Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
sein!»
    «Wie du selbst weißt, ist das kein Hindernis, außerdem stimmt es nicht. Es liegen nur vierzehn Jahre zwischen ihnen.»
    «Er ist der Mörder ihrer Brüder und der Untergang ihres Hauses!»
    «Das sagst ausgerechnet du? Wo du genau weißt, dass es nicht stimmt? Jetzt, da sich die Königin mit ihm ausgesöhnt hat und auf dem Land lebt und die Prinzessinnen an seinem Hof weilen, glaubt nicht einmal mehr das gemeine Volk, dass Richard die Jungen getötet hat.»
    Ich erhebe mich von der Tafel, so verwirrt, dass ich sogar vergesse, mein Dankgebet zu sprechen. «Er kann nicht beabsichtigen, sie zu heiraten. Wahrscheinlich will er sie verführen und Schande über sie bringen, sodass sie für Henry unpassend wäre.»
    «Unpassend für Henry!» Er lacht laut auf. «Als ob Henry in einer Position wäre, in der er wählen könnte! Als ob er selbst so ein guter Fang wäre! Als ob er nicht genauso an die Prinzessin gebunden wäre wie sie an ihn. Ganz wie du sagst.»
    «Richard wird sie zu seiner Hure machen, um sie und ihre ganze Familie zu beschämen.»
    «Das glaube ich nicht. Ich glaube, er liebt sie aufrichtig. Ich glaube, König Richard liebt Prinzessin Elizabeth. Dass er zum ersten Mal in seinem Leben jemanden liebt. Du müsstest nur einmal beobachten, wie er sie ansieht und aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Es ist etwas ganz Besonderes. Als sei sie der Sinn seines Lebens. Es ist, als sei sie seine weiße Rose. Wahrhaftig.»
    «Und sie?», spucke ich aus. «Wahrt sie Abstand? Ist sie eine Prinzessin mit Selbstachtung? Wenn sie eine Prinzessin ist und hofft, Königin zu werden, sollte sie einzig und allein an ihre Reinheit und Tugendhaftigkeit denken.»
    «Sie betet ihn an», sagt er schlicht. «Das ist deutlich. Sie strahlt, wenn er den Raum betritt, und wenn sie tanzt, wirft sie ihm ein kleines Lächeln zu, und er kann den Blick nicht von ihr wenden. Sie sind ein Liebespaar. Nur ein Narr sieht das nicht. Sie sind nicht mehr als das – und gewiss nicht weniger.»
    «Dann ist sie nicht besser als eine Hure», beende ich die Unterhaltung und verlasse den Raum. Ich will kein Wort mehr hören. «Ich werde an ihre Mutter schreiben, ihr mein Mitleid aussprechen und ihr versichern, dass ich für die Tochter, die ihr Schande macht, beten werde. Aber ich kann nicht behaupten, die beiden würden mich überraschen. Die Mutter ist eine Hure; nun stellt sich heraus, dass die Tochter auch nicht besser ist.»
    Ich schließe die Tür vor seinem spöttischen Gelächter. Sehr zu meiner Verwunderung bemerke ich, dass ich zittere und mir Tränen über die Wangen laufen.
    ***
    Am nächsten Tag kommt ein Bote vom Hof zu meinem Gemahl. Stanley lässt sich nicht einmal dazu herab, den Boten auch zu mir zu schicken, also muss ich wie eine Kammerzofe in den Stallhof laufen, wo er dabei ist, seine Männer zum Abmarsch zusammenzurufen. «Was ist geschehen?»
    «Ich gehe zurück an den Hof. Ich habe eine Nachricht erhalten.»
    «Ich hätte erwartet, dass du den Boten zu mir schickst.»
    «Es betraf nur mich. Nicht dich.»
    Ich schlucke eine pflichtvergessene Widerrede herunter. Seit ihm meine Ländereien und mein Vermögen zugesprochen wurden, zögert er nicht, sich wie mein Gebieter zu verhalten. Ich unterwerfe mich seiner Grobheit mit der Anmut der Jungfrau Maria, und ich weiß, dass sie es wohl vermerkt.
    «Gatte, würdest du mir bitte mitteilen, ob das Land in Gefahr ist? Gibt es Schwierigkeiten? Bitte gewähre mir eine Antwort auf diese Frage.»
    «Wir haben einen Verlust erlitten», sagt er knapp. «König Richards Sohn, Prinz Edward, ist tot.»
    «Gott sei seiner Seele gnädig», sage ich fromm, während sich vor Aufregung in meinem Kopf alles zu drehen beginnt.
    «Amen. Deswegen muss ich an den Hof zurück. Wir trauern. Es wird Richard hart treffen, daran zweifele ich nicht. Sein einziges Kind, und nun ist es tot.»
    Ich nicke. Jetzt steht nur noch Richard zwischen meinem Sohn und dem Thron; es gibt keinen anderen Thronerben als meinen Sohn. Immer wieder haben wir davon gesprochen, wie viele Herzen noch zwischen meinem Sohn und dem Thron schlagen, und nun sind alle Söhne des Hauses York tot. Die Zeit ist gekommen für meinen Sohn aus dem Hause Lancaster. «Also hat Richard keinen Erben», stellte ich tonlos fest. «Wir dienen einem kinderlosen König.»
    Die dunklen Augen meines Gemahls heften sich auf mein Gesicht; er lächelt, als erheiterte ihn mein Ehrgeiz. «Außer, wenn er die Prinzessin von York heiratet», stichelt er

Weitere Kostenlose Bücher