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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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geschworen haben. Die Schweizer Offiziere sind gleichgültig – sie haben diese Soldaten gedrillt, mehr können sie nicht tun; mehr Männer wären gut, doch sie werden sowieso bezahlt, um zu kämpfen, und zusätzliche Männer würden eine geringere Beute für jeden bedeuten. Den französischen Strafgefangenen, die nur für Freiheit und Beute kämpfen, ist es gleichgültig. Henry betrachtet seine Truppen mit einem tapferen Lächeln und spürt ihre schreckliche Gleichgültigkeit.

[zur Inhaltsübersicht]
    20 . August 1485
    Leicester
    D er Earl of Northumberland, Henry Percy, marschiert mit seiner Armee von dreitausend Soldaten in Richards Lager bei Leicester. Er wird zu Richard gebracht, als der König unter dem Baldachin, auf seinem prächtigen Sessel, sein Abendessen einnimmt.
    «Ihr könnt Euch setzen und mit mir dinieren», sagt Richard leise und deutet auf einen Platz am Tisch, dem seinen gegenüber.
    Henry Percy strahlt über die Ehrenbezeigung und nimmt Platz.
    «Seid Ihr bereit, morgen loszureiten?»
    Der Graf wirkt überrascht. «Morgen?»
    «Warum nicht?»
    «An einem Sonntag?»
    «Mein Bruder ist an einem Ostersonntag hinausmarschiert, und Gott hat auf seine Schlacht herabgelächelt. Ja, morgen.»
    Der Graf streckt die Hände aus, damit der Diener ihm Wasser über die Finger gießen und sie mit einem Handtuch trocken tupfen kann. Dann bricht er etwas helles Weizenbrot ab und zupft an der weichen, weißen Krume unter der knusprigen Kruste. «Es tut mir leid, Mylord, es hat zu lange gedauert, meine Männer herzubringen. Sie sind nicht in dem Zustand, morgen schon zu marschieren. Wir mussten schnell ziehen, über harte Straßen, sie sind erschöpft und noch nicht in der Lage, für Euch zu kämpfen.»
    Richard bedenkt ihn unter dunklen Augenbrauen mit einem langen, bedächtigen Blick. «Ihr seid den ganzen Weg hierhergekommen, um am Rand zu stehen und zuzusehen?»
    «Nein, Mylord. Ich habe geschworen, mich mit Euch zu vereinen, wenn Ihr ausmarschiert. Aber wenn es so schnell sein soll, morgen schon, dann müssen meine Männer die Nachhut bilden. Sie können nicht anführen. Sie sind erschöpft.»
    Richard lächelt, als wüsste er längst mit Gewissheit, dass Henry Percy bereits Henry Tudor versprochen hat, hinter dem König zurückzubleiben und nichts zu tun.
    «Dann werdet Ihr die Nachhut bilden», sagt Richard. «Und ich weiß, dass ich sicher bin, wenn Ihr dort seid. So», wendet der König sich an die Versammelten, und die Köpfe fahren hoch. «Morgen früh also, Mylords», sagt Richard, und seine Stimme ist so ruhig wie seine Hände. «Morgen früh marschieren wir hinaus und vernichten diesen Jungen.»

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    Sonntag, 21 . August 1485
    H enry wartet bis zum letzten Augenblick darauf, dass Jasper zurückkehrt. Während er wartet, lässt er die Landsknechte an ihren Piken drillen. Es ist eine neue Taktik, die erst vor neun Jahren von den Schweizern gegen die furchterregende burgundische Kavallerie eingeführt wurde. Die Schweizer Offiziere haben sie mit den unbändigen französischen Rekruten eingeübt und schließlich durch ständiges Wiederholen perfektioniert.
    Henry und eine Handvoll seiner erfahrenen Reiter spielen die Rolle der angreifenden feindlichen Kavallerie. «Seid achtsam», sagt Henry zu dem Earl of Oxford, der auf seinem schweren Pferd zu seiner Rechten reitet. «Reitet sie nieder, und sie werden Euch aufspießen.»
    De Vere lacht. «Dann haben sie ihr Handwerk gut gelernt.»
    Das halbe Dutzend Reiter schwenkt um und wartet, und dann, auf den Befehl «Angriff» hin, prescht es vor, zuerst im Trab, dann im Kanter und schließlich im gestreckten, furchterregenden Kavalleriegalopp.
    Was als Nächstes geschieht, hat England bis dahin noch nicht gesehen. Bisher hat ein Fußsoldat, der sich einem Kavallerieangriff ausgesetzt sah, den Pikenschaft in den Grund gerammt und die Pike aufwärts gerichtet in der Hoffnung, dem Pferd die Spitze in den Bauch zu rammen. Oder er hat sich wild gegen den Reiter geworfen oder in einer einzigen rasenden Bewegung verzweifelt nach oben gestoßen, sich geduckt und die Arme um den Kopf geschlungen. Der größte Teil der Männer hat schlicht die Waffen fallen lassen und ist geflohen. Ein gutgeplanter Kavallerieangriff hatte in der Regel keine Mühe, eine Reihe von Infanteristen zu durchbrechen. Wenige Männer konnten sich dem Schrecken stellen, sie konnten ihm einfach nicht standhalten.
    Diesmal verteilen sich die Pikeniere wie gewohnt, und als die

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