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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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nicht tun.»
    «Euer Hund gewinnt durch Aufgabe des Gegners», sagte Raul mit einem vorwurfsvollen Seitenblick auf Wayland.
    Lachlan stand mit gespreizten Beinen vor ihnen, die Hand am Schwertknauf. «Wir haben uns auf einen Wettkampf geeinigt, und du erfüllst deinen Part nicht. Ich habe noch nie über einen Vertragsbruch hinweggesehen.»
    «Ich habe überhaupt nichts zugesagt.»
    Lachlan stieg das Blut in die Wangen. Er wandte sich an die Zuschauer. «Was sagt ihr? Ihr habt bezahlt, um einen Kampf zu sehen. Wollt ihr etwas für euer Geld oder nicht?»
    Die Leute brüllten und trommelten auf die Tische.
    «Gib ihm dein Schwert», sagte Lachlan zu Regan. Wayland nahm es. Er hatte keine Wahl. Raul war inzwischen klar, wohin das alles führen würde, und mit erstarrter Miene sah er zu, wie sich die Katastrophe anbahnte, die er selbst ausgelöst hatte. Lachlan ging zur anderen Seite des Kreises und begann so heftig mit seinem Schwert herumzuwirbeln, dass die Zuschauer glaubten, es könne ihm jeden Augenblick aus der Hand fliegen. Wayland hörte ihr entsetztes Einatmen. Eine abendliche Brise strich durch die offenen Fenster herein. Er pfiff.
    Als Lachlan Kampfstellung einnahm, breitete sich an einer Seite des dichtgedrängten Zuschauerrunds Unruhe aus. Zwei Männer in der ersten Reihe fielen um wie Kegel, und der Hund sprang an ihnen vorbei in den Kreis. Bevor noch allen klar wurde, was vor sich ging, hatte er sich schon auf Dormarth gestürzt und warf ihn um. Dormarth rollte ins Feuer, und zischend brannten sich die Kohlen in sein Fell, bevor er, nach versengtem Haar stinkend, wieder aufsprang. Sofort verbiss sich Waylands Hund in einen von Dormarths Vorderläufen und schleuderte ihn gegen den Tisch mit den Wetteinsätzen. Silbermünzen flogen durch den Raum. Dormarth setzte mit gekrümmtem Rücken zum Sprung an und versenkte seine Zähne in der linken Schulter des Hundes. Dort hing er wie ein grauenvoller Parasit, während sich Waylands Hund im Kreis drehte. Dormarth ließ los, und die Hunde verbissen sich in den Mäulern, wobei ihre Hauer mit einem hellen Geräusch aneinanderprallten. Der Hund stellte sich auf die Hinterbeine und zwang so auch Dormarth hoch, worauf sie in einer Art steifbeiniger Gavotte um den Kampfkreis liefen, bis der Hund den Vorteil seiner Größe nutzen und Dormarth hinabzwingen konnte. Dormarth gab die Schnauze des Hundes frei und versuchte, ihn an der Kehle zu packen, aber der Hund war schneller und kannte keine Regeln. Er drückte Dormarths Kopf zur Seite, schob sich mit seinem ganzen Körpergewicht nach und schlug seine Kiefer tief ins Fleisch über Dormarths Rückgrat. So hob er ihn wie einen Sack an und schleuderte ihn mit einem dumpfen Knall wieder auf den Boden, bei dem die Zuschauer unwillkürlich aufstöhnten. Wieder und wieder ließ der Hund seinen Gegner auf den Boden prallen, während Lachlan um die beiden kämpfenden Tiere herumtanzte.
    «Ruf deinen Hund zurück!»
    Auch als Wayland den Hund zurückgezerrt hatte, wollte Dormarth nicht aufgeben. Mit gebrochenem Rückgrat, verletzten Eingeweiden und zerfleischten Hinterbeinen schleppte er sich auf den Vorderläufen weiter und zog dabei eine Spur aus Kot und Urin hinter sich her.
    «Steh nicht einfach rum!», schrie Lachlan O’Neil an. «Töte ihn.»
    O’Neil erhob sein Schwert mit beiden Händen, und Dormarth schluckte die Klinge, als wäre sie eine Belohnung. Durch die Menge lief ein Stöhnen ekstatischer Abscheu.
    Der Hund setzte sich vor Wayland. Aus seiner zerbissenen Schnauze troff Blut, und seine Lungen pfiffen. Doch von diesem Geräusch abgesehen war die Stille mit Händen zu greifen.
    «Bei Gott, so etwas habe ich noch nie gesehen.»
    Jemand sprang von einem Balken herunter, um seinen Gewinn zu reklamieren. Lachlan schwang sein Schwert, wie um dieses Unglück abzuwenden, das er noch nicht vollständig begriffen hatte.
    In diesem Moment wurde an die Tür gehämmert. Dann noch einmal, lauter.
    Lachlans Wangenmuskeln arbeiteten. Er hob die Hand. «Sieh nach, wer das ist.»
    Die Riegel wurden aufgeschoben. Die Menge an der Tür teilte sich. Vallon und Garrick kamen mit gezogenen Schwertern herein. Raul schnappte sich Regans Schwert aus Waylands Hand.
    «Wir haben gehört, dass es hier Ärger gibt», sagte Vallon. Er sah Wayland an. Er sah Waylands blutenden Hund an. Er sah Raul an, der Regans Schwert in der Hand hielt. Am Ende wusste er nicht, wen er zur Rede stellen sollte.
    Raul begann Münzen aus dem Stroh zu klauben.

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