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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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kann.»
    «Sogar zu ehrlich. Die meisten Führer, die Fremde durchs Land begleiten, würden sie aufs Kreuz legen.»
    Vallon schüttelte entnervt den Kopf. «Wie ging dieser Satz noch mal, den Raul immer gesagt hat? ‹Dein Verstand ist so verdreht wie ein paar Schweinedärme.› Du wirst doch wohl nicht glauben, dass die Träger bei Vasilis Komplott mitmachen.»
    «Nein. Deswegen denke ich auch, dass Vasili zuschlagen wird, nachdem wir die Träger am Dnjepr ausbezahlt haben. Wir müssen an einer anderen Stelle an den Fluss kommen als an der, die Oleg aussucht.»
    «Ich kann unserem Führer wohl kaum vorschreiben, welchen Weg er nehmen soll.»
    In diesem Moment rief Oleg, es sei Zeit, wieder in die Boote zu steigen.
     
    Die meisten Mitglieder des Konvois dösten über den Riemen, während sie durch die Wälder den Fluss hinunterglitten. Doch sie konnten sich nur kurze Zeit erholen. Schon ein paar Meilen flussab befahl Oleg ihnen, zu einem Nebenfluss zu rudern, der auf der linken Seite einmündete.
    «Wohin kommen wir auf diesem Fluss?», fragte Vallon.
    «Smolensk», sagte Oleg. «Zwei Tage.»
    «Herr Vasili hat uns geraten, um Smolensk einen Bogen zu machen.»
    «Ja, ja. Wir treffen südlich von Smolensk auf den Dnjepr. Morgen werde ich ein Stück vorausfahren, um noch mehr Träger anzuheuern.»
    Das waren die ersten verdächtigen Sätze, die Oleg von sich gegeben hatte. Vallon sprach in arglosem Tonfall weiter. «Mir wäre es lieber, wenn du bei uns bleibst.»
    «Ivanko kennt den Weg ebenso gut wie ich. Keine Sorge, morgen essen wir wieder wie üblich gemeinsam zu Abend.»
    «Es ist sehr bedauerlich, dass wir diesen breiten Fluss so schnell verlassen.»
    Als Oleg lächelte, verschwanden seine Augen beinahe in der Lidfalte über seinen hohen Wangenknochen. «Verehrter Herr, Ihr könnt auf der Dwina bis zum Baltikum fahren, aber näher als hier kommt sie an den Dnjepr nie heran.»
    Sein Auftreten war harmlos. Sein Benehmen war vorbildhaft gewesen. Waylands Instinkte waren nicht untrüglich. In zwei Tagen wären sie am Dnjepr.
    Oleg hatte sich umgedreht, um eine Umladung der Fracht zu überwachen. Die Träger witzelten gutgelaunt herum. Vallon spürte Waylands Blick auf sich.
    «Lass die Waren, wo sie sind.»
    Oleg sah auf. «Wie?»
    «Wir nehmen einen anderen Weg.»
    Oleg verzog verblüfft das Gesicht. «Aber das hier ist der Weg.»
    «Er gefällt mir aber nicht.»
    Oleg schlüpfte in die Rolle des Mannes, der es mit einem schwierigen Kunden zu tun hat. «Ich kenne alle Portagen, und das hier ist die einfachste, das versichere ich Euch.»
    «Es mag die einfachste sein. Aber ich will eine andere nehmen.»
    Oleg ließ sich seinen Ärger nicht anmerken. «Es gibt einen anderen Weg, aber dafür muss man zwei Tage flussauf rudern und kommt oberhalb von Smolensk heraus. Ihr habt gesagt, dass Ihr nicht durch Smolensk fahren wollt.»
    «Das werde ich auch nicht. Ich will, dass du uns weiter flussab zum Dnjepr führst.»
    Oleg trat von einem Fuß auf den anderen und deutete wieder auf den Nebenfluss. «Aber das ist der Weg. Es gibt keinen anderen.»
    «Finde einen.»
    Oleg zog die Mütze vom Kopf und knetete sie zwischen den Händen. «Ich verstehe nicht, warum Ihr mir diese Schwierigkeiten macht.»
    Die Träger und die anderen Reisenden verfolgten das Gespräch mit verständnislosen Blicken. «Hast du den Verstand verloren?», fragte Drogo.
    «Halt dich raus», sagte Vallon. Er hatte sich wie ein Grobian benommen, weil er Oleg die Maske herunterreißen wollte. Doch er hatte keinen Erfolg gehabt. Der Führer hatte sich benommen, wie es jeder anständige Mann getan hätte, wenn er es mit einem Tölpel und Einfaltspinsel zu tun bekam. Nun, jetzt war es zu spät, um das Steuer herumzuwerfen.
    «Wenn du uns nicht zu einem anderen Weg führst, suchen wir uns selbst einen.»
    Oleg schloss die Augen. Er murmelte etwas vor sich hin und riss dann die Arme hoch. «Ja!», schrie er. «Findet Euren eigenen Weg!» Er rief etwas auf russisch, stürmte zu den Trägern hinüber und schlug ihnen auf den Rücken. Ahnungslos, was diese Kehrtwende verursacht hatte, begannen sie, ihre Sachen zu packen.
    «Die Männer bleiben hier», befahl Vallon.
    Oleg drehte sich zu ihm um. «Sie arbeiten nicht mehr für Euch. Es hat keinen Zweck, sie Eure Boote einen Weg entlangschleppen zu lassen, den es nicht gibt.»
    «Ich bin derjenige, der sie bezahlt.»
    Oleg spuckte aus. «Behaltet Euer Silber. Vasili wird sie aus seiner eigenen Börse

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