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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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angeheuert.»
    Die beiden jungen Männer wechselten erneut einen Blick. «Er würde auch bis zu den Färöern auf dem Schiff bleiben», sagte Hero. «Wenn David navigiert, können wir Orkney auslassen.»
    Vallon gab seine Schauspielerei auf. «Ihr schlagt vor, dass wir Snorris Schiff stehlen.»
    Richards Geburtsmal verdunkelte sich. «Wenn wir nicht auf der
Shearwater
bleiben, geht uns das Geld aus, bevor wir am Ziel unserer Reise sind.»
    «Und was soll aus Snorri werden?»
    Hero rückte ein Stück näher an Vallon heran. «Setzt ihn mit dem an Land, was wir ihm schulden. Zahlt ihm einen Ausgleich, wenn Ihr es wünscht. Mit zwanzig Pfund kann er in Norwegen einen sehr guten Neuanfang machen.»
    Vallon blickte übers Meer. Sie hatten das Kap umrundet, das die nördlichste Grenze des schottischen Königreichs bildete, und nun standen sie am Anfang der langen Passage westwärts Richtung Sutherland und Caithness. «Unsere nächste Landung wird auf norwegischem Territorium stattfinden. Wenn ich Snorri unter seinesgleichen aussetze, wird er uns wegen Diebstahls verfolgen lassen. Und nachdem Island durch Blutsbande und den Handel mit Norwegen verbunden ist, wird er seine Sache gegen uns auch dort betreiben.»
    Hero und Richard sagten nichts darauf.
    «Ihr findet, ich sollte ihn umbringen.»
    Richard zog den Kopf ein und blinzelte, als hätte er etwas im Auge. Hero antwortete in drängendem Flüsterton. «Wayland und Raul sind sicher, dass uns Snorri aufs Kreuz legen will. Als wir im Hafen gelegen haben, hat ihn Raul mit einer norwegischen Schiffsmannschaft reden sehen, die ein paar Tage vor uns Richtung Orkney abgesegelt ist. Raul sagt, er hätte sich bei den Blicken, die ihm die Männer zugeworfen haben, gefühlt wie eine Gans kurz vor dem Rupfen.»
    Vallon musterte das Schiff. Snorri lehnte am Ruder. Raul stand hinter ihm, ließ das Ende eines Taus vor sich kreisen, und beobachtete unauffällig die Zusammenkunft im Bug.
    «Wenn wir ihn ermorden, würde dieses Verbrechen unser ganzes Vorhaben vergiften. Wie könnten wir so etwas auf unser Gewissen laden? Und David würde nicht mit Männern arbeiten, die den Schiffsmeister ermordet haben.»
    «Ich möchte natürlich keinen einzigen Toten auf dem Gewissen haben», sagte Richard. «Wir dachten einfach, Ihr solltet unsere Bedenken kennen.»
    «Ich teile sie, und ich glaube, ich habe eine Lösung. Sie wird allerdings teuer werden. Jetzt schaut nicht mehr so schuldbewusst, und richtet Snorri aus, dass ich mit ihm reden will.»
    Als er den Norweger nach vorn kommen sah, fragte sich Vallon, ob Snorri wohl wusste, dass sein Leben an einem seidenen Faden hing. Er war selbstbewusster geworden und gab sich weniger schmeichlerisch, seit sie aus dem Hafen von St. Andrews ausgelaufen waren.
    Vallon heuchelte Freundlichkeit und sprach übers Wetter und den Segelkurs, bevor er zur Sache kam. «Hast du immer noch vor, unsere Zusammenarbeit zu beenden, wenn wir in Orkney sind?»
    «Ja, ich will nach Hause zurück.»
    «Angenommen, ich erhöhe mein ursprüngliches Angebot – ein Drittel von allem, was wir durch den Handel verdienen. Das sind in jeder Hinsicht großzügige Bedingungen.»
    «Ich kann in Orkney eigene Ladung aufnehmen. Um diese Jahreszeit fahren die Handelsschiffe wieder los. Kein Problem, in Kirkwall ein neues Schiff zu finden. Ich such’s selber für Euch.»
    «Und wie viel wird es kosten?»
    «Zwanzig Pfund.»
    «Und noch mal zwanzig bis Norwegen.»
    «Ja. So um den Dreh.»
    Vallon dachte über die Summen nach. «Ich sag dir was. Ich gebe dir vierzig Pfund als Kaufpreis für die
Shearwater
. Und zwar zusätzlich zu der Summe, die wir dir schon schulden. Damit haben wir zwar kaum noch etwas in der Kasse, aber wir können uns frei bewegen. Mit fünfzig Pfund in bar kannst du dir ein Schiff kaufen, das genauso gut ist wie die
Shearwater
, und hast sogar noch Silber übrig.»
    Snorri schüttelte schon den Kopf, bevor Vallon zu Ende gesprochen hatte. «Ich verkauf die
Shearwater
zu keinem Preis.»
    Nun machte Vallon sein äußerstes Angebot. «Also gut. Du musst dich nicht von ihr trennen. Wenn du damit einverstanden bist, uns auf unserer Reise zu begleiten, bekommst du die vierzig Pfund –
und
ein Drittel der Gewinne
und
dein Schiff zurück, wenn wir in Rus sind. Ein besseres Angebot kann sich niemand träumen lassen. Ich würde den Vertrag in jedem Hafen deiner Wahl amtlich bestätigen lassen. Was sagst du?»
    Während er Snorri beim Kopfrechnen zusah, glaubte Vallon, ihn

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