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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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die Kavallerie reitet die Reihen wachsam auf und ab. Der König und seine Leibgarde reiten voran: Jeder kann die königliche Standarte vor ihnen sehen; jeder weiß, dass Richard entschlossen ist, diese Bedrohung seines Friedens ein für alle Mal zu beenden. Dies wird die letzte Rebellion gegen seine Regentschaft sein, das Ende der langen Rosenkriege.
    Bevor sie Nottingham verlassen, hält Catesby den König mit einer Frage auf. «Der Sohn Stanleys?»
    «Er kommt mit uns. Unter Bewachung.»
    «Sollten wir ihn nicht jetzt töten?»
    Richard schüttelt den Kopf. «Ich kann mir Stanley unmöglich am Vorabend der Schlacht zum Feind machen. Wenn wir seinen Sohn töten, wird er sich garantiert auf Tudors Seite schlagen, um Rache zu üben. Wir nehmen Lord Strange mit, in meinem Gefolge, und wenn Stanley sich gegen uns stellt, schlagen wir ihm an Ort und Stelle den Kopf ab.»
    ***
    Die königliche Armee und die Armee Tudors sind nicht die einzigen Streitkräfte, die aufeinander zumarschieren. Die beiden Armeen der Stanleys haben sich wartend in Stellung gebracht, der Earl of Northumberland bringt in Richards Rücken einen Kavallerieverband in Stellung, er hat versprochen, seinen Dienst zu erfüllen und Margaret Stanley treu zu sein. Die größte Armee, die auf dem Schlachtfeld Stellung nimmt, ist zweifellos die des Königs. Doch den Ausschlag werden die Streitkräfte der Stanleys und Northumberlands geben.

[zur Inhaltsübersicht]
    19 . August 1485
    J asper, dessen großes Schlachtross gemächlich neben dem seines Neffen hertrabt, beugt sich zu ihm hinüber und fasst mit seinem Stulpenhandschuh in die Zügel. «Nur Mut, mein Junge.»
    Henry schenkt ihm ein angespanntes, zaghaftes Lächeln.
    «Lass sie vorausziehen.» Jasper weist mit einem Nicken auf die langsam vorrückende Armee. «Lass sie außer Sichtweite marschieren und mach dann kehrt. Ich kümmere mich um das Nachtlager und komme dann zu dir. Tu, was du kannst, bei den Stanleys. Ich trete nur in Erscheinung, wenn du in Schwierigkeiten gerätst.»
    «Glaubst du, sie wollen mich töten?», fragt Henry, als sei es eine Frage der Taktik.
    Jasper seufzt. «Ich glaube nicht. Ich vermute eher, dass sie dir ihre Bedingungen darlegen werden. Sie gehen wohl davon aus, dass du gute Chancen hast. Wenn sie nicht die Absicht hätten, dir den Rücken freizuhalten, würden sie sich nicht einmal mit uns treffen. Es gefällt mir nicht, dass du sie allein triffst, aber da sein Sohn von Richard als Geisel gehalten wird, muss Stanley vorsichtig sein. Hast du dein Messer im Stiefel?»
    «Selbstverständlich.»
    «Denk daran, ich bin nicht weit von dir. Gutes Gelingen, Euer Gnaden. Ich bin gleich hinter dir. In Hörweite.»
    «Gott steh uns allen bei», sagt Henry niedergeschlagen. Er schaut nach vorn, um sich zu vergewissern, dass die Nachzügler seiner Armee um die Ecke sind, und sobald sie außer Sichtweite sind, wendet er sein Pferd und reitet davon, um den Diener der Stanleys zu treffen, der im Schatten der Hecke mit einem Mantel bekleidet auf seinem Pferd auf ihn wartet.
    Sie reiten schweigend, und in der zunehmenden Dunkelheit prägt sich Henry die Landschaft ein, um später den Weg zurück zu seiner Armee zu finden. Der Diener weist auf ein kleines Gasthaus am Wegesrand. Zum Zeichen, dass es geöffnet ist für sein ärmliches Geschäft, hängt ein knochendürrer Stechpalmenzweig über der Tür, und Henry sitzt ab. Der Diener führt sein Pferd hinter das Haus, und Henry zieht den Kopf ein, atmet tief durch und öffnet die Tür.
    Er blinzelt. Durch den Rauch der schmutzigen Binsenlichter und des Feuers aus frischgeschlagenem Holz, der in dem düsteren Schankraum steht, kann er Sir William und drei weitere Männer ausmachen. Sonst sieht er niemanden: Er weiß nicht, ob er einen Hinterhalt oder ein Willkommen erwarten soll. Mit einem bretonischen Achselzucken tritt Henry Tudor ein.
    «Welch glücklicher Zufall, Euer Gnaden, mein Sohn.» Ein großer Fremder steht auf und fällt vor Henry aufs Knie.
    Henry streckt eine Hand aus, die nur ganz leicht zittert. Der Mann küsst den Handschuh, und die anderen beiden Männer und Sir William fallen ebenfalls aufs Knie und ziehen die Kappen.
    Henry stellt fest, dass er vor Erleichterung grinst. «Lord Stanley?»
    «Ja, Euer Ehren, und mein Bruder Sir William, der Euch bereits bekannt ist. Und dies ist meine Garde, die für unsere Sicherheit sorgt.»
    Henry reicht Sir William die Hand und nickt den anderen Männern zu. Er hat den Eindruck, er sei

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