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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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Freilassung schriftlich niedergelegt hat.»
    Olbec schwang herum. «Du einfältiger Hund. Wie lange brauchst du noch?»
    Der Priester stöhnte. «Wenn nur der Schreiber ein gebildeterer Mann gewesen wäre.»
    «Es ist, wie ich gesagt habe», fuhr Drogo dazwischen. «Die Dokumente sind Fälschungen.»
    Vallon nahm dem Priester das Manuskript aus der Hand und reichte es Hero. «Keine Ausschmückungen.»
    Hero stand auf. Seine Hände zitterten. Er öffnete den Mund und heraus kam ein jämmerliches Krächzen. Er räusperte sich und versuchte es erneut.
    «‹Ich entbiete Euch meine Grüße, edler Herr, und Gottes Segen sei mit Euch. Wisset, dass Suleiman ibn Kutalmiş, Verteidiger des Islams, Starke Hand des Gebieters der Gläubigen, Emir von Rum, Marquis der Horizonte, Siegreicher Feldherr in der Armee des Kühnen Löwen, Rechte Hand von …›»
    Olbec ließ seinen Stock auf den Boden niederfahren. Speicheltropfen versprühend schrie er: «Ich will diesen heidnischen Dreck nicht hören. Komm zur Sache!»
    «Mylord, der Emir verpflichtet sich, Sir Walter im Austausch für die folgende Abfindung freizulassen: ‹Item. Eintausend Gold-Nomisma oder ihre Entsprechung in Goldgewichten.›»
    «Was zur Hölle sind Nomisma?»
    «Byzantinische Münzen, Herr. Zweiundsiebzig Nomisma ergeben ein römisches Pfund, was zwölf englischen Feinunzen entspricht, sodass es insgesamt neunundsechzig Pfund wären.»
    Olbecs Hände krallten sich um seine Knie.
    «‹Item. Zehn Pfund feinster baltischer Bernstein. Item. Sechs Ballen …›» Heros Stimme erstarb. Olbecs Gesicht war zu der Miene eines Mannes verzerrt, der sich damit plagt, eine Kackwurst von der Größe und Form eines Backsteins abzusondern.
    Drogo feixte. «Wie es scheint, hat Walter seinen Hang zur Übertreibung nicht verloren.»
    Die Narbe in Olbecs Gesicht verdickte sich zu einem purpurfarbenen Strick. «Neunundsechzig Pfund Gold! Mein gesamter Besitz ist kein Zwanzigstel davon wert. Gott weiß, selbst König William hätte Schwierigkeiten, solch eine Summe aufzubringen.»
    «Und», fügte Drogo hinzu, «Ihre Majestät würde die Staatskasse nicht leeren, um einen Ritter auszulösen, der für die Ketzer gekämpft hat, während die treuen Lehnsmänner des Königs Williams Sache in England vorangebracht haben.»
    Margaret warf ihm einen bösen Blick zu. «Du willst Walters Tod.»
    «Er bringt Schande über unseren Namen. Bei Gott, wenn ich in dieser Schlacht gewesen wäre, hätte ich mir lieber die Kehle durchgeschnitten, als mich von Barbaren festsetzen zu lassen, die an den Zitzen ihrer Pferde saugen.»
    «Mein Sohn ist so gut wie tot», jammerte Margaret.
    «Es gibt noch eine andere Möglichkeit», sagte Hero.
    Sie beugten sich wieder vor.
    Langsam genoss es Hero, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. «Neben dem Kriegshandwerk findet der Emir sein größtes Vergnügen in der Falknerei und der Jagd. Er rühmt sich damit, die wertvollsten Falken in der islamischen Welt zu besitzen. Er würde auf die vorgenannten Forderungen verzichten, sollte er stattdessen zwei zueinander passende Pärchen Gerfalken bekommen, deren Gefieder so weiß sein muss wie die Brüste einer Jungfrau oder der erste Schnee des Winters.»
    Lady Margaret brach die gedankenvolle Stille, die sich ausgebreitet hatte. «Was ist ein Gerfalke?»
    «Der größte, seltenste und edelste der Falkenvögel. Sein Gefieder kann unterschiedlich gefärbt sein, von kohlschwarz bis zu makellosem Weiß. Die hellsten und deshalb kostbarsten Gerfalken leben in den nördlichsten Gebieten der Welt, in Hyperborea, auf den isländischen und grönländischen Inseln. Die Portugiesen nennen sie
letrados
, weil ihre Gefiederzeichnung an die Buchstaben eines Manuskripts erinnert. Bei den Byzantinern dagegen werden sie als …»
    Vallon versetzte ihm einen Tritt. «Was mein Diener sagen will, ist, dass vier weiße Falken die Sicherheit Eures Sohnes gewährleisten.»
    Olbec entgegnete mit aufkeimender Hoffnung: «Vier Falken klingt nicht zu übertrieben. Was kosten sie?»
    «Die schönsten Exemplare erbringen so viel wie zwei gute Kampfrösser.»
    Olbec wand sich. «Nun, diesen Preis scheint mir das Glück meiner Dame wert.»
    «Der Preis wird viel höher sein», sagte Drogo. Er bedachte Hero mit einem drohenden Lächeln. «Sag uns, Grieche, wie kommen wir an vier Gerfalken, die so weiß sind wie die Brüste einer Jungfrau und die am Ende der Welt leben?»
    «Herr, manche fliegen Richtung Süden, um dem Winter zu entkommen, und

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