Der Thron der Welt
schließlich aufgab. Dann schnippte er unter Vallons Nase mit den Fingern.
«Wir müssen trotzdem die Hafengebühren entrichten», sagte Raul. «Am besten zahlt Ihr sofort.»
Vallon spielte den Erbosten, bevor er sich von dem Geld trennte. Sweyn steckte es ein und stieg mit David ins Beiboot. Snorri zögerte.
«Wir können ohne Lotsen nirgendwohin», erinnerte ihn Vallon.
Snorri ging, und das Segelboot kehrte zum Hafen zurück. Es war Abend geworden, die Inseln lagen schwarz unter der sinkenden Sonne.
Raul legte seine Armbrust weg und rollte mit den Schultern. «Wir haben uns hier keine Freunde gemacht. Wir sollten Wache halten.»
Die schweren Wolken hingen niedrig am Morgenhimmel. Böen von Westen ließen die
Shearwater
um ihre Verankerung herumtanzen. Einige Fischer warfen im Schutz der Bucht von Kirkwall ihre Netze aus. Im Lauf des Vormittags nahm der Wind zu.
«Was ist, wenn David nicht zurückkommt?», fragte Raul.
«Dann segeln wir ohne ihn ab. Wir können uns auf den Färöern einen anderen Lotsen suchen oder auf einen Schiffsverband aus Norwegen warten.»
«Hauptmann, diese Färöer sind nicht mehr als ein Fliegenschiss im Ozean.»
«David hat dir doch bestimmt den Segelkurs erklärt.»
«Oh, klar. Von einer Insel zur anderen bis rauf zu den Shetlands, dann Richtung Nordwest, wobei der Vordersteven eine Handbreit links vom Polarstern gehalten werden muss. Am Tag darauf muss im Wasser nach einer helleren Strömung Ausschau gehalten werden, und wieder einen Tag darauf geht es in Richtung eines Luftschlosses, aber man muss trotzdem ständig darauf achten, ob Seegras nach Süden getrieben wird … Hauptmann, diese Zeichen zu lernen ist eine Lebensaufgabe. Sogar mit erfahrenen Seeleuten schaffen es nicht einmal die Hälfte der Schiffe bis nach Island. Die meisten kehren um. Von den übrigen hört man nie wieder etwas.»
«Boot hält auf uns zu!», rief Wayland.
An Bord desselben befanden sich David und zwei Männer. Sie beachteten Vallons Gesten nicht, mit denen er sie aufs Schiff bat, sondern fuhren vorbei zu der Insel.
«Der Hafenmeister hat David verboten, an Bord zu gehen, damit wir nicht einfach verschwinden können», erläuterte Raul. «Sweyn sagt, wir müssen vorm Dunkelwerden im Hafen sein, sonst beschlagnahmt er die
Shearwater
.»
«Zum Teufel mit dem Hafenmeister. Stellen wir lieber fest, was Snorri getrieben hat.»
Sie ruderten zu der Insel und fragten David aus. Mit selbstgerechter Miene drehte sich Raul zu Vallon um. «Ich hab’s Euch ja gesagt. Snorri steckt bis zum Hals drin. Zuallererst ist er in eine Bierschwemme gegangen. David war zu schlau, um selbst reinzugehen. Stattdessen hat er einen Mann bezahlt, der ein bisschen die Ohren offen halten sollte. Und das Geld war gut angelegt. Zunächst hat sich Snorri nach seinen Angehörigen aus Hordaland erkundigt. Irgendwer ist losgegangen, um sie zu holen, und nach einer Weile sind zwei Brüder aufgetaucht, und die drei haben die Köpfe zusammengesteckt. Dann kam noch ein Mann, und sie haben weitergeredet.»
«Irgendeine Vorstellung davon, worum es ging?»
«Sie haben gut aufgepasst, dass keiner mithören konnte. Später sind sie von dem Gasthaus weggeritten. Es sollte zum Bauernhof der Brüder gehen. Mehr konnte der Lauscher nicht erfahren, also ist er zurück zu David und hat ihm erzählt, was er mitbekommen hatte. Es ist allerdings so, dass von den Männern, mit denen sich Snorri getroffen hat, keiner ein Schiff besitzt, abgesehen von einem kleinen Fischerboot vielleicht. Und David hat den Vormittag im Hafen verbracht und sich umgehört, ob jemand nach Schiffen gefragt hat, die man mieten kann. Snorri selber hat seine hässliche Visage die ganze Zeit nicht am Hafen sehen lassen. Ich habe Euch ja gesagt, was für ein schamloser Lügner er ist.»
«Da kommt er», sagte Wayland.
Ein Fischerboot mit vier Männern an Bord näherte sich. Vallon und seine Leute kehrten auf die
Shearwater
zurück.
«Drei von denen sind die Kerle, mit denen sich Snorri getroffen hat. Hauptmann, wir können das Segel setzen und hier weg sein, bevor sie beim Schiff sind.»
Vallon schüttelte nachdenklich den Kopf. «Noch nicht. Ich habe Snorri gewarnt und ihm gesagt, was passiert, wenn er die Vereinbarung bricht.»
Snorri kam grinsend längsseits. Seine Begleiter hatten ebenfalls so übertrieben fröhliche Mienen aufgesetzt, dass Raul verächtlich ausspuckte. «Seht euch die an. Und erzähl mir keiner, das wären keine Gauner.»
Vallon beugte sich
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