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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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Felsbecken, aus dem sich ein schäumender Fluss ergoss. Unter der Felsklippe auf der einen Seite des Wasserfalls war ein Aushöhlung.
    «Dort schlage ich mein Lager auf.»
    Glum brachte einen anderen Einwand vor. «Wenn du einen Vogel als Köder ins Netz hängst, werden ihn sich die Füchse holen.»
    Ein Fuchs in seinem struppigen Sommerfell schlich nicht weit entfernt vorbei. Wayland hatte einen Korb mit sechs Tauben mitgebracht, die er als Falkenfutter vorgesehen hatte. Sein Blick wanderte über das Küstenland und blieb an einer Gletschermoräne hängen. «Ich benutze kein Netz.»
    Nach kurzer Suche entdeckte er einen von der Natur geformten Unterschlupf aus einem tafelförmigen Findling, der schräg über einigen Felsblöcken lag, sodass sich eine Höhle gebildet hatte, die zwei Fuß hoch und lang genug war, um Wayland aufzunehmen. Er schob sich mit den Füßen voran hinein, um festzustellen, ob er von dort aus einen guten Blick auf den Ansitz des Falken hatte.
    «Da drin wirst du erfrieren», sagte Syth.
    «Das ist Zeitverschwendung», beschwerte sich Raul. «Du hast schon genügend Falkennester gefunden. Mehr brauchen wir nicht.»
    Wayland zog sich aus dem Unterschlupf. «Keiner von diesen Nestlingen kann vor der nächsten Woche aus dem Horst geholt werden. Wir geben der Sache drei Tage.»
    Sie luden Ausrüstung und Verpflegung aus, dann zogen sie das Boot aufs Ufer und banden es mit Tauen an Felsblöcken fest. Anschließend stellten sie in der Aushöhlung bei dem Wasserfall zwei Zelte auf und aßen im Freien, während die Sonne südlich des Roten Kaps weiterwanderte und die Klippen in kastanienrotes Licht tauchte.
    Wayland war zu angespannt zum Schlafen. Noch bevor sich die Schatten vom Ansitz des Falken gehoben hatten, rüttelte er Glum wach. Raul und Syth schliefen noch. Der junge Grönländer rieb sich die Augen und trat aus dem Zelt. Eisengraue Wolken verhüllten die Spitze der Steilklippe. Ein rauer Wind blies vom Gletscher herab und sorgte im Fjord für kabbeliges Wasser.
    «Das ist kein Tag, um einen Falken zu fangen.»
    «Schlechtes Wetter macht Falken waghalsig», sagte Wayland. «Er kommt möglicherweise sofort, nachdem ich den Köder ausgelegt habe.»
    Der böige Wind trieb sie auf dem Weg zu dem Unterschlupf vor sich her. Wayland glitt in seinen Schlafsack gehüllt hinein. In der Hand hielt er eine lebende Taube. Dann zog er einen Schirm aus Weidengeflecht vor die Öffnung. «Bleib außer Sicht», sagte er zu Glum. «Komm zurück, wenn die Sonne im Westen steht.»
    «Es wird aber heute keinen Sonnenschein geben. Und außerdem bist du bald zum Eisklotz gefroren.»
    Glum hatte recht. Wayland hatte sich kaum in den Unterschlupf gelegt, als die in der Erde gespeicherte Kälte in seinen Körper zu kriechen begann. Er verlor das Gefühl in der Hand, mit der er die Taube hielt. Er zog sie in die Höhlung zurück und wartete darauf, dass der Falke auftauchte. Doch der Ansitz blieb leer, der Himmel wurde düster, und der Wind frischte auf. Um die Mittagszeit wurde Wayland klar, dass diese Jagd keine Aussicht auf Erfolg hatte. Gerade als er sich aus dem Unterschlupf winden wollte, ließ ihm ein donnerndes Tosen die Haare zu Berge stehen. Ein Strom eiskalter Luft raste mit solcher Gewalt vom Gletscher herunter und an seinem Unterschlupf vorbei, dass es ihm die Luft aus den Lungen sog. Als er sich ein Stück vorwärtsschob, sah er, dass die Wasseroberfläche des Fjords nur noch aus stiebender Gischt bestand. Er wurde unruhig. Wenn der Sturm die Wellen flachdrücken konnte, war kein Mann imstande, darin irgendwohin zu gehen. Dann begann es zu schneien, und Wayland bekam Angst. Der Blizzard tobte wie ein weißer Strudel um ihn. Er saß in der Falle, er fror bis auf die Knochen, er wartete. Bestimmt konnte ein so wilder Sturm nicht lange dauern.
    Er dauerte den gesamten Tag. Eine Wahnvorstellung von Wärme und Behaglichkeit hielt Wayland gefangen, als plötzlich der Hund seine Schnauze in den Unterschlupf steckte. Dann tauchte Glums eingemummtes Gesicht auf, die Augenbrauen weiß vor Schnee. «Komm jetzt raus!»
    Die Taube war verendet. Wayland war so steif, dass Glum ihn aus dem Unterschlupf ziehen musste. Der Junge hatte sich an den Hund geseilt, und Wayland tat es ihm nach. So krochen sie blind durch das dröhnende Whiteout. Allein der Instinkt des Hundes brachte sie sicher zu der Höhle. Syth stürzte auf Wayland zu.
    «Der Hund wusste, dass du in Gefahr bist, und hat angefangen zu jaulen.»
    «Sie hat mich

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