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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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Stirn. «Aber deine Hochzeit …»
    «Wird nicht stattfinden. Ich habe Island als Dame von hohem Stand verlassen.» Caitlin strich sich übers Haar, als wollte sie ihren Statusverlust an der Länge ihrer Zöpfe abmessen. «Ich werde nicht als bedürftiges Frauenzimmer nach Norwegen gehen. Davon abgesehen war ich von dieser Verbindung ohnehin nie überzeugt.»
    «Also wirst du nach Island zurückkehren.»
    «Nicht dieses Jahr, wo der Winter so kurz bevorsteht. Und vielleicht auch niemals. Ich könnte die Demütigung nicht ertragen. Ich weiß, wie mich die Leute hinter meinem Rücken verspotten würden – ist von zu Hause weg, um einen Grafen zu heiraten, weil ihr in Island keiner gut genug war. Und jetzt, wo sie zurück ist, muss sie einen von ihren verschmähten Bewerbern nehmen, wenn sie nicht als alte Jungfer sterben will.»
    «Was wirst du also machen?»
    «Ich habe beschlossen, eine Pilgerreise nach Konstantinopel zu unternehmen. Dort werde ich für Helgis Seele eine Messe lesen lassen.»
    «Und wie wirst du reisen?»
    Caitlin antwortete nicht.
    «Möchtest du mit uns kommen?»
    «Mit dir, ja.» Sie sah auf. «Mit dir.»
    In Vallon stieg leise Panik auf. «Weiß Drogo davon?»
    «Von meiner Reise nach Konstantinopel oder von meinen Gefühlen für dich?»
    Vallon rieb sich mit den Fingerknöcheln über die Augenbraue. «Was du mir da gerade anvertraust, überfordert mein Fassungsvermögen, weißt du. Wann genau haben denn diese Gefühle dein Bedürfnis verdrängt, mich umzubringen?»
    «Mir ist klargeworden, dass sich die Prophezeiung erfüllt hat. In der Nacht, in der ich mich um dich gekümmert habe, als du verletzt warst. Als ich dich in den Armen hielt, hast du meinen Namen gesagt.»
    «Ich habe deinen Namen gesagt?» Vallon wurde bewusst, dass er die Stimme erhoben hatte. Er warf einen Blick auf die geschlossene Tür.
    «Voller Zärtlichkeit. Du hast mich deine Prinzessin genannt.» Sie errötete. «Und du hattest auch noch andere Namen für mich.»
    «Ich war im Fieberwahn. Gott weiß, was für einen Unsinn ich von mir gegeben habe. Es tut mir leid, wenn ich etwas Peinliches gesagt habe.» Dann breitete sich Verständnislosigkeit auf seinem Gesicht aus. «Welche Prophezeiung?»
    «Als ich ein kleines Mädchen war, hat mir eine Frau mit dem zweiten Gesicht erklärt, dass ein dunkelhaariger Fremder aus einem fernen Land mein Herz stehlen und mich übers Meer bringen würde. Diese Prophezeiung ist einer der Gründe, aus denen ich keinen Isländer geheiratet habe. Schon als ich dich das erste Mal gesehen habe, wusste ich, dass du es bist.»
    «An dem Tag, als wir uns kennengelernt haben, hast du mich angesehen wie etwas, in das du versehentlich hineingetreten bist.»
    «Ich musste meine Gefühle vor Helgi verbergen. Er kannte die Prophezeiung und fragte mich immer wieder, was ich von dir hielte. Ich musste so tun, als würde ich dich hassen.»
    «Du hast also Theater gespielt, als du Helgi am See befohlen hast, gegen mich zu kämpfen?»
    «Was hätte ich denn sonst tun sollen? Du hast mich beim Baden beobachtet. Er hätte dich auf jeden Fall herausgefordert, ganz gleich, was ich gesagt hätte. Wenn ich ihn nicht angestachelt hätte, wäre er meinen wahren Gefühlen auf die Spur gekommen.»
    Da gab es noch eine Menge zu klären, einschließlich der Frage, welches Verhältnis genau Caitlin zu ihrem Bruder gehabt hatte. Doch dafür war jetzt nicht der rechte Augenblick. Vallon schüttelte sich leicht. «Drogo ist vernarrt in dich. Drogo hasst mich. Wenn er herausfindet, dass du … dass deine Zuneigung …»
    «Du musst ihn wegschicken. Er will immer noch dein Blut fließen sehen. Eine Eiterbeule, die er aufstechen muss, wie er es ausdrückt.»
    «Nur um es klarzustellen. Also erwiderst du seine Gefühle nicht?»
    Caitlin reckte stolz das Kinn. «Er langweilt mich. Einen Mann, der wie ein Hund hinter mir herläuft, kann ich nicht ernst nehmen.»
    Vallon ging auf und ab. «Und was ist mit Torstig und Olaf?»
    «Sie kommen mit mir nach Konstantinopel. Nachdem Helgi nun tot ist, wollen sie in die Dienste des Kaisers eintreten.»
    «Sonst noch jemand?»
    «Nur meine Mägde.»
    «Nur deine Mägde», echote Vallon. Er atmete tief ein. «Du kannst eine von ihnen mitnehmen – die junge. Wie heißt sie?»
    «Asa.»
    «Wir nehmen keine Passagiere mit. Du musst deinen Beitrag leisten.»
    «Ich fürchte mich nicht vor schwerer Arbeit. Warte nur ab. Du wirst sehen, dass ich genauso stark bin wie du.»
    Vallons Mundwinkel

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