Bande mit Henry Tudor lösen.»
    «Wer weiß schon, was sie denkt?», bemerke ich gereizt. «Sie ist eine wankelmütige Frau, die nichts und niemandem die Treue hält als ihren eigenen Interessen. Ohne jeglichen Verstand.»
    «Dein Sohn Henry Tudor hat Thomas Grey auf der Landstraße eingeholt und ihn zurückexpediert», setzt mein Gemahl hinzu. «Nun halten sie ihn wie einen Gefangenen. Er ist eher eine Geisel denn ein Anhänger des dortigen Hofes. Aber es verheißt nichts Gutes für das Verlöbnis deines Sohnes mit der Prinzessin. Ich nehme an, sie wird die Verlobung auflösen, wie ihr Halbbruder dem Lehnseid abgeschworen hat. Das schadet eurer Sache und erniedrigt Henry. Es sieht so aus, als hätte sich das Haus York gegen euch gewandt.»
    «Sie kann die Verlobung nicht lösen», fahre ich ihn an. «Ihre Mutter hat darauf geschworen, genau wie ich. Henry hat in der Kathedrale von Rennes vor Gott darauf geschworen. Wenn sie sich daraus lösen will, braucht sie Dispens vom Papst persönlich. Und warum sollte sie die Verlobung überhaupt lösen wollen?»
    Das Lächeln meines Gemahls wird breiter. «Sie hat einen Verehrer», sagt er ruhig.
    «Sie hat kein Recht auf einen Verehrer, sie ist mit meinem Sohn verlobt.»
    «Trotzdem hat sie einen.»
    «Irgendein dreckiger Page, sollte ich meinen.»
    Er kichert, als sei das ein privater Witz. «O nein. Das trifft es nicht ganz.»
    «Kein Edelmann wurde sich so weit herablassen, sie zu heiraten. Sie ist in aller Öffentlichkeit zum Bastard erklärt worden, sie ist meinem Sohn versprochen, und ihr Onkel hat ihr nur eine bescheidene Aussteuer in Aussicht gestellt. Warum sollte irgendjemand sie heiraten wollen? Sie lebt in Schimpf und Schande.»
    «Wegen ihrer Schönheit? Du musst wissen, sie strahlt regelrecht vor Schönheit. Und wegen ihrer Anmut? Sie hat ein unglaublich reizendes Lächeln, man kann den Blick nicht von ihr wenden. Sie hat ein frohes Gemüt und eine reine Seele. Sie ist ein liebreizendes Mädchen, in jeder Hinsicht eine wahre Prinzessin. Es ist, als sei sie aus dem Asyl gekommen und in der Welt zum Leben erwacht. Ich glaube, es ist ganz einfach: Er liebt sie.»
    «Wer ist dieser Narr?»
    Er strahlt vor Vergnügen. «Ihr Verehrer, der, von dem ich dir erzählt habe.»
    «Also, wer ist dieser liebestolle Idiot?»
    «König Richard persönlich.»
    Einen Moment lang verschlägt es mir die Sprache. Eine solche Verderbtheit kann ich mir nicht vorstellen, eine solche Herrschaft purer Lust. «Er ist ihr Onkel!»
    «Sie könnte um päpstlichen Dispens ersuchen.»
    «Er ist verheiratet.»
    «Du selbst hast gesagt, Königin Anne sei unfruchtbar und habe nicht mehr lange zu leben. Er könnte sie bitten, ihren Platz zu räumen, das wäre nicht unvernünftig. Er braucht noch einen Erben – sein eigener Sohn ist schon wieder krank. Er braucht einen weiteren Jungen, um seine Linie abzusichern, und die Rivers sind bekannt für ihre Fruchtbarkeit. Denk nur an Königin Elizabeth im Ehebett Englands.»
    Meine säuerliche Miene verrät ihm, dass es genau das ist, woran ich denke. «Sie ist jung genug, um seine Tochter zu

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