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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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Käfige auf und hängte sie sich über die Schulter. Dann ging er, das Seil hinter sich entrollend, hinaus. Die Flüchtlinge nahmen das Seil auf, jeder hielt sich an einem Knoten fest, und so machten sie sich auf den Weg in die feuchte Nacht.
    Einige Unentwegte feierten immer noch im Palas, doch die übrige Welt hatte sich zur Ruhe begeben. Wie Diebe und Sünder schlichen sie vorwärts. Sie waren noch nicht weit gegangen, als Hero an den Mann vor sich stieß und von dem Mann hinter sich in die Hacken getreten wurde. Von oben kamen gedämpfte Stimmen. Sie mussten unter dem Torhaus sein.
    «Ist es offen?», hörte er Vallon flüstern.
    Die Antwort hörte er nicht, doch gleich darauf spannte sich das Seil in seinen Händen, und er bewegte sich wieder vorwärts. Er wusste erst, dass sie durch das Tor waren, als er das Geräusch vernahm, mit dem jemand hinter ihnen den Riegel vorlegte.
    «Zusammenbleiben», flüsterte Vallon. «Wenn jemand den Anschluss verliert, wird nicht nach ihm gesucht.»

VII
    W ayland führte die Gruppe auf den bewaldeten Hügel, und die Flüchtlinge stolperten hinter ihm her. Der Nebel schlug sich auf den Bäumen nieder und tropfte mit entnervender Unregelmäßigkeit von den Zweigen auf ihre Köpfe herunter. Nach einem langen, mühsamen Aufstieg kamen sie aus dem Nebel und sahen das Meilenkastell vor sich. Als sie es erreicht hatten, kroch ein fahler, gelblicher Lichtsaum über den östlichen Himmel. Wayland warf einen Blick zurück auf das Wolkenmeer, das mit dunklen Riffen und Inseln durchsetzt war. Weit im Westen erhoben sich in der schwachen Helligkeit schneebedeckte Berge unter den verblassenden Sternen. Kein noch so schwacher Windhauch bewegte die Luft.
    Richard lag im Gras und schluchzte, als bräche ihm das Herz. Raul stieg in den Turm, um die Vorräte zu holen.
    «Seht», rief Hero und deutete auf einen winzigen Umriss, der sich über einem Hügel weit im Süden erhob. «Da ist der Galgen, an dem wir auf unserer Reise hierher vorbeigekommen sind.»
    Vallon straffte sich. «Bei eurer Geschwindigkeit werden wir noch zu Krähenfutter, bevor es Mittag ist. Wo geht es jetzt weiter?»
    Wayland deutete nach Westen, den Wall entlang. Sein Verlauf war meilenweit sichtbar, er hob und senkte sich im Nebel wie das Rückgrat eines Seeungeheuers.
    «Dann los», sagte Vallon und ging voraus. Die anderen setzten sich nur zögernd in Bewegung. Vallon warf einen Blick über die Schulter. «Worauf wartet ihr?»
    Wayland deutete auf die Käfige.
    «Er will diese Greifvögel freilassen», sagte Raul.
    «Es kümmert mich einen Rattendreck, was er will.»
    «Hauptmann, Wayland macht alles auf seine eigene Art.»
    «Aber jetzt nicht mehr. Und das gilt für dich genauso.»
    «Verstanden, aber wir brauchen Wayland dringender als er uns. Am besten lässt man ihm seinen Willen.» Raul rülpste laut, schulterte den Verpflegungskorb und drehte sich wie ein dämonischer Straßenhändler jäh um. Nachdem Vallon einen Moment lang unschlüssig und ärgerlich dagestanden hatte, folgte er ihm.
    Wayland ließ sich Zeit. Er wartete, bis die Sonne aufging und das Wolkenmeer rosa färbte, bevor er den Käfig mit dem Hühnerhabicht öffnete. Das Tier funkelte ihn an, ruckte mit dem Kopf, und erhob sich in die dunstige Luft. Schon am Abend würde der Vogel wieder so wild sein wie an dem Tag, an dem ihn Wayland eingefangen hatte. Dann ließ Wayland die Wanderfalken frei. Er hatte sie seit Sir Walters Weggang vor mehr als einem Jahr nicht mehr fliegen lassen. Sie hatten ihre Tage im Freigehege verbracht, wo sie die Flügel spreizten und ihre wilden Artgenossen beobachteten, die mit dem Wind segelten. Das Weibchen flog schwerfällig und landete auf dem Wachturm, doch der Terzel schwang sich in die Lüfte, als hätte er nur auf diesen Augenblick gewartet und als wisse er genau, welche Richtung er einschlagen musste. Steigend und sinkend flog er, ein dunkler, flackernder Stern, den Wayland mit den Augen verfolgte, als trüge er all seine Hoffnungen und Träume mit sich. Unbewegt sah er dem Vogel nach, bis er im Himmel verschwunden war.
    Die Flüchtlinge hatten mittlerweile das nächste Meilenkastell des Römerwalls erreicht. Vallon drehte sich zu Wayland um und winkte, dann ließ er den Arm sinken und führte die bunt zusammengewürfelte Truppe weiter. Als sie außer Sicht waren, ging Wayland in den Hof der Festung. Zwischen den langen Schatten wirkten die Erhebungen und Senken in dem Innenhof wie Gräber. Sein Blick wanderte über

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