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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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«Also ist ihr Goldjunge am Leben. Das überrascht mich nicht. Der könnte sich noch aus der Hölle herauslavieren. Aber Euch muss ich nicht erzählen, was für eine glatte Zunge er hat. Hier wären wir», sagte er und stieß mit übertriebener Grandezza die Tür zu einem Schuppen auf. «Die Gästesuite.»
    Sauberes Binsenstreu bedeckte den Boden. Ein Becken mit Wasser dampfte auf einer Kohlenpfanne. Kleidung war auf zwei Schlafpodesten ausgelegt worden.
    Der Waffenknecht lehnte sich an die Tür. «Ihr habt nicht gesagt, woher Ihr kommt.»
    «Aus Aquitanien», sagte Vallon und schob ihn hinaus. «Davon hast du bestimmt noch nie gehört.»
    Hero ließ sich auf sein Lager fallen. Jeder seiner Knochen, jeder Muskel schrie nach Schlaf. Während ihm immer wieder die Augen zufielen, sah er Vallon beim Ausziehen und Waschen zu. Wo ihn die Kleidung vor dem Wetter geschützt hatte, war sein Körper weiß wie ein geschälter Stock. Hero kamen die Kriegerbilder in den Sinn, die in die Wände der Kathedrale von Salerno gemeißelt waren.
    Vallon rüttelte ihn an der Schulter. «Hast du dich beschmutzt, als die Normannen auf uns losgegangen sind?»
    Schläfrig murmelte Hero: «Nein, Herr.»
    «Aber auch so bist du schmutzig. Wasch dich. Danach fühlst du dich wohler.»
    Hero schleppte sich zu dem Wasserbecken hinüber.
    Vallon gähnte. «Drogo wird uns noch Schwierigkeiten machen.»
    Hero überlief ein Schaudern. «Er ist wie ein wildes Tier.»
    Vallon lachte. «Er wurde offenbar mit einem Wespennest im Haar und einem Wolf in der Kehle geboren. Andererseits – versetze dich einmal an seine Stelle. Wir haben ihm die schlechtesten Nachrichten überbracht, die man sich nur vorstellen kann.»
    Hero wandte sich um. Vallon hatte sich auf dem Rücken ausgestreckt. Das Schwert lag an seiner Seite.
    «Herr, in Anbetracht der Tatsache, dass wir ihm ausgeliefert sind, scheint Ihr bemerkenswert unbesorgt.»
    Vallon schwieg einen Moment und sagte dann: «Lady Margaret ist eine sehr entschlossene Dame, findest du nicht auch?»
    «Ja, Herr. Woher wusstet Ihr, dass sie unter den Reitern war, die uns zu Hilfe gekommen sind?»
    «Weil ich ihr unser Erscheinen schriftlich angekündigt hatte.»
    Es versetzte Hero einen Stich, dass ihm Vallon davon nichts gesagt hatte. «Ihr seid ein großes Risiko eingegangen, Herr. Ihr hättet in Durham abwarten sollen, bis sie nach uns schickt.»
    «Ich war nicht sicher, wie viel Einfluss Drogo hat. Was, wenn wir abgewartet hätten, um dann von Drogo abgeholt zu werden? Er wäre mit erschütternden Neuigkeiten zur Burg zurückgekehrt … von einem Hinterhalt auf einem einsamen Weg, erschlagenen Fremden …» Vallon wedelte mit der Hand.
    Hero ließ sich wieder auf sein Lager fallen. Er war so müde, dass ihm die Bedeutung dessen, was Vallon gesagt hatte, nicht sofort klar wurde. Dann fuhr er wieder hoch. «Ihr wusstet auch über Drogo Bescheid?»
    «Ich habe mich in London nach der Familie erkundigt. Ich bin nämlich nicht töricht genug, mich einfach ins Unbekannte zu stürzen.»
    Heros Mund war zu einem vorwurfsvollen Strich zusammengepresst.
    Vallon sah zu ihm herüber. «Ich wollte dich nicht mit noch mehr Ängsten belasten.»
    «Danke für Eure Rücksichtnahme», sagte Hero gepresst.
    Vallon lächelte. «Wenn dir das ein Trost ist, kann ich dir sagen, dass du dich besser gehalten hast, als ich erwartet hätte. Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich nicht gedacht, dass du auch nur bis zum Ärmelkanal durchhältst.»
    Heros Lippen bebten nach diesem zweideutigen Kompliment. «Dann seid Ihr nicht verärgert über mich.»
    «Weswegen sollte ich verärgert sein?»
    «Weil ich Euch zu diesem schrecklichen und unprofitablen Vorhaben überredet habe.»
    «Du hast mich zu gar nichts überredet», sagte Vallon. Er streckte die Hand aus und erstickte die Flamme in der Lampe. «Wenn irgendwer daran die Schuld trägt, dann ist es dieser einäugige Magier, den wir in den Alpen begraben haben.»

V
    W ayland klappte den Fensterladen aus Flechtwerk zurück und beobachtete die Fremden, die wieder zum Palas gingen. Seit ihrer Ankunft hatte es zwei Tage lang ununterbrochen geschneit. Nun aber strahlten die Sterne am Himmel, und die Fremden warfen tintenschwarze Schatten.
    Eine Schelle schlug leise an. Auf Waylands behandschuhter Linker, mit Geschühriemchen und Langfessel gebunden, saß ein Hühnerhabicht, dem die Augenlider mit ein paar Stichen zugenäht worden waren. Wayland hatte diesen weiblichen Vogel vor vier Tagen mit

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