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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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waren, hatte keiner die leiseste Ahnung, wo sie sich befanden.
     
    Mittags servierte Syth alte Brotstücke mit einem Pelz aus grünschwarzem Schimmel. Vallon kratzte den Schimmel ab und versuchte hineinzubeißen. Seine Zähne verursachten nicht einmal einen Abdruck. Er warf das Brot den Möwen zu und ließ sich auf eine Ruderbank sinken. Wackelige Kometenschweife und Asteroide schienen durch sein Gesichtsfeld zu ziehen.
    «Hauptmann?»
    Garricks Gesicht schob sich vor Vallons Blick. «Tut mir leid, Euch zu stören. Wir haben noch zwei weitere Schiffe aus dem Verband entdeckt.»
    Vallon massierte sich mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken und kam auf die Beine. Garrick nahm ihn am Ellbogen, doch Vallon machte sich unwillig los. «Ich bin kein Krüppel.»
    Angestrengt sah er zu den Schiffen hinüber. Sie waren etwa eine Leuge entfernt und trieben mit heruntergelassenen Segeln nebeneinanderher. Helgi hatte Kurs auf sie gesetzt.
    «Was haltet Ihr davon?», sagte Raul.
    «Fahren wir noch ein bisschen näher heran.»
    Schließlich waren sie nur noch eine halbe Meile von den Schiffen entfernt. Helgis Schiff fuhr weiterhin auf sie zu.
    «Sieht so aus, als hätte das eine Schiff sein Ruder verloren», sagte Raul.
    «Bring uns bis in Rufnähe.»
    Raul manövrierte die
Shearwater
auf Hörweite des Verbandes. Wayland und Garrick ließen die Rah mit dem Segel herunter. Die
Shearwater
schaukelte auf der Dünung. Vallon entdeckte Caitlin, die zerzaust und kein bisschen wie eine Prinzessin aussah. Und dort stand Drogo, entschieden grün um die Nase, und er hatte einen weiteren, vertraut wirkenden Normannen neben sich.
    «Ich habe seinen Namen vergessen», sagte Vallon.
    Raul sah ihn seltsam an. «Fulk, Hauptmann. Ihr habt ihm an dem Abend, an dem Ihr zur Burg gekommen seid, das Handgelenk gebrochen.»
    «Ja, das habe ich. Stell fest, wo wir sind.»
    Raul deutete auf die Küste in der Ferne. «Welches Land ist das?»
    Jemand rief eine Antwort, die Raul einen Pfiff entlockte. «Wir sind mehr als einen Segeltag östlich des Nordkaps. Der Sturm hat uns um die gesamte Nordspitze Norwegens herumgetrieben.»
    Helgi war mit ein paar von seinen Männern zu dem beschädigten Schiff hinübergerudert und sprach mit dem Schiffsführer. Raul redete weiter mit dem anderen isländischen Kapitän.
    «Sie haben keinen Ersatz für das Steuerruder», berichtete er. «Sie werden das Schiff im Schlepptau in einen Hafen ziehen.»
    Vallon schaute zu der Küstenlinie hinüber. «Hat das Land einen Namen?»
    «Der Kapitän hat es Bjarmaland genannt. Dort gibt es nichts außer wilden Menschen und Tieren. Ich habe schon davon gehört. Es liegt nördlich von Rus.»
    Vallon musterte das Meer hinter ihnen. «Das wird ein langer Weg, wenn sie das Schiff bis in die Ostsee schleppen wollen.»
    Raul zupfte an seinem Bart. Eines seiner Augen war kugelig angeschwollen wie der Körper eines Kraken. «Wir müssen an Land. Das Wasser wird knapp, und Wayland hat beinahe kein Futter mehr für die Falken.»
    «Was weißt du über den Verlauf der norwegischen Küste?»
    «Der ist ziemlich schwierig. Wir müssen eine Fahrrinne zwischen einer Kette Schäreninseln und dem Festland passieren, dort gibt es überall Rückströmungen und Strudel. An einer Stelle stürzt das Meer in eine riesige Höllengrube und reißt die Schiffe mit sich ins Verderben. Das nennen sie den Mahlstrom.»
    «Vielleicht können wir ja einen von den Isländern dazu bringen, uns durch die Fahrrinne zu lotsen.»
    «Noch ein Schiff!», rief Syth.
    Der Nachzügler befand sich mehr als eine Leuge südlich, gerade konnte man sein Segel über den Horizont ragen sehen. Sie beobachteten das Schiff, als es näher kam.
    «Es ist ebenfalls beschädigt», sagte Raul. «Es treibt quer. Und es liegt sehr tief im Wasser.»
    Wayland hielt sich an einer Want fest und stieg auf die Reling. Er zog sich so hoch wie möglich hinauf, beschirmte mit der Hand die Augen und spähte zu dem Schiff hinüber.
    Vallon sah ihn die Stirn runzeln. «Stimmt etwas nicht?»
    «Das ist kein isländisches Schiff.»
    «Was denn sonst?»
    Wayland sah zu ihnen hinunter. «Es ist eine Drakkar. Ein Drachenschiff.»
    Raul schlug sich auf den Oberschenkel. «Warum habe ich das nicht selbst bemerkt?» Er begegnete Vallons ratlosem Blick. «Ein Langschiff der Wikinger, Hauptmann. Ein Kriegsschiff. Deshalb liegt es so tief im Wasser. Es ist besonders lang und schmal gebaut, damit es umso schneller sein kann. Mit seiner Steuerung ist alles in

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