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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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zu bieten hat, als einem Mann nach dem anderen angetraut zu werden und zu hoffen, nicht bei der Niederkunft zu sterben!»
    Sie schüttelt den Kopf und lächelt, als würde ich mich aufregen wie ein kleines Mädchen, das nach seinen Spielsachen kreischt. «Nein, in aller Offenheit, Liebes, mehr hält das Leben nicht für dich bereit», schließt sie. «Also erfülle deine Pflicht gehorsamen Herzens. Wir sehen uns im Januar auf deiner Hochzeit.»
    ***
    In mürrischem Schweigen reite ich zurück nach Pembroke Castle. Die Zeichen des herannahenden Frühlings am Wegesrand bereiten mir nicht die geringste Freude. Ich wende den Kopf ab von den wilden Narzissen, die die Wiesen gelbgolden leuchten lassen, und ich bin taub für den beharrlichen fröhlichen Gesang der Vögel. Der Kiebitz, der forsch über einem gepflügten Feld aufsteigt und sein schrilles Pfeifen ausstößt, bedeutet mir nichts, denn nichts bedeutet mir etwas. Die Schnepfe, die im Sinkflug Laute wie einen Trommelwirbel ausstößt, ruft nicht nach mir. Mein Leben wird nicht Gott geweiht sein, es wird überhaupt nicht besonders sein. Ich werde mit Margaret Stafford unterzeichnen – ich bin nicht einmal Herzogin. Ich werde unauffällig wie eine Heckenbraunelle auf einem Zweig leben, bis der Sperber mich tötet, und mein Tod wird unbemerkt bleiben und von niemandem betrauert werden. Meine Mutter selbst hat mir gesagt, dass es in meinem Leben nichts gibt, was es wert ist, getan zu werden, und ich bestenfalls hoffen kann, einem frühen Tod im Kindbett zu entrinnen.
    Sobald Jasper der hohen Türme von Pembroke ansichtig wird, gibt er seinem Pferd die Sporen und begrüßt mich am Burgtor mit meinem Sohn in den Armen, strahlend vor Freude. «Er kann lächeln!», ruft er, noch bevor die Pferde stehen. «Er lächelt. Ich habe es gesehen. Ich habe mich über seine Wiege gebeugt, um ihn hochzunehmen, und er hat mich angesehen und gelächelt. Ich bin mir ganz sicher. Ich hätte nicht gedacht, dass er so früh lächeln würde. Aber es war ganz bestimmt ein Lächeln. Vielleicht schenkt er dir auch eines.»
    Wir warten gespannt und sehen in die dunkelblauen Augen des kleinen Jungen. Er ist immer noch so fest gewickelt, als warte der Sarg auf ihn, nur seine Augen bewegen sich, er kann nicht einmal den Kopf wenden. Er ist zur Reglosigkeit verdammt.
    «Vielleicht lächelt er später», tröstet Jasper mich. «Da! Hat er jetzt? Nein.»
    «Es spielt keine Rolle, denn in einem Jahr, wenn ich Sir Henry Stafford heirate, muss ich ihn sowieso verlassen, um Söhne für das Haus Stafford zur Welt zu bringen, auch wenn ich womöglich dabei sterbe. Vielleicht hat er nichts zu lächeln, vielleicht weiß er, dass er bald Waise sein wird.»
    Jasper wendet sich dem Haupteingang der Burg zu und geht neben mir her, während der Kleine in seinen Armen ruht. «Sie werden dir erlauben, ihn zu besuchen», versucht er mich aufzumuntern.
    «Aber du wirst ihn behalten. Ich nehme an, das war dir bekannt. Das habt ihr alle zusammen wohl so geplant, du und meine Mutter und mein Schwiegervater und der alte Mann, der künftig mein Gemahl sein wird.»
    Er blickt auf mein tränenfeuchtes Gesicht herab. «Er ist ein Tudor», sagt er vorsichtig. «Der Sohn meines Bruders. Der einzige Erbe unseres Namens. Wen auch immer du wählen würdest, niemand würde besser auf ihn achtgeben als ich.»
    «Du bist nicht einmal sein Vater», sagte ich gereizt. «Warum sollte er bei dir bleiben und nicht bei mir?»
    «Verehrte Schwägerin, du bist selbst kaum mehr als ein Kind, und dies sind gefährliche Zeiten.»
    Zornig stampfe ich mit dem Fuß auf. «Ich bin immerhin alt genug, um ein zweites Mal verheiratet zu werden. Ich bin alt genug, um ohne jede Zärtlichkeit oder Rücksicht beschlafen zu werden. Ich bin alt genug, um dem Tod im Kindbett ins Auge zu sehen und mit anhören zu müssen, dass meine Mutter – meine eigene Mutter – befohlen hat, das Kind zu retten und nicht mich! Ich denke doch, dass ich jetzt eine Frau bin. Ich habe ein Kind zur Welt gebracht, ich war verheiratet und bin verwitwet und wieder verlobt. Ihr behandelt mich wie das Paket eines Tuchhändlers und schickt mich hin und her wie einen Ballen Stoff, aus dem sich jeder ganz nach Belieben sein Muster ausschneiden kann. Meine Mutter hat mir erzählt, dass mein Vater durch seine eigene Hand den Tod gefunden hat und dass wir eine vom Pech verfolgte Familie sind. Ich glaube, ich bin jetzt eine Frau! Wenn es euch passt, behandelt ihr mich wie eine

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