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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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Behausung zu sehen, nicht einmal ein Baum, an dem man Entfernungen hätte abschätzen können. Der heftige Wind ließ das Gras schwanken.
    «Warum haben sie sich in einer so gefährlichen Gegend niedergelassen?»
    «Die Erde hier besteht aus ertragreichem Lehmboden. Die Kumanen waren schon seit ein paar Jahren nicht mehr so weit im Norden. Die Bauersleute haben ihr Glück versucht und verloren.»
    Die menschenleere Weite jagte den Russen Angst ein. Sie rannten beinahe zu den Schiffen zurück und ließen den Bauern unbeerdigt liegen. Vallon und Wayland blieben noch etwas länger, lauschten auf den Wind im Gras und sahen den Wolkenschatten zu, die über die Steppe segelten. Sie stellten sich vor, wie der Bauer von einer alltäglichen Verrichtung aufgesehen und bewaffnete Reiter am Horizont entdeckt hatte.
    Vallon zog die Schultern hoch. «Gehen wir.»
     
    Der Dnjepr floss noch eine ganze Weile ruhig dahin, bis das linke Ufer steiler zu werden begann und die Strömung schneller wurde, weil sich das Flussbett zwischen Felsklippen verengte. Seit Kiew waren sie in südöstlicher Richtung gefahren. Nun verlief der Dnjepr direkt nach Süden, und die Reisenden sahen ihn durch eine Spalte in einem Felsplateau etwa vier Meilen flussab verschwinden.
    «Pohori»
, rief Igor und deutete auf die Lücke. «Stromschnellen.»
    Die Sonne hatte ihren höchsten Stand noch nicht erreicht, als die Lotsen die Tagesetappe an einer grasbestandenen Insel vor der Einmündung eines Nebenflusses beendeten. Weil die Tage inzwischen wesentlich kürzer als die Nächte waren, würden sie zwei Tage brauchen, um alle neun Stromschnellen hinter sich zu bringen. Wenn sie am kommenden Morgen beim ersten Tageslicht aufbrachen, konnten sie bis Sonnenuntergang die ersten fünf bewältigen.
    Vallons Leute brachten die Pferde von Bord und legten ihnen an den Vorderläufen Beinfesseln an, bevor die Tiere grasen durften. Wayland und Syth brachen auf, um Futter für die Falken zu jagen. Vallon und Hero schlenderten an den Rand der Insel und sahen über den sandfarbenen Fluss, der sich auf die Lücke in den Granitwänden zuschlängelte. Der Himmel schwebte wie ein blauglasierter Teller über ihnen, auf den ein paar Schönwetterwolken getupft worden waren.
    Hero warf Vallon einen Seitenblick zu. «Drogo wird bald den nächsten Versuch unternehmen, unsere Pläne zu durchkreuzen. Je näher wir ans Ziel kommen, desto erbitterter wird er gegen uns arbeiten.»
    Vallon nickte. «Ich setze ihn und Fulk aus, sobald wir die Stromschnellen und das Gebiet der Kumanen hinter uns haben.»
    «Sie werden in der Steppe nicht lange überleben.»
    «Ich bin nicht so erbarmungslos, sie zum Tode zu verurteilen. Wir geben ihnen das Ersatzboot und genügend Vorräte, dass sie es bis zum Schwarzen Meer schaffen können. Wenn sie es erreichen …» Er unterbrach sich. «Da kommen Wayland und Syth.»
    Sie kamen von der anderen Seite der Insel und liefen eilig auf sie zu. Vallon lächelte. «Kein Glück?»
    «Reiter auf dem Westufer», sagte Wayland. Er nahm Vallon am Ellbogen und drehte ihn um. «Sie halten sich in Deckung, aber sie beobachten uns. Am besten tun wir so, als hätten wir sie nicht bemerkt.»
    «Sind es Viehhirten?»
    «Nein, sie haben Schilde und sowohl Seitenwaffen als auch Bögen. Ich habe vier gezählt, aber vielleicht sind es noch mehr. Wir müssen von der Insel weg. Das Wasser auf der anderen Seite ist seicht genug, dass wir durchreiten können.»
    Vallon richtete den Blick auf ihr Lager. «Wir sollten uns genau überlegen, was wir machen. Die Russen könnten uns im Stich lassen, wenn sie mitbekommen, dass Kumanen in der Gegend sind.»
    Auf dem Weg zum Lager stimmten sie einen Handlungsplan ab. Als sie ankamen, saß Richard allein am Feuer, und sie erzählten ihm von den Reitern. Sonst erfuhr niemand mehr davon. Hero ging zum Lager der Russen hinüber und lud die Lotsen zu Vallon ein, um den Weg durch die Schlucht zu besprechen. Vallon begrüßte sie gut aufgelegt, und Richard reichte ihnen Becher mit Honigwein.
    «Also», sagte Hero. «Erzählt uns mehr über die Stromschnellen.»
    Igor betete seine Antwort wie eine Litanei herunter. «Die erste heißt Kaidac. Sie hat vier Stufen.» Er ahmte eine Ruderbewegung nach. «Man hält sich auf der linken Seite. Die nächste ist Die Heftige, bei den Warägern heißt sie Die Schlaflose. Kurz danach kommt man an den gefährlichen Wogen-Fall mit drei Stufen und vielen gefährlichen Felsblöcken weiter flussab. Dann folgt Die

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