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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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keine Schwerter, und er glaubte nicht, dass sie es auf einen Nahkampf ankommen lassen würden.
    Ein Pfeil grub sich nur wenige Zoll vor Syths Gesicht in die Erde. «Wayland, wenn wir nicht bald etwas unternehmen, bekommen wir es mit der ganzen Horde zu tun.»
    Er überprüfte noch einmal den Stand der Sonne. Wie schnell sie um diese Jahreszeit zum Horizont wanderte. Er vermutete, dass die Nomaden ihre Köcher inzwischen halb geleert haben mussten. Er selbst hatte noch achtzehn Pfeile übrig, und Syths Köcher war noch ganz gefüllt. Er suchte den Westen nach Reitern ab. Sie konnten nicht mehr weit sein.
    Dann stand er auf und hielt seinen Bogen über den Kopf. Die Nomaden starrten ihn verwundert an. Er ahmte einen Bogenschuss nach, schlug sich auf die Brust, und deutete dann auf seine Angreifer.
    Syth zog an seinem Bein. «Was machst du da?»
    «Ich fordere sie zu einem Wettschießen heraus.»
    «Und wenn sie dich töten?»
    «Das werden sie nicht. Einer ist ein halbes Kind, das seinen Bogenarm erst noch entwickeln muss. Der andere ist ein durchschnittlicher Schütze, nur weiß er das selbst nicht. Er muss meinen Bogen im Vergleich zu seinem für eine ziemlich plumpe Waffe halten.»
    Er ging mit langsamen Schritten auf die beiden Nomaden zu. Die Sonne warf seinen Schatten in ihre Richtung. Der Jüngere stieß einen Schrei aus und richtete sein Pferd für einen Angriff aus. Doch sein Gefährte rief ihn zurück. Sie beobachteten, wie Wayland näher kam. Als er noch etwa dreihundert Schritt entfernt war, blieb er stehen, breitete die Arme aus und lud die beiden so zum Schießen ein.
    Der ältere Nomade nahm die Herausforderung an und schien sofort die Regeln zu verstehen. Er stieg vom Pferd und ließ seinen Begleiter die Zügel halten. Er verkürzte die Entfernung um noch etwa fünfzig Schritt, spannte seinen Bogen und schoss, anscheinend ohne zu zielen. Sein Pfeil flog niedrig und bohrte sich vierzig Schritt vor Wayland in den Boden. Der Nomade griff nach einem weiteren Pfeil, um noch einmal zu schießen, doch Wayland hob die Hand und deutete dann auf sich selbst. Ich bin dran.
    Er schätzte das Zuggewicht des gegnerischen Bogens auf weniger als fünfzig Pfund, die Hälfte dessen, was seine eigene Waffe erforderte. Er wählte seinen leichtesten Pfeil aus, um die größtmögliche Reichweite zu erzielen. Es war windstill, also konnte er weiter als dreihundert Schritt schießen. Er hatte die Sonne im Rücken, und er schoss den Pfeil hoch in die Luft, sah den Nomaden den Kopf zurücklegen, um dem Flug zu folgen. Der Pfeil ging nicht weit hinter ihm nieder. «Das musst du erst mal besser machen», sagte Wayland. Er machte noch zehn Schritte in Richtung seines Gegners und breitete erneut die Arme aus.
    Wieder flog der Pfeil des Nomaden zu kurz. Wayland blieb an derselben Stelle stehen, und sein nächster Pfeil grub sich knapp vor den Füßen seines Gegenübers in die Erde. Der Junge rief seinem Begleiter zu, er solle den Wettstreit abbrechen, und deutete nach Westen, um ihn daran zu erinnern, dass bald Verstärkung da sein würde.
    Doch der ältere Nomade winkte nur ab. Er blies die Backen auf und griff nach dem nächsten Pfeil, entschlossen, das tödliche Spiel bis zum Ende durchzuhalten.
    Noch zweimal schossen sie, die Entfernung zwischen ihnen betrug nun unter zweihundert Schritt. Als der Nomade zum fünften Mal den Bogen spannte, schrie Syth:
    «Sie kommen!»
    Wayland sah kurz über die Schulter. Etwa zwei Meilen entfernt waren vier schwarze Umrisse zu erkennen. Sein Gegner schoss, und sein Pfeil zog beinahe einen Scheitel durch Waylands Haar.
    Der Junge stieß einen Ruf aus und deutete auf die Reiter. Sein Gefährte – Bruder, Cousin – schaute zu der anrückenden Verstärkung hinüber, dann drehte er sich wieder um und breitete in Erwartung des letzten Pfeils die Arme aus. Wayland legte seinen schwersten Pfeil ein und schätzte Entfernung und Wind ab – gute hundertachtzig Schritt und ein Hauch von Seitenwind. Er lehnte sich leicht vor und wieder zurück, richtete seine Gedanken konzentriert auf das Ziel aus, lehnte sich von dem Bogen weg, bis er beinahe in Sitzhaltung war und die Pfeilnock bis zu seinem Ohr zurückgezogen hatte, während die Spitze des Pfeils zum Himmel zeigte. Er hielt den Pfeil einen Moment lang so, bevor er ihn abschoss. In dem Augenblick, in dem er ihn abschnellen ließ, wusste er, dass er niemals einen genauer gezielten Pfeilschuss abgegeben hatte. Er beobachtete, wie der Pfeil zum Himmel

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