Der Thron der Welt
konnte nur bleiben, wo er war, und beten, dass sie nicht auf seine Seite kamen. Die Hufschläge endeten. Stimmen drangen bis zu ihm herüber. Er hörte ein Frauenlachen. Sein Magen zog sich zusammen. Er wusste, dass es nur Helgi wagen würde, Caitlin bei ihrem Bad im See zu stören, und er konnte sich vorstellen, was der heißblütige junge Isländer mit jemandem machen würde, der dabei erwischt wurde, wie er in die Privatsphäre seiner Schwester eindrang.
Vallon beschloss, sich davonzumachen, während die Badenden mit ihren Besuchern beschäftigt waren. Er fühlte sich wie ein vollkommener Narr, als er zu seinem Pferd hinüberschlich. Er warf einen flüchtigen Blick über die Schulter. Niemand in Sicht. Er schämte sich vor sich selbst für seinen schnellen Herzschlag. Als er gerade den Fuß in den Steigbügel gesetzt hatte, machte ihm ein Ruf klar, dass er gesehen worden war. Ein Mann stand auf dem Kraterrand und deutete zu ihm hinunter.
Vallon lehnte die Stirn an den Hals seines Pferdes. «Verflucht!»
Vier Männer galoppierten um den Krater zu ihm herum. Die Hufe ihrer Pferde schleuderten Erdbrocken in die Höhe. Sie hatten ihre Schwerter gezogen, und Helgi ritt in den Steigbügeln stehend. Vallon hatte sich hinter sein Pferd zurückgezogen und die Hand an den Schwertknauf gelegt. Die Reiter kreisten ihn ein, und er trat von seinem Pferd zurück und breitete die Arme aus.
«Ihr Herren, ich bin hier geritten, ohne die Gegend zu kennen, und so zu dieser einsamen Stelle gekommen. Als ich den Dampf aus dem Krater gesehen habe, bin ich aus Neugierde hinaufgeklettert. Ich konnte nicht wissen, dass Eure Schwester und ihre Begleiterinnen dort ein Bad nehmen. Ich entschuldige mich.»
Er musste sich mit seinem beschränkten Englisch behelfen und hoffte, dass sein zerknirschtes Lächeln und seine Gesten klarmachten, was er meinte.
Helgi sah an den Spuren, dass Vallon den Hang hinaufgeklettert war. «Du bist meiner Schwester nachgeschlichen.»
«Ich habe versehentlich einen kurzen Blick auf sie geworfen, aber das Wasser hat ihre Sittsamkeit geschützt, und ich habe mich sofort zurückgezogen. Ich bin ihr weder mit meinen Blicken noch mit meinen Gedanken zu nahe getreten.»
Helgi sah zu der Stelle hinauf, an der Vallon gelegen hatte, als könnte er dort Beweise für seine Fleischeslust finden. «Lügner.»
Dann drehte er sich nach Caitlin und ihren Begleiterinnen um, die mit gerafften Röcken auf sie zurannten. Als Caitlin Vallon erkannte, starrte sie ihn überrascht an. Doch der Übergang von Überraschung zu Wut dauerte nur einen Augenblick. Rote Flecken brannten auf ihren Wangen, und sie überschüttete Vallon mit einer Flut von Schimpfwörtern. Helgi sagte etwas, das ihren Zorn noch weiter anstachelte. Sie riss ein Messer aus ihrem Gürtel und richtete es auf Vallon.
«Habt Ihr meine Entschuldigung übermittelt?», fragte er.
Statt einer Antwort ritt Helgi nur näher heran und trat Vallon ins Gesicht. Jedenfalls hatte er es vorgehabt. Doch Vallon wich aus, packte Helgi am Knöchel und brachte ihn so aus dem Gleichgewicht, dass er weit mit dem Schwert ausholen musste, um nicht vom Pferd zu fallen. Vallon sprang zurück und zog sein eigenes Schwert. Die anderen Isländer bedrohten ihn zu Pferde.
Helgi sprang aus dem Sattel und reckte den Arm in die Höhe. «Er gehört mir.»
Vallon ging ein paar Schritte rückwärts. «Es war ein Missgeschick. Ich hatte mich verirrt. Wie hätte ich ahnen sollen, dass sie gerade badet?»
Caitlin stürzte sich in eine weitere Hasstirade. Ihre feuchten Haarsträhnen hingen ihr wie zuckende Schlangen vom Kopf. Venus, in eine kreischende Harpyie verwandelt.
Vallon wandte sich zum ersten Mal direkt an sie. «Warum haltet Ihr nicht einfach den Mund?»
Einen Augenblick lang tat sie das auch. Vallon unternahm einen weiteren Versuch, die Sache gütlich beizulegen. «Wenn meine Entschuldigung nicht ausreicht, dann sagt mir, was Ihr als Wiedergutmachung verlangt.»
Helgi verstand ihn nicht oder wollte ihn nicht verstehen. Er fuchtelte mit seinem Schwert herum. «Kämpfe!»
«Seid kein Narr!»
«Kämpfe! Oder kannst du nur mit Holzschwertern herumspielen?»
Vallon sah zu Caitlin hinüber. «Wenn Ihr Euren Bruder liebt, schlage ich vor, dass Ihr einen anderen Weg sucht, um diesen Streit beizulegen.»
Das veranlasste sie nur dazu, Vallon die nächste Sturzflut von Schmähungen entgegenzuschleudern. Er verlor die Geduld.
«Du hochnäsiges Miststück! Wie kommst du eigentlich darauf,
Weitere Kostenlose Bücher