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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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einer Mutter, die von Johanna von Orléans zu Höherem berufen wurde. Kann jemand wie er zum Faulpelz werden? Zum Trunkenbold? Zu einem, der den Leuten in den Wirtshäusern erzählt, er wäre beinahe König geworden, hätte er nicht so viel Pech gehabt und wäre da nicht dieser Hexenwind gewesen?
    Ich finde einen Weg, ihm vor Weihnachten einen Brief zu senden. Kein zärtlicher Brief mit Weihnachtsgrüßen. Die Zeiten sind zu finster für den Austausch von Geschenken. Es war ein schlechtes Jahr für das Haus Lancaster. In mir ist keine Freude, die ich anderen wünschen könnte. Wir haben lange, harte Mühen vor uns, wenn er seinen Thron erringen will, und der Erste Weihnachtstag ist just der Tag, an dem er mit der Arbeit beginnen soll.
    Mein Schwager Jasper und mein Sohn Henry,
    ich grüße Euch herzlich.
    Ich habe gehört, dass Elizabeth, die falsche Königin, und Richard, der Usurpator, über die Bedingungen für ihre Freilassung aus dem Kirchenasyl verhandeln.
    Es ist mein Wunsch, dass mein Sohn Henry öffentlich seine Verlobung mit Prinzessin Elizabeth von York verkündet. Dies sollte verhindern, dass sie einen anderen heiratet, es soll ihre und meine Verwandtschaft an seinen Thronanspruch erinnern, ihre frühere Unterstützung für ihn demonstrieren und seinen Anspruch auf den Thron von England bekräftigen.
    Er sollte dies am Ersten Weihnachtstag in der Kathedrale von Rennes tun, so wie Johanna von Orléans in der Kathedrale von Reims den König von Frankreich deklariert hat. Dies ist mein Befehl als seine Mutter und Oberhaupt seines Hauses.
    Weihnachtliche Grüße,
    Margaret Stanley
    ***
    Auf ein klägliches Weihnachtsfest folgt ein freudloses Neujahr, und in den langen Winternächten, da die undurchdringliche Dunkelheit zögerlich in einen kalten, grauen Morgen übergeht, habe ich Zeit, über die Nichtigkeit des Ehrgeizes und die Sünde, einen gekrönten König zu stürzen, nachzudenken. Ich knie nieder vor meinem Gott und frage ihn, warum die Unternehmung meines Sohnes, seinen rechtmäßigen Platz in der Welt einzunehmen, nicht gesegnet war, warum der Regen sich gegen ihn gestellt hat, warum der Wind sein Schiff forttrieb, warum Gott, der Herr über Erdbeben, Wind und Feuer, den Sturm für Henry nicht beruhigen konnte, so wie er ihn für sich selbst in Galiläa besänftigt hat? Ich frage ihn: Wenn Elizabeth Woodville, Königinwitwe von England, eine Hexe ist, wie jeder weiß, warum kann sie dann aus dem Kirchenasyl kommen und mit einem thronräuberischen König eine Vereinbarung schließen? Wie kann sie ihren Weg gehen in der Welt, wenn meiner abgeschnitten ist und im Schlamm versinkt? Ich strecke mich auf den kalten Fliesen der Stufen der Kapelle aus und gebe mich ganz meinem heiligen und reumütigen Kummer hin.
    Und dann überkommt es mich. Am Ende, nach vielen langen Nächten des Fastens und Betens, höre ich eine Antwort. Und ich weiß, warum. Endlich begreife ich es.
    Endlich verstehe ich, dass die Sünden des Ehrgeizes und der Gier unsere Unternehmung verdüsterten und unsere Pläne überschattet wurden von dem Wunsch einer sündigen Frau nach Rache. Die Pläne wurden von einer Frau geschmiedet, die sich als Mutter eines Königs betrachtete, die nicht damit zufrieden war, eine gewöhnliche Frau zu sein. Der Fehler des Vorhabens lag in der Eitelkeit einer Frau, die Königin sein und den Frieden im Land für ihre egoistischen Ziele opfern wollte. Sich selbst zu kennen heißt, alle zu kennen. Ich werde meine Sünde und die Rolle, die sie bei unserem Versagen spielte, beichten.
    Ich habe mich nur des gerechten Ehrgeizes und des großen Wunsches schuldig gemacht, meinen rechtmäßigen Platz einzunehmen. Eine gerechte Wut. Aber Elizabeth Woodville hat an allem Schuld. Sie hat England um ihrer Eitelkeit und ihrer Rache willen Krieg gebracht. Sie ist zu uns gekommen, erfüllt von Wünschen für ihren Sohn, erfüllt mit Stolz auf ihr Haus, aufgeblasen von ihrem Glauben an ihre Schönheit, und ich hätte mich weigern sollen, mich in ihrem sündhaften Ehrgeiz mit ihr zu verbünden. Elizabeths Streben nach dem Triumph ihres Sohnes hat uns aus dem Reich der Langmut Gottes vertrieben. Ich hätte ihre Eitelkeit sehen und mich von ihr abwenden sollen.
    Ich habe große Schuld auf mich geladen, das sehe ich jetzt, und ich flehe Gott um Vergebung an. Mein Fehler war, mich mit Buckingham zu verbünden, dessen eitler Ehrgeiz und dessen gottlose Gier nach Macht den Regen auf uns niederbeschworen haben. Und mit Königin

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