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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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schmerzte beinahe, so sehr musste er sich zu einem ehrerbietigen Ausdruck zwingen. «Meine teure Prinzessin, ich weiß, wie kostbar dein Ruf ist, und ich entschuldige mich für die Verlegenheit, in die ich dich gebracht habe.»
    Helgi lag, ein Bein angezogen, auf dem Rücken und sah zu seiner Schwester hinüber. Sie hatte sein Leben in der Hand, und er wollte nicht sterben.
    Vallon ließ erneut seine Schwertspitze über Helgis Kehle schweben. «Entweder nimmt sie meine Entschuldigung an, oder du stirbst. Das ist deine letzte Chance.»
    Helgis Adamsapfel berührte zitternd das Schwert, als er keuchend einatmete. Caitlin sah Vallon an, als wäre er ein böser Zauberer, der ihren Bruder durch schwarze Magie besiegt hatte. Sie deutete auf ihn, dann auf sich selbst und ließ ihre Hände dann in einer abwehrenden Geste flattern.
    «Du befürchtest, ich würde damit herumprahlen, dass ich dich nackt gesehen habe. Das werde ich nicht tun – ich schwöre es. Nimmst du jetzt meine Entschuldigung an? Ja oder nein?»
    Ihre Brust hob sich. «Ja.»
    Vallon sah Helgis erleichterten Blick. Dann verbeugte er sich knapp, trat zurück und ließ sein Schwert in die Scheide zurückgleiten. In angespannter Stille machte er sich auf den Weg zu seinem Pferd. Helgis Männer stellten sich mit gezogenen Schwertern auf, um ihm den Weg abzuschneiden.
    «Tötet ihn!»
    Helgi hatte sich hastig aufgerappelt und das Schwert ergriffen, das Vallon ihm zuvor aus der Hand genommen hatte. Seine Männer griffen an. Vallon stürzte sich schäumend vor Zorn auf Helgi.
    «Aufhören!»
    Die Isländer erstarrten mit erhobenen Schwertern. Caitlin trat näher.
    «Senkt die Schwerter. Lasst ihn gehen.»
    «Dann wird er sich damit rühmen, wie er mich besiegt hat. Bleib zurück!»
    Caitlin packte Helgi am Schwertarm. «Nein! Du musst es verbieten!»
    Er schob sie weg. Vallon trat auf ihn zu. «Ein Feigling und Schuft und noch dazu im Kampf ungeschickt wie ein Trampeltier. Glaubst du wirklich, ich würde dich nicht töten, bevor deine Schafsrammler-Freunde etwas dagegen unternehmen könnten?»
    Caitlin stürzte auf ihn zu und stieß ihn zurück. «Es reicht.»
    Doch Vallon war inzwischen so gereizt, dass seine Wut nur mit Blut zu stillen war. Er ging an Caitlin vorbei und bannte Helgi mit seinem Blick. «Du willst mehr? Das sollst du haben. Du und deine ungewaschenen Männer.» Helgi machte ein paar Schritte rückwärts. Vallon sah zu Helgis Männern hinüber. «Ich nehme es mit euch allen gleichzeitig auf. Worauf wartet ihr?»
    Mit einem schrillen Schrei warf sich Caitlin auf ihn. Er packte sie so fest am Arm, dass sie vor Schmerz wimmerte. Dann zog er sie dicht an sich. «Das kommt ein bisschen zu spät, oder?», knurrte er. «Du hättest es verhindern können, bevor es überhaupt angefangen hat.»
    Sie wand sich in seinem Griff. «Du tust mir weh.»
    Die rasende Kampfeswut versiegte. Er ließ sie los.
    «Bitte», sagte sie schluchzend. «Geh einfach.»
    «Damit mich dein Bruder durch ganz Island verfolgen kann?»
    «Das wird er nicht tun. Ich verspreche es.» Caitlin legte ihre Handfläche auf Vallons Brust. «Bitte.»
    Einen Moment lang versenkten sich ihre Blicke ineinander. In Caitlins Augen lag ein Flehen und noch etwas anderes, das Vallon bis ins Mark traf. Sanft schob er ihre Hand weg, drehte sich auf dem Absatz um, ging zwischen den gezückten Schwertern der Isländer hindurch zu seinem Pferd und stieg auf. Er ritt ein kurzes Stück, dann drehte er sich wütend im Sattel um. «Wie ich von Beginn an gesagt habe, hatte ich mich verirrt. Ich wäre euch dankbar, wenn ihr mir den Weg zeigen würdet.»
     
    Der Ritt zurück war lang, und Vallon sorgte mit mehreren willkürlichen Umwegen dafür, dass er noch länger wurde. Jedes Mal, wenn er auf einen Hügelrücken kam, sah er sich nach Verfolgern um. Denn natürlich war es nicht vorbei. Er hatte Helgi vor Caitlin gedemütigt, und die Erinnerung daran würde so lange am verletzten Stolz ihres Bruders nagen, bis seine Wut überkochte. Vallon verfluchte den Zufall, der ihn in all der Einsamkeit ausgerechnet an diesen See geführt hatte. Doch während er weiterritt, musste er sich eingestehen, dass er den Weg nicht ganz so zufällig eingeschlagen hatte. Garrick hatte ihm erzählt, in welcher Richtung Caitlin wohnte, das musste ihn unbewusst dorthin gesteuert haben. Allerdings war ihm der Grund nicht klar. Er begehrte Caitlin nicht. Wenn sie gewusst hätte, wie kalt ihn Frauen ließen, hätte sie sich dadurch wohl

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