Der Thron der roten Königin
verachte ich.
«Du wirst mir verzeihen, wenn wir siegen und ich deinen Sohn nach Hause bringen kann», meint er voller Hoffnung.
«Ihr werdet auf entgegengesetzten Seiten stehen», erwidere ich kalt. «Du wirst auf der einen Seite kämpfen und mein Schwager und mein Sohn auf der anderen. Du bittest mich also, darauf zu hoffen, dass mein Schwager Jasper besiegt oder getötet wird? Denn nur dann bräuchte mein Junge einen neuen Vormund. Das kann ich nicht.»
Er seufzt. «Vermutlich nicht. Gibst du mir trotzdem deinen Segen?»
«Wie kann ich dir meinen Segen geben, wenn deine Entscheidung verflucht ist?», fahre ich auf.
Nun lächelt er nicht mehr. «Gemahlin, willst du wenigstens für meine Sicherheit beten, solange ich weg bin?»
«Ich werde dafür beten, dass du zur Raison kommst und mitten in der Schlacht die Seiten wechselst», sage ich. «So könntest du dafür sorgen, dass du auf der siegreichen Seite bist. Dann würde ich für deinen Sieg beten.»
«Das wäre ganz und gar gegen meine Grundsätze», bemerkt er sanft. Er kniet vor mir nieder, nimmt meine Hand und küsst sie, doch ich weigere mich stur, ihm die andere Hand zum Segnen auf den Kopf zu legen. Er erhebt sich und tritt an den Aufsitzblock. Ich höre, dass er schnauft bei der Anstrengung, sich in den Sattel zu schwingen, und für einen Augenblick empfinde ich Mitleid, dass ein Mann, der nicht mehr der Jüngste ist und der sein Zuhause so ungern verlässt, sich an einem heißen Frühlingstag gezwungen sieht hinauszureiten, um zu kämpfen.
Er wendet sein Pferd und hebt die Hand zu einem letzten Gruß. «Auf Wiedersehen, Margaret», ruft er. «Und ich sage ‹Gott segne dich› zu dir, auch wenn du es nicht zu mir sagen willst.»
Ja, es ist sehr lieblos von mir, mit gerunzelter Stirn und herabhängenden Händen dazustehen. Aber ich lasse ihn gehen, ohne ihm eine Kusshand zuzuwerfen, ohne Segen, ohne die Aufforderung, sicher zurückzukehren. Ich lasse ihn ohne ein Wort oder eine Geste der Liebe gehen, denn er reitet aus, um für meinen Feind zu kämpfen, und daher ist er jetzt ebenfalls mein Feind.
***
Innerhalb weniger Tage erhalte ich Nachricht von ihm. Sein zweiter Schildknappe kommt in gestrecktem Galopp zurück, denn er hat die Deckstücke für sein Panzerhemd vergessen. Er bringt mir das Testament meines Gemahls, das dieser hastig niedergeschrieben hat, weil er glaubte, die Kämpfe würden unmittelbar bevorstehen. «Warum? Denkt er, er wird sterben?», frage ich grausam, als der Knappe mir das Schriftstück zur sicheren Verwahrung überreicht.
«Er ist sehr niedergeschlagen», antwortet er mir offen. «Soll ich ihm eine Nachricht überbringen, um ihn aufzumuntern?»
«Nein. Nichts», erwidere ich und wende mich ab. Ein Mann, der unter dem Banner von York gegen die Interessen meines Sohnes kämpft, wird von mir keine hoffnungsvolle Nachricht erhalten. Wie sollte ich ihm eine übermitteln? Ich muss beten, dass York unterliegt und besiegt wird. Beten, dass mein Gemahl unterliegt. Ich werde beten, dass er nicht umkommt, aber mehr kann ich in aller Aufrichtigkeit vor meinem Gott nicht für ihn tun.
***
Ich verbringe die ganze Nacht auf den Knien und bete für den Sieg meines Hauses Lancaster. Der Diener hat gesagt, sie sammelten sich außerhalb von London und marschierten von dort gegen unsere Streitkräfte, die sich in der Nähe von Oxford zu Tausenden sammeln. Edward wird mit seinen Truppen über die große Straße nach Westen marschieren, und unterwegs werden die Armeen aufeinanderstoßen. Ich erwarte, dass Warwick unserem König den Sieg bringt, selbst wenn die Söhne Yorks, George of Clarence und Richard of Gloucester, an der Seite ihres älteren Bruders kämpfen. Warwick ist ein erfahrener Befehlshaber, er hat den Brüdern alles beigebracht, was sie über die Kriegsführung wissen. Und Warwick hat die größte Streitmacht. Außerdem ist Warwick im Recht. Unser König, ein geweihter Monarch, ein heiliger Mann, wird von dem yorkistischen Thronräuber als Gefangener im Tower of London gehalten. Wie kann Gott demjenigen, der den König gefangen hält, den Sieg gewähren? Mein Gemahl mag dort sein, inmitten der yorkistischen Truppen. Doch ich muss für seine Niederlage beten. Ich bin für Lancaster, für meinen König, für Jasper und für meinen Sohn.
***
Jeden Tag schicke ich Boten nach Guildford, um Neuigkeiten zu erfahren. Ich erwarte Reiter aus London, die von der Schlacht berichten, doch niemand weiß, was geschieht, bis einer
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