Der Thron der Welt
Dann sah er sich mit wütender Entschlossenheit um, und sein Blick blieb an Faruq hängen. Er packte die Hand des Würdenträgers und zog Faruq einen Rubinring vom Finger. Dann hielt er den Ring über das in der Waagschale aufgehäufte Silber.
«Hoffentlich gibt das den Ausschlag», murmelte Vallon.
Suleiman ließ den Ring auf das Silber fallen. Die erbebende Schale sank, der Falke hob sich. Die Zuschauer applaudierten, und Faruq rang sich ein schwaches Lächeln ab. Der Emir hielt Vallon den Lederbeutel hin.
«Das Silber gehört Euch», sagte Faruq.
Vallon stieß Wayland an. «Du hast es gewonnen. Du sammelst es ein.»
Verlegen ging Wayland nach vorn. Er nahm eine Münze, ließ sie in den Beutel fallen, und sah zu den anderen zurück.
«Es ist keine List», sagte Hero.
Wayland füllte den Beutel, bis noch etwa eine Handvoll Silber in der Waagschale lag. Er zögerte, ließ den Rest der Münzen in seine Hand gleiten, und gab sie Ibrahim. Der Falkenmeister umarmte ihn. Die Anwesendenden applaudierten noch einmal.
Suleiman hatte wieder auf seinem Thron Platz genommen. Faruq stand lauschend neben ihm und strich sich dabei über den Finger, an dem der Ring gesteckt hatte. Dann drehte er sich zu Vallon und seinen Begleitern um. «Seine Exzellenz wird Euch noch weitere Wohltaten erweisen.»
Jetzt kommt der Haken, dachte Vallon.
Faruq trat vor ihn. «Seine Exzellenz bietet Euch eine Stellung als Hauptmann über eine Hundertschaft in seiner Leibwache an. Mit dem Titel sind Landeigentum und ein Haus in Konya verbunden. Und zu jedem Sonnenuntergang werden vor Eurer Grundstücksgrenze Trompeter Euren Rang proklamieren.»
Hero schob sich neben Vallon. «Nehmt den Posten an, wenn es das ist, was Ihr wollt. Macht Euch um mich keine Gedanken.»
«Und was ist mit dem Evangelium?» Vallon verbeugte sich vor dem Emir. «Seine Exzellenz erweist mir mehr Ehre, als mir zusteht. Übermittelt ihm meinen bescheidenen Dank, und erklärt ihm, dass ich meine Dienste schon in Byzantium versprochen habe.»
Die Seldschuken murmelten sich kopfschüttelnd Bemerkungen zu. Der Emir nahm seine Nasenspitze zwischen Daumen und Zeigefingerknöchel. Dann zupfte er sich am Bart. Faruq kam zu Hero.
«Seine Exzellenz schätzt sämtliche Bereiche der Bildung. Er lädt Euch ein, Euch in seinem Hausstand eine Position als Schreiber, Übersetzer oder Arzt auszusuchen. Er beabsichtigt, in Konya ein Hospital zu eröffnen, und sähe es gern, wenn Ihr darin arbeitet.»
Hero warf Vallon einen panischen Seitenblick zu. «Wie soll ich darauf antworten?»
«Mit der Wahrheit. Wenn du die Stellung willst, dann sag es.»
Hero strich sich nervös über den Hals. «Seine Exzellenz hat sich einen übermäßig günstigen Eindruck von meiner medizinischen Erfahrung gebildet. Ich bin nur ein Student und habe noch Jahre des Lernens vor mir, bevor ich als Medikus gelten kann. Und wenn es so weit ist, kehre ich gern nach Rum zurück, um das Wissen, das ich erworben habe, mit den Experten Seiner Exzellenz zu teilen.»
Noch mehr missbilligendes Gewisper von den Seldschuken. Der Emir lehnte sich mit unheilvoller Lässigkeit zurück. Er sagte etwas, und Faruq wandte sich an Wayland.
«Der Emir bietet dir eine Stellung als Unterfalkner an», sagte Hero.
«Ich weiß nicht. Darüber muss ich nachdenken. Und ich müsste mit Syth darüber reden.»
Hero warf einen Blick auf Suleiman. «In seiner Welt treffen die Männer die Entscheidungen. Er erwartet deine Antwort hier und jetzt.»
Vallon lächelte Faruq an. «Gebt uns einen Moment zum Nachdenken.» Er nahm Wayland beiseite. «Hast du für die Zeit in Konstantinopel irgendetwas Bestimmtes geplant?»
«Nein. Ich will nicht in einer Stadt leben.»
«Du könntest nach England zurückkehren.»
«Solange Syth schwanger ist, können wir nicht reisen.»
«Dann rate ich dir, das Angebot des Emirs ernsthaft zu erwägen. Du weißt, was für eine Art Hofhaltung er betreibt. Du hast gesehen, wie grausam er sein kann, wenn ihm jemand in die Quere kommt; aber nachdem du so dicht davor warst, von ihm getötet zu werden, glaube ich nicht, dass er sich dazu noch einmal entschließen würde.»
Wayland sah Ibrahim an. Der Falkenmeister lächelte ermutigend.
«Ich würde das Angebot nicht annehmen, wenn es bedeutet, dass ich Syth verlassen muss.»
«Das bedeutet es nicht.»
«Muss ich zum Islam übertreten?»
«Der Emir wird nicht darauf bestehen. Er beschäftigt schließlich schon genügend Juden und Christen in seiner
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