Der Thron der roten Königin
gewechselt und ist jetzt unser Feind. Antworte mir sofort und persönlich, wie es Euch ergeht und ob mein Junge in Sicherheit ist. Edward hat seine Schlacht hier in Barnet gewonnen und marschiert weiter, um Dich und die Königin zu finden. Er hält den König im Tower und hat London gesichert. Er weiß, dass die Königin gelandet ist, und vermutet, dass sie zu Dir marschiert. Gott segne Dich und schütze Dich. Gott schütze meinen Sohn. Schütz Du ihn mit Deinem Leben.
Ich habe kein Siegelwachs dabei, um den Brief zu verschließen, und so falze ich das Blatt nur zweimal zusammen. Es spielt keine Rolle, ob jemand ihn liest. Die Antwort wird sehr viel mehr verraten. Dann, und erst dann, gehe ich und suche jemanden, der mir etwas zu essen machen und mir ein Bett für die Nacht richten kann.
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Sommer 1471
E s war nicht leicht, meinen Gemahl sicher heimzubringen, obwohl er sich nicht beschwerte und mich immer wieder anflehte, nach Hause vorzureiten. Doch ich tat meine Pflicht als Ehefrau, auch wenn er mir seine Pflicht schuldig blieb. Es war nicht leicht, durch den Sommer zu kommen, als wir schließlich erfuhren, was passiert war, als die Streitkräfte der Königin auf Edward trafen. Sie waren vor Tewkesbury, und die Königin und ihre neue Schwiegertochter, Anne Neville, Warwicks jüngste Tochter, suchten Asyl in einem Kloster und warteten auf Nachrichten, so wie alle Frauen in England auf Nachrichten warteten.
Es war eine lange, harte Schlacht zwischen einander ebenbürtigen, aber vom langen Marschieren unter der heißen Sonne erschöpften Männern. Edward hat gesiegt. Zur Hölle mit ihm! Der Prinz, unser Prince of Wales, starb auf dem Schlachtfeld wie eine Blume, die der Ernte zum Opfer fällt. Seine Mutter, Königin Margarete von Anjou, wurde gefangen genommen und Anne Neville mit ihr. Edward of York ließ von dem blutgetränkten Schlachtfeld ab und kehrte wie ein Eroberer nach London zurück. Selbst der Friedhof von Tewkesbury musste gereinigt und neu geweiht werden, nachdem er seine Soldaten auf die Lancastrianer losgelassen hatte, die sich ins Kirchenasyl geflüchtet hatten. Nichts ist York heilig, nicht einmal das Haus Gottes. Mein Cousin, der Duke of Somerset, Edmund Beaufort, der zu uns kam und meinen Gemahl bat, an seiner Seite zu reiten, wurde aus der Abtei von Tewkesbury geschleift und auf dem Marktplatz geköpft: Er starb den Tod eines Verräters.
Edward ritt im Triumphzug in London ein, Königin Margarete von Anjou in seinem Gefolge. Und in derselben Nacht fand unser König, der wahre König, der einzige König, König Henry of Lancaster, in seinen Gemächern im Tower den Tod. Sie ließen bekannt geben, er sei krank und schwach gewesen, seine Gesundheit angegriffen. Ich wusste im Herzen, dass er als Märtyrer starb durch das Schwert des York-Usurpators.
***
Ich entschuldigte mich für den Monat Juni bei meinem Gemahl und zog mich zu den Nonnen in Bermondsey Abbey zurück, wo ich vier Wochen auf den Knien für die Seele meines Königs und seines Sohnes sowie für seine besiegte Gemahlin betete. Ich flehte um Rache am Hause York und an Edward, er möge seinen Sohn verlieren und seine Gemahlin – die unbarmherzig erfolgreiche, schöne und triumphierende Elizabeth – möge erfahren, wie schmerzlich es ist, einen Sohn zu verlieren, wie unsere Königin es erleiden musste. Erst als Gott mir in diesen dunklen Nächten meines Gebets zuflüsterte, ich würde meine Rache bekommen, konnte ich nach Hause zurückkehren. Wenn ich geduldig wartete und Pläne schmiedete, würde ich am Ende triumphieren. Erst dann kehrte ich schließlich nach Hause zurück, schenkte meinem Gemahl ein Lächeln und tat, als hätte ich Frieden gefunden.
Jasper harrte in Wales bis September aus, dann schrieb er mir, Henry und er wären außerhalb des Landes wahrscheinlich sicherer. Wenn Edward Krieg führt gegen Männer im Kirchenasyl, ja, selbst gegen einen wehrlosen Heiligen, warum sollte er meinen Sohn verschonen, der sich nichts hatte zuschulden kommen lassen als seinen Namen und sein Erbe. Der wahre Prince of Wales ist in Tewkesbury gefallen, Gott segne ihn, doch das bringt mich noch näher an den lancastrianischen Thron heran, und Henry ist mein Sohn und Erbe. Wer in zukünftigen Jahren nach einem lancastrianischen Anwärter auf den widerrechtlich angeeigneten Thron von England sucht, wird wohl bei Henry Tudor vorsprechen. Dies ist seine Bestimmung und zugleich die Gefahr, in der er schwebt. Beides kommt auf
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