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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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hastig ihren Busen.
    Wayland errötete. «Oh, ihr habt schon angefangen.»
    Caitlin lachte. «Mach dir keine Sorgen. Wir spielen ein bisschen Verkleiden. Sogar das billigste Gewand übersteigt unsere Möglichkeiten.»
    «Vallon hat gesagt, er bezahlt.»
    Caitlins Miene hellte sich auf. «Wirklich?»
    «Wenn ich über den Preis verhandle», sagte Richard.
    Syth schlang ihre Arme um Wayland. Ihre Brüste bewegten sich unter einem ärmellosen weißen Leinengewand. «Meinst du das im Ernst? Kann ich ein Kleid haben?»
    «Du siehst auch so wunderhübsch aus.»
    Sie versetzte ihm einen spielerischen Schubs. «Sei kein solcher Dummkopf. Das tragen hier die Bäuerinnen.» Sie zog sein Gesicht zu sich herunter und flüsterte ihm ins Ohr: «Ich möchte mich nur ein einziges Mal wie eine richtige Dame anziehen. Es dauert sowieso nicht lange, bis ich wieder in Kittel und Kniehosen herumlaufe.»
    «Wir machen Fortschritte», verkündete Richard. «Die Preise wurden schon um ein Viertel gesenkt.»
    «Dann mach weiter so», sagte Wayland.
    Eine der Näherinnen trat vor Syth hin und zeigte ihr ein rauchblaues Kleid mit langen Ärmeln und Besätzen aus Biberpelz.
    «Was meinst du?», fragte Syth.
    «Es ist schön. Es steht dir bestimmt gut.»
    «Geht es nicht ein bisschen überzeugender?»
    Wayland fühlte sich, als würde er in einer Falle sitzen. «Es passt zu deiner Augenfarbe.»
    Die Näherin schob ihn mit der Hüfte zur Seite und hielt ein anderes Kleid aus zart türkisfarbener Seide hoch. Syth drapierte es vor ihrem Körper. «Das hier ist enger geschnitten. Es wird meine Figur besser zur Geltung bringen.»
    «Du kannst nehmen, was du möchtest.»
    «Wayland, du hast nicht mal hergesehen.»
    Eine von Caitlins Mägden lachte.
    «Ein Drittel runter und es ist noch Luft nach unten», sagte Richard.
    Syth entschied sich für das türkisfarbene Kleid. Dann zeigte ihr eine Helferin noch einen emaillierten Anhänger in Form eines Vorhängeschlosses, auf dem zwei Turteltauben dargestellt waren. «Das würde wunderbar dazu passen.»
    «Ich weiß nicht, Syth.»
    «Gefällt er dir nicht?»
    «Es ist nur … nach Rauls Tod … der Hund … irgendwie kommt es mir nicht richtig vor.»
    Syth gab den Anhänger zurück und sah zu Boden, eine Träne hing an ihren Wimpern.
    Caitlin zog Wayland beiseite. «Du weißt wirklich, wie man eine Frau glücklich macht, was?», zischte sie. «Lass sie einen Abend lang eine Dame sein. Oder ist sie das etwa nicht wert?»
    Wayland starrte sie an. Dann nickte er und ging wieder zu Syth hinüber. Er nahm der Helferin den Anhänger aus der Hand. «Ich bezahle selbst dafür.» Er hustete. «Mein erstes Geschenk.»
    Syth wischte sich über die Augen, dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen hauchzarten Kuss. «Nicht das erste.»
    Er war schon an der Tür, als ihm Vallons Nachsatz einfiel. Drei junge Frauen, die beim Anprobieren halfen, hatten Caitlin einen wahren Berg luxuriöser Kleidungsstücke vorgeführt, und mehrere andere warteten noch darauf, mit ihren Sachen an die Reihe zu kommen. «Vallon hat übrigens gesagt …»
    Caitlin sah ihn herrisch an. «Ja?»
    Richard drehte sich um, das Gesicht erhitzt vom Feilschen. «Wir sind jetzt bei echten Gelegenheitspreisen.»
    «Dass Ihr es nicht zu toll treiben sollt», sagte Wayland und flüchtete unter dem schallenden Gelächter der Frauen.
     
    Wachmänner drehten ihre Runden, als Andrei die aufgeputzten Gäste zum Stadthaus seines Herrn führte. Eine Fackelallee beleuchtete den Weg zum Eingang, in dem Herr Vasili stand, um sie zu begrüßen. Er war ein gepflegter Mann von etwa fünfzig Jahren, mit einem goldenen Schneidezahn und einem sorgfältig gestutzten, leicht ergrauten Bart. Aus seiner Bekleidung sprach der Geschmack eines wohlhabenden Mannes, der seinen Reichtum nicht zur Schau stellen muss. Er trug einen Kaftan aus grau schillernder Seide mit Aufschlägen aus Goldbrokat über einem dunkelblauen Gewand mit einem Gürtel aus Gold und Emaille. Er begrüßte seine Gäste auf Nordisch, doch als Hero vorgestellt wurde, wechselte er ins Griechische und Arabische, wobei er sein Unvermögen beklagte, in diesen Sprachen elegante Konversation zu betreiben. Nach jeder Vorstellung, bei der Vasili stets ein paar freundliche Nachfragen stellte, wurde der jeweilige Gast von Vasilis Verwalter an seinen oder ihren Platz an einer Festtafel geführt, die in sanftes Kerzenlicht getaucht war.
    Er platzierte Vallon und Hero zu Vasilis rechter

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