Der Thron der Welt
an der Angel zu haben. Er fragte sich, ob er nicht zu viel geboten hatte.
Doch dann verzog sich Snorris Gesicht zu einem höhnischen Grinsen. «Eure Lage is ziemlich verzweifelt, was? Jetzt ist Euch das Getue von oben herab vergangen.» Er stampfte mit dem Fuß auf. «Ich sage nein zu dem Angebot. Hätt mir’s vielleicht überlegt, wenn Ihr mich nich so schlecht behandelt hättet, mehr Respekt gezeigt hättet, Euer Wort mit dem Mädchen gehalten hättet.»
«Vielleicht gibt es ja noch einen anderen Grund», sagte Vallon und stand auf. «Als wir uns kennengelernt haben, dachte ich, du willst uns betrügen. Ich habe gehofft, du würdest deine Absichten mit der Zeit ändern, aber es fängt an so auszusehen, als wären meine Befürchtungen berechtigt.»
Das Brandmal auf Snorris Stirn wurde dunkelrot. Er schüttelte seinen guten Arm drohend gegen Vallon. «Ich weiß, was Ihr ausheckt. Ihr wollt mir mein Schiff abnehmen. Aber – damit kommt Ihr nicht durch. Ich habe schon eine Nachricht nach Orkney geschickt. Wenn die
Shearwater
ohne mich ankommt, werdet Ihr wegen Piraterie und Totschlag in Haft genommen. Egal, wie weit Ihr flüchtet, das Gesetz kriegt Euch doch.»
«Ich werde nicht derjenige sein, der unsere Vereinbarung bricht», sagte Vallon. «Wenn du uns sicher nach Orkney gebracht und uns geholfen hast, ein anderes Schiff zu finden, sind deine Verpflichtungen erfüllt, und ich zahle dir, was ich dir schulde.»
«Das will ich Euch auch raten.» Snorri trat von einem Fuß auf den anderen, er wusste, dass Vallon noch nicht fertig war.
Vallon starrte an ihm vorbei. «Aber wenn ich einen Beweis dafür finde, dass du nicht vorhast, deinen Teil der Abmachung einzuhalten …» Er lächelte, doch es war ein bedrohlicher Gesichtsausdruck..
Eine weitere Sorge – zumindest für Wayland und Syth – war der Hund. Seine Verletzungen waren schwerer, als es zuerst den Anschein gehabt hatte. Am dritten Tag verweigerte er das Fressen und lag schwer atmend auf der Seite. Am nächsten Morgen war sein Kopf stark angeschwollen, aus den halbgeschlossenen Augen lief ein weißliches Sekret. Hero verschrieb eine Flüssigdiät und Umschläge mit warmem Meerwasser. Vallon hatte wenig für das Tier übrig und wünschte es im Stillen dorthin, wo der Pfeffer wächst. Syth war sehr beunruhigt, verbrachte ihre gesamte freie Zeit mit der Pflege des Hundes und legte ihm feuchte Tücher auf den Kopf, um die Schwellungen zu mildern. Als es nicht besser wurde, löste sie einen Salzklumpen in kochendem Wasser auf. Sie ließ die Lösung kurz abkühlen, sodass man gerade eben die Hand hineintauchen konnte, dann hielt Wayland den Hund fest, während sie ein Tuch mit der heißen Lösung um seine Schnauze band. Der Hund gebärdete sich so wild, dass er seine beiden Pfleger über das Deck zog. Als der Wickel ganz abgekühlt war, erneuerte ihn Syth. Sie hatte das Tuch wohl ein Dutzend Mal um die Schnauze des Hundes gewickelt, bevor eine der Wunden aufbrach und eine eitrige Flüssigkeit zusammen mit einem von Dormarths abgebrochenen Fangzähnen freigab. Syth lief mit dem Zahn auf dem fleckigen Tuch übers ganze Schiff, um ihn jedem zu zeigen, als wäre er ein Stück vom Kreuze Christi.
Bald darauf kam der Hund unsicher wie ein neugeborenes Fohlen auf die Beine und schleckte an einer Schüssel Kleie, die mit Brühe angedickt war. Als sie am nächsten Abend an der Küste von Caithness auf den Strand setzten, war das Tier schon beinahe vollkommen wiederhergestellt, rannte Wassertropfen verspritzend durch die Brandung und scheuchte Möwenschwärme auf. Syth hastete mit ausgebreiteten Armen hinterher, und Wayland lief mit einem verlegenen Grinsen am Strand entlang.
Über Nacht ankerten sie in der Mündung des Flusses Berriedale. David sagte, bei gutem Wind würden sie am folgenden Tag Wick erreichen und wären noch einmal zwei Tage später in Orkney. Vallon beschloss, in Wick nicht anzuhalten, und befahl der Mannschaft, die Wasserfässer zu füllen. Als er früh am nächsten Morgen aufwachte, sah er Wayland mit einem Reh über den Schultern ankommen. Er war vor der Dämmerung aufgestanden und hatte den Bock in einem Wäldchen stromauf geschossen. Alle schlugen sich mit dem Rehfleisch die Bäuche voll, und dann ließen sie sich viel Zeit, um am Flussufer entlangzuwandern und in bernsteinfarbenen Seen unter schiefen Eichen zu baden. Es war, als wüssten sie, dass sie zum letzten Mal einen Fuß auf britisches Ufer setzten.
Die Mittagszeit war schon
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